Berichte über angebliche Zeitumkehr im Quantencomputer sind nicht zutreffend

Ein Fachaufsatz eines internationalen Forscherteams sorgt für Aufsehen. Von einem ersten Schritt zu einer Zeitmaschine kann allerdings nicht die Rede sein.

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Berichte über angebliche Zeitumkehr im Quantencomputer sind nicht zutreffend

(Bild: Photo by Djim Loic on Unsplash)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Sascha Mattke

Mehrere Medien insbesondere in den USA haben in der vergangenen Woche über eine angebliche "Zeitumkehr" berichtet, die Forschern aus Russland, den USA und der Schweiz auf einem Quantencomputer von IBM gelungen sein soll. Im Magazin Discover war sogar davon die Rede, dass möglicherweise Gesetze der Physik verletzt worden seien. Tatsächlich hatten die Forscher einen Fachaufsatz mit dem spektakulären Titel "Der Zeitstrahl und seine Umkehr im IBM-Quantencomputer" veröffentlicht. Doch von einer echten Umkehr der Zeit kann nach Aussage von anderen Experten nicht die Rede sein, berichtet Technology Review online in "Doch keine Zeitmaschine".

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Einige einfache physikalische Modelle sind zeitsymmetrisch. Beispielsweise eine idealisierte Version des Kreisens der Erde um die Sonne, in der beide perfekte Kugeln sind: Wenn man dieses System im normalen Zeitverlauf betrachtet, dreht sich die Erde im Uhrzeigersinn. Bei "umgekehrter" Zeit würde sie andersherum kreisen. Beides ist gleichermaßen realistisch. Die echte Welt aber sieht anders aus. Wenn sich Dinge im Zeitverlauf vorwärts abspielen, sehen sie anders als, als wenn die Zeit umgekehrt würde. Das gilt in vieler unterschiedlicher Hinsicht, unter anderem deshalb, weil die Entropie (sehr grob gesagt ein Maß für Unordnung) zunimmt.

Im Grunde kann man sich das Experiment vorstellen, wie ein rückwärts abgespieltes Video. Wenn man dergleichen nie zuvor gesehen hat, ist es interessant, etwa wenn Dampf zurück in einen Teekessel strömt. Der viel beachtete Fachaufsatz beschreibt eine Quantencomputer-Version eines solchen rückwärts laufenden Videos. "Wenn man auf dem Computer einen zeitlich reversiblen Prozess simuliert, kann man 'die Richtung der Zeit umkehren', indem man schlicht die Richtung der Simulation wechselt. Nach einem kurzen Blick auf den Aufsatz muss ich gestehen, dass ich nicht verstanden habe, warum das grundlegender sein sollte, wenn man für die Simulation einen IBM-Quantencomputer verwendet", sagt Scott Aaronson, Leiter des Quantum Information Center an der University of Texas.

Mehr dazu bei Technology Review online:

(sma)