5G: United Internet auf dem Weg zum Netzbetreiber

United Internet bietet bei der laufenden 5G-Auktion mit, um selbst Netzbetreiber zu werden. Die Region um Montabaur könnte davon profitieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 20 Kommentare lesen
United Internet

(Bild: dpa, Thomas Frey)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Peter Zschunke
  • dpa

United Internet steht 31 Jahre nach der Firmengründung vor dem Aufbruch. Der langjährige Vertriebspartner großer Telekommunikationsunternehmen schickt sich mit seiner Tochter 1&1 Drillisch bei der Versteigerung neuer Mobilfunkfrequenzen an, selbst zum Netzbetreiber für die mobile Telefon- und Datenkommunikation zu werden.

In Konkurrenz zu den Großen der Branche steht United Internet schon seit