Ureinwohner online: Uni-Projekt vernetzt Malaysias Dschungel

Keine Dschungelpiste führt nach Bario, und Flüsse erreichen das Hochlanddorf im malaysischen Staat Sarawak auf der Insel Borneo erst recht nicht.

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Von
  • Frank Brandmaier
  • dpa

Keine Dschungelpiste führt nach Bario, und Flüsse erreichen das Hochlanddorf im malaysischen Staat Sarawak auf der Insel Borneo erst recht nicht. Nur ein tägliches Post-Flugzeug gibt es. Doch selbst darauf können die rund 1000 Bewohner inmitten von dichtem Regenwald und Langhäusern verzichten, wenn sie an Verwandte schreiben oder einen Ausweis bei der 200 Kilometer entfernten Einwohnerbehörde beantragen wollen. Die Universität von Sarawak (UNIMAS) hat den Ort versuchshalber an das Internet angeschlossen – und die Ureinwohner des Kelabit-Volks sind gerne online.

"Als wir angefangen haben, gab es keine Telekom-Infrastruktur, nur Sprechfunk", sagt der Dekan der UNIMAS-Fakultät für Informationstechnologie, Professor Khairuddin Ab Hamid, in der Sarawak-Hauptstadt Kuching. Mühsam und Stück für Stück schafften die Institutsmitarbeiter per Propeller-Flugzeug zentnerschwere Stromgeneratoren in das Urwalddorf in rund 1000 Meter Höhe. Ein halbes Dutzend Satellitentelefone und zehn Computer folgten – "E-Bario" war geschaffen.

"Die Leute fanden die Idee toll; sie wollten, dass es funktioniert", berichtet Khairuddin. Vor allem die Jungen und Mädchen in Barios einziger Schule waren angetan. "Die Kinder sind bis tief in die Nacht geblieben, um erst einmal zu spielen." Die Älteren des Dorfs hatten zumindest schon einmal etwas von Computern gehört. Das zweijährige Projekt kostet rund 900 000 Mark, die größtenteils von der Staatskasse kommen.

Die Ergebnisse nach einem guten Jahr Erfahrung mit "E-Bario" hält der Professor für ermutigend; das soziale Gefüge des Orts habe sich kaum verändert, berichtet er - bis auf die Tatsache, dass Barios Schüler nun viel Zeit an den PCs verbringen. Auch sei das Englisch der Einwohner gut genug, um mit dem Internet zurecht zu kommen. Zwar hätten sich die Neulinge anfangs etwas schwer getan, beobachtete Khairuddin. "Wenn sie sich aber erst mit der Technik vertraut gemacht haben, sind sie sehr schnell."

Bis das Projekt zum Jahresende ausläuft, hat das Institut noch viel vor mit dem vernetzten Dschungeldorf: Vom nächsten Monat an soll eine Satelliten-Schüssel die Telefonverbindungen ersetzen. Strom soll mit Solarzellen geschaffen werden. 30 bis 40 Computer will die Uni demnächst aufstellen. So sollen die Dörfler auch ihren berühmten Bario-Reis vermarkten.

Und noch ein Projekt treibt den Professor um. Wenn Malaysias Regierung in Kuala Lumpur für die Finanzierung Grünes Licht gegeben hat, soll nach einer UNIMAS-Idee Anfang nächsten Jahres ein eigens gebautes, 31 Meter langes Internet-Schiff den mächtigen Rajang-Fluss im Herzen Sarawaks befahren – mit etwa 20 Computern an Bord, um vor allem den Jüngeren in den zahllosen Dörfern entlang des Ufers das Wichtigste rund um das globale Datennetz beizubringen.

"Eine Befragung hat ergeben, dass die Leute dort es gar nicht abwarten können, bis sie einen PC in die Hände bekommen", berichtet der Fakultäts-Chef. Bis Telefonleitungen und damit das Internet auch diese Gegenden erreichten, werde es vielleicht noch drei oder vier Jahre dauern, schätzt er. "Und solange können wir nicht warten." (Frank Brandmaier, dpa) ()