Huawei P30 Pro: Vier Kameras mit Nachtsicht im Kurztest

Huawei schraubt bei den Handys P30 und P30 Pro weiter an den Kameras. Ergebnis: ein 5-fach-Tele und ein Nachtsichtmodus, der vielleicht das Pixel 3 übertrifft.

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Huawei P30 Pro: Vier Kameras mit Nachtsicht im Kurztest
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla
Inhaltsverzeichnis

Die Highlights der High-End-Smartphones Huawei P30 und P30 Pro werden wie bei den Vorgängern die Kameras. Das P30 hat drei Knipsen auf der Rückseite eingebaut, das P30 Pro gar vier. Beide Geräte haben eine Superweitwinkelkamera, eine mit Weitwinkel und eine 5x-Telekamera.

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Letztere ist technisch besonders interessant: Ein 5-facher optischer Tele erfordert eine aufwendigere Optik mit mehreren Linsen. Diese erfordern so viel Platz, dass der Kamerabuckel außergewöhnlich dick werden würde, wenn man die Kamera auf herkömmliche Art einbauen würde. Stattdessen nutzt Huawei eine Art Periskop, das das Licht per Prisma um 90 Grad umlenkt. So können die Kameraoptik und der Sensor-Chip im rechten Winkel zur Kameraöffnung eingebaut werden. Solch eine Technik präsentierte Oppo bereits 2017, hier taucht sie das erste Mal in einem marktreifen Smartphone auf.

Über den 5-fachen optischen Zoom hinaus lässt sich bis zu 10-fach (270 mm) per „Hybrid-Zoom“ vergrößern. Huawei versteht darunter eine Mischung aus optischem und digitalem Zoom, der per Software – Huawei spricht von künstlicher Intelligenz – aufbereitet wird. Tatsächlich wiesen die von uns im Kurztest geschossenen Bilder eine akzeptable Qualität auf. Solange man die Bilder nur auf dem Smartphone betrachtet oder für Social Media verwendet, reicht die Auflösung. Wer schmerzfrei ist, kann auch digital bis 50-fach zoomen. Die Bilder, die wir so produziert haben, möchte man aber niemanden mehr vorzeigen.

Auf der Rückseite des P30 Pro findet sich außerdem eine Time-of-Flight-Kamera (ToF). Sie misst, wie lange ein Lichtsignal von der Kamera bis zu einem Objekt und wieder zurück unterwegs ist. Mithilfe der gewonnen Entfernungsdaten kann beispielsweise ein künstliches Bokeh, also eine Unschärfe, präziser ins Bild eingearbeitet werden. Tatsächlich hatte die Kamera des P30 Pro im Kurztest weniger mit den Kinderkrankheiten des künstlichen Bokehs zu kämpfen als viele andere Geräte: Haarsträhnen wurden korrekterweise scharf belassen und hoben sich vom Hintergrund ab.

Huawei P30 und P30 Pro (9 Bilder)

Im Kurztest beeindruckt haben uns auch die Fähigkeiten der Weitwinkelkamera mit 40 Megapixel. In den Standardeinstellungen knipst sie mit 10 Megapixel. Statt eines klassischen Bayer-Filters mit roten, blauen und grünen Farbfiltern nutzt das P30 einen Filter mit gelben statt grünen Filtern. Dadurch soll mehr Licht durch den Filter zum Sensor dringen. Huaweis Erklärung: Gelb habe ein breiteres Spektrum als Grün. Huawei erklärte weiter, dass für die neue Art von Filter die gesamte Kamera-Hard- und Software angepasst werden müsse. Das sei auch die Erklärung, warum dieses Konzept noch kein anderer Hersteller nutzte.

Ob Huaweis Kausalkette einen Sinn ergibt, konnten wir noch nicht überprüfen. Wir konnten die Kamera des P30 Pro lediglich antesten und die Ergebnisse für sich sprechen lassen: Im Kurztest fotografierten wir mit dem P30 Pro und dem Apple iPhone Xs Max ein Gemälde in einer Dunkelkammer. Einen genauen Wert der Helligkeit im Raum konnten wir leider nicht ermitteln; allerdings war es so dunkel, dass mit den Augen nicht mal mehr Umrisse zu erkennen waren (<0,1 Lux).

Das iPhone Xs Max lieferte ein komplett schwarzes Bild – sicherlich hat das iPhone nicht die beste Kamera, es liegt aber zumindest im Mittelfeld der High-End-Smartphones. Das P30 Pro hingegen lieferte ein Bild, das sich sehen lassen kann. Es waren alle Details zu erkennen. Eins von drei Bildern war vollkommen scharf, zwei leicht unscharf. Einziger Negativpunkt war ein Rotstich.

Nachtbilder des Huawei P30 Pro (3 Bilder)

Das bei fast völliger Dunkelheit aufgenommene Foto zeigt zwar etwas verfälschte Farben, das Motiv und Details sind aber deutlich zu erkennen.

Der Test mit den beeindruckenden Ergebnissen fand im normalen Kameramodus statt, in dem die Kamera etwa eine Sekunde brauchte, um das Foto zu schießen. Den Nachtmodus mit einer Belichtungszeit von etwa fünf Sekunden konnten wir noch nicht ausprobieren. Theoretisch unterstützt die Kamera des P30 einen ISO-Wert von 409.600 (P30: ISO 204.800). Wie sehr diese Aufnahmen rauschen, konnten wir uns noch nicht ansehen. Zum Vergleich: Die Spiegelreflexkamera Canon 5D Mark IV unterstützt einen ISO-Wert von 102.400. Spannend wird ein Vergleich des P30 mit dem Google Pixel 3, das wir leider nicht dabei hatten. Letzteres schießt momentan die besten Fotos bei geringer Beleuchtung.

