Deutsche-Messe-Chef: Roboter berauben uns nicht der Kreativität

Die Hannover Messe zeigt neue Trends rund um Künstliche Intelligenz. Neben selbstständig lernenden Maschinen geht es auch um den Menschen. Wird er verzichtbar?

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Deutsche-Messe-Chef: Roboter berauben uns nicht der Kreativität

(Bild: Deutsche Messe)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Ralf E. Krüger
  • dpa

Mit dem Begriff "Industrie 4.0" hat sich die Hannover Messe schon vor Jahren einem Thema verschrieben, das global die Industrie umtreibt. Der Deutsche-Messe-Vorstandschef Jochen Köckler erklärt im Interview, warum es wichtig bleibt.

Herr Köckler, welche Akzente setzt die Hannover Messe diesmal?

Köckler: Wir zeigen die nächste Stufe von Industrie 4.0: Es geht um den Einzug von Künstlicher Intelligenz in die Fabriken. Dazu werden mehr als 100 Anwendungsbeispiele präsentiert, die veranschaulichen, wie man dank Künstlicher Intelligenz besser, schneller und flexibler produzieren kann. Gleichzeitig markiert die Hannover Messe den Beginn der industriellen Nutzung des neuen Mobilfunkstandards 5G.

Was erwartet die Messe-Besucher?

Köckler: Die Zukunft der Industrie, die von Künstlicher Intelligenz und dem neuen Mobilfunk-Standard 5G geprägt wird. Der ermöglicht ja erst den Rahmen für die künftigen, kabellosen Roboter. Das zeigen wir hier. Als Weltpremiere haben wir diesmal in Halle 16 eine 5G-Arena mit acht Anwendungen, bei der die industrielle Produktion unter 5G-Bedingungen zu sehen ist. Wir werden etwa zwei Roboter haben, die sich über 5G gegenseitig in Millisekunden abstimmen und steuern. Da darf es kein Funkloch geben. Das hebt deutlich das Potenzial der vernetzten Fabrik und passt wunderbar zu den gerade stattfindenden 5G-Lizenzauktionen. Wir werden im Umfeld der Spitzenpolitik auf der Weltbühne den Startschuss für die industrielle 5G-Nutzung geben.

Was halten Sie von eigenen 5G-Netzen der Industrie?

Köckler: Eigene 5G-Netze zu betreiben, ist für Unternehmen oder Messegesellschaften durchaus sinnvoll, weil man dann letztlich dieses Netz selbstständig betreiben kann. Für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland wird das ein entscheidendes Thema.

Die Chinesen sind sehr stark beim Thema 5G aufgestellt...

Köckler: China wird mit gut 1000 Ausstellern im dritten Jahr in Folge wieder Ausstellerland Nummer eins aus dem Ausland sein, und es dürfte auch das Besucherland Nummer eins werden. China hat ein ungebrochen hohes Interesse, sich hier auf der Weltbühne in Hannover mit Wettbewerbern zu messen; Huawei wird einen sehr professionellen Auftritt haben und sich Fragen stellen: wir bieten die Plattform.

Wann ersetzen Roboter den Menschen in der Fabrik?

Köckler: Künstliche Intelligenz ist Assistenz und nicht Konkurrenz für den Menschen. Das heißt nicht, dass Roboter nun unsere Kreativität bekämen. Wenn aber der eine Roboter ein standardisiertes Muster erkennt, dann kann er das an den anderen weitergeben. Es geht darum, in der Anwendung aus der Vielzahl an Daten Muster zu erkennen und es von Maschine zu Maschine weiterzugeben. Die Technologie allein wird nichts lösen – das Kreative, das Steuernde wird weiterhin beim Menschen bleiben, der im Mittelpunkt steht. Wir müssen ihn aber für die Technik begeistern. Die Zukunft der Arbeit wird daher auch im Fokus eines Kongresses am Messe-Mittwoch stehen.

Wie lange trägt denn das Erfolgsthema "Industrie 4.0" noch?

Köckler: Wir glauben sehr lange. Unsere Besucher suchen Orientierung im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz und Industrie 4.0. 2011 hat man unter dem Begriff eine Epoche beschrieben, in der die Produktion vernetzt sein würde. Schon heute werden Roboter, Zahnräder, Antriebe mit Sensoren ausgestattet, um die laufende Produktion zu kontrollieren, Daten zu erfassen und vorausschauend reagieren zu können. Die Innovationszyklen werden immer kürzer. Für die Hannover Messe ist es ein Geschenk, dass wir jährlich stattfinden: wir sind die globale Innovationsmesse.

Wollen Sie das Thema fortführen?

Köckler: Wir werden das Thema weiterentwickeln und die industrielle Transformation stärker in den Fokus stellen. Große Datenmengen für sich genommen sind nicht interessant; es geht vielmehr darum, über die Künstliche Intelligenz darin Muster zu erkennen, die die Produktion wettbewerbsfähiger und flexibler machen.

(tiw)