RoboCup: Dumme Fehler kommen nicht mehr vor
Vom 2. bis 10. August findet in Seattle zum fĂĽnften Mal der Robot World Cup statt.
Vom 2. bis 10. August findet in Seattle zum fĂĽnften Mal der Robot World Cup, die Weltmeisterschaften im RoboterfuĂźball, statt. Ausgetragen werden die Meisterschaften im Washington State Convention and Trade Center. Organisiert wird der RoboCup von Manuale Veloso, Associate Professor fĂĽr Informatik an der Carnegie Mellon University.
Der RoboCup, gegründet mit dem Ziel, Forschung und Entwicklung in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz durch einen internationalen Wettbewerb zu fördern, zieht immer mehr Wissenschaftler an, die ihre Entwicklungen auf dieser Bühne testen wollen. 120 Mannschaften aus 25 Ländern haben sich angekündigt. Im ersten Jahr der Austragung im japanischen Nagayo waren es erst 40 internationale Teams gewesen. Neben den vier klassischen Ligen ist schon im letzten Jahr die RoboCup Junior League hinzugekommen, in der Schülermannschaften verschiedenen Alters sich in drei Wettbewerben qualifizieren können. Eine neue Dimension eröffnet die RoboCup Rescue League. Hier treffen Roboter in einer Art Katastrophenschutzübung sowohl in einer Liga mit realen Robotern als auch in einer Simulationsliga aufeinander. Die Rettungsroboter müssen an einem simulierten Unfallort nach Verletzten suchen. Seit dem vergangenen Jahr sind auch humanoide Roboter verschiedener Größe präsent und demonstrieren ihre Fähigkeiten.
Die meisten der in Seattle vertretenen deutschen Mannschaften ziehen mit hohen Erwartungen und guten Chancen in den Wettkampf: Der CS Freiburg (Universität Freiburg) wird den im vergangenen Jahr in Melbourne errungenen Weltmeistertitel in der Middle-Sized Klasse verteidigen. In der Simulationsliga mussten sich die Karlsruhe Brainstormers (Universität Karlsruhe) 2000 noch mit dem zweiten Platz zufrieden geben, ebenso wie die FU Fighters (Universität Berlin) in der Small-Sized League und die Humboldt Heroes (Universität Berlin) in der Sony Legged Robot League. In Seattle soll es jetzt an die Spitze gehen.
Das langfristige Ziel des RoboCup ist es, mit humanoiden Robotern den menschlichen Fußballweltmeister zu schlagen. In einem Telepolis-Gespräch gibt sich Manuela Veloso überzeugt davon, dass in den anvisierten 50 Jahren auf jeden Fall Roboter gegen Menschen antreten werden: "Sie werden sehr menschenähnlich sein. Schon heute arbeiten viele Forscher an der Entwicklung künstlicher Muskeln und künstlichen Gewebes. Aber es wird noch etliche Jahre dauern, bis solche Techniken auf dem Spielfeld zum Einsatz kommen. Unser nächstes Ziel ist es, zweibeinige Roboter zu konstruieren, die bei der Weltmeisterschaft im Jahr 2002 echte Wettkämpfe ausfechten können. Roboter, die gegen Menschen antreten sollen, müssen sich auf zwei Beinen bewegen. Wenn sie Räder benutzen oder sogar fliegen würden, wäre das einfach nicht fair. Aus den gleichen Gründen werden sie auch keine Rundumsicht haben, sondern nur Kameras, die nach vorne gerichtet sind."
Daniel Polani, Informatiker an der Medizinischen Universität Lübeck und Leiter des Teams "Lucky Lubeck", das beim RoboCup in der Simulationsliga antritt, sieht gar im Gespräch mit Telepolis das Fernziel des Robocup gefährdet, weil es auf die Dauer für ihn möglicherweise die Unterschiede zwischen Menschen und Maschinen gar nicht mehr geben könnte und die Menschen nach und nach zu Cyborgs mutieren. Zu den Fortschritten bei der technischen Entwicklung sagte er in einem Telepolis-Gespräch: "Die Fortschritte sind subtiler, die qualitativen Sprünge seltener geworden. Man kann nicht mehr ohne weiteres mit dem Finger auf die entscheidenden Merkmale deuten, die ein Team stark oder schwach machen. Alle sind bei der Planung und Entwicklung ihres Codes sehr viel professioneller geworden und "dumme" Fehler und Strategien kommen eigentlich nicht mehr vor."
Was das Ziel des selbständigen Lernens angeht, sieht Polani den Erfolg in einer gemischten Strategie: "Die "Karlsruhe Brainstormers" gehen einen deutlichen Schritt in diese Richtung, indem sie ihren Spielern nicht mehr jede einzelne Spieltechnik einprogrammieren. Man muss sich aber bewusst sein, dass wir Menschen auch von explizitem kulturellen Wissen profitieren. Wir lernen nicht nur aus eigener Erfahrung, sondern lassen uns vieles auch von anderen zeigen. Die Portugiesen konzentrieren sich derzeit stärker auf diesen Aspekt. Ideal wäre eine Mischung, bei der die Spieler allgemeine Anweisungen des Trainers selbstständig im Detail umsetzen."
Zum RoboCup siehe auch in Telepolis: (fr)
- Anpfiff fĂĽr den Robot World Cup in Seattle
- Gespräch mit Daniel Polani: Roboter und Menschen sind keine Konkurrenten
- Gespräch mit Martin Riedmiller, dem Teamleiter der "Karlsruhe Brainstormers": Software-Agenten entdecken den Doppelpass