Die meisten Bildverbesserungen und -stabilisierungen, die das P30 auf Fotos anwendet, kommen auch beim Dreh von Videos zum Einsatz. Solange man nicht zoomt, produzierten die Testgeräte ein stabiles, unverwackeltes Bild. Beim Dreh mit der Telekamera kam es aber zu ungewollten Bewegungen auf den Videos. 4K-Filme zeichnen die Kameras nur mit 30 fps auf.

Die Frontkamera bringt Huawei in einem vergleichsweise kleinen Einschnitt oben im Display (alias Notch) unter. Andere Hersteller wie die Huawei-Tochter Honor sind schon dazu übergegangen, nur noch ein Loch ins Display zu stanzen für die Frontkamera. Allerdings schien uns Huaweis Lösung im Kurztest noch unauffälliger und weniger störend. 32 Megapixel nimmt die Frontkamera auf. 3D-Informationen wie beim Mate 20 Pro sammelt sie nicht und so funktioniert die Gesichtsentsperrung nur mit 2D-Daten und lässt entsprechend an Sicherheit vermissen.

Für die komfortable Entsperrung des Geräts ist stattdessen ein Fingerabdrucksensor hinter dem Display eingebaut. Er funktioniert optisch und nicht per Ultraschall wie beispielsweise beim Samsung Galaxy S10. Der optische Scan bietet nicht das gleiche Maß an Sicherheit wie ein Ultraschallsensor. Er ist leichter zu überlisten und reagiert meist etwas träger. Zudem schimmert der Sensor bei einigen Geräten bei direktem Lichteinfall durch das Display hindurch. Beim P30 konnten wir das noch nicht genau untersuchen.

Bei den Displays handelt es sich um OLEDs in den Größen 6,1 Zoll (P30) und 6,47 Zoll (P30 Pro). Während die Anzeige beim P30 plan ist und nur abgerundete Ecken hat, sind die Display-Flanken beim P30 Pro leicht nach hinten gebogen wie man es von Samsung-Telefonen oder dem Mate 20 Pro kennt. Eine Always-on-Funktion, bei der das Smartphones Infos auf dem größtenteils abgeschalteten Display anzeigt, soll erst per Software-Update nach Verkaufsstart nachgeliefert werden.

Das P30 Pro wird es hierzulande mit 8 GByte RAM und 128 oder 256 GByte Flash-Speicher geben. Eine Version mit 512 GByte wird nur außerhalb Europas angeboten. Ergänzen kann man den Speicher nur mit einer proprietären Nano Memory Card (NM Card). Im Preisvergleich ist diese momentan nur mit 128 GByte verfügbar und kostet knapp unter 50 Euro. Eine vergleichbare MicroSDXC-Karte mit einer Leserate von 100 MB/s kostet hingegen nur gute 20 Euro.

Als SoC setzt Huawei in beiden Geräten den hauseigenen Kirin 980 ein, der im 7-nm-Prozess gefertigt wird. Die Gehäuse sind nach Schutzart IP53 (P30) beziehungsweise IP58 (P30 Pro) gegen Wasser und Staub geschützt. Eine Klinkenbuchse für Kopfhörer haben sie nicht. Ob ein Adapter mitgeliefert wird, stand noch nicht fest.

Das Huawei P30 und P30 Pro wird es hierzulande außer in schwarz in drei Varianten geben, die alle einen Farbverlauf haben und Namen, an denen sich offensichtlich die Marketingprofis ausgetobt haben: "Breathtaking Crystal" zeigt einen hübschen Verlauf von Blau über Türkis zu Grün, "Aurora" ähnelt in der Farbgebung "Breathtaking Crystal" zeigt aber noch Spiegeleffekte, die tatsächlich an die Schleier von Nordlichtern erinnern. "Amber Sunrise" fällt mit einem Verlauf von Orange zu Gelb aus dem gewohnten Rahmen, gefiel uns aber auf Anhieb auch sehr gut. Die ebenfalls präsentierte weiße Version des Geräts wird es hierzulande nicht geben.

Ab April werden erste Geräte hierzulande erhältlich sein, einige Farben erst später. Das Huawei P30 kostet 750 Euro, das Huawei P30 Pro mit 128 GByte 1000 Euro und mit 256 GByte 1100 Euro. Wer eines der Telefone zwischen 26. März und 4. April vorbestellt, erhält den Netzwerklautsprecher Sonos One ohne Aufpreis hinzu. Er kostet einzeln etwa 220 Euro.

Der Redakteur wurde von Huawei zur Produktvorstellung eingeladen.

Huawei P30 Huawei P30 Pro
Betriebssystem Android 9
Bedienoberfläche EMUI 9.1
Display 6,1“ OLED 6,47" OLED
Display-Auflösung 2340 x 1080
Prozessor Kirin 980
Prozessorkerne 4 x Cortex-A76 (2,6 GHz) + 4 x Cortex-A55 (1,8 GHz)
Grafik-Chip ARM Mali-G76
RAM 6 GByte 8 GByte
Flash-Speicher 128 GByte 128 / 256 GByte
Wechselspeicher Nano Memory Card
Superweitwinkelkamera 16 MP; f/2.2; 120 Grad 20 MP; f/2.2; 120 Grad
Weitwinkelkamera 40 MP; f/1.6; 27 mm
Telekamera 8 MP; f/3.4; 125 mm
LTE Cat.16 Cat.21
Bluetooth 5.0
Schutzart IP53 IP68
Akku 3650 mAh 4200 mAh
Preise (UVP) 750 Euro 1000 Euro (128 GByte) / 1100 (256 GByte)

(hcz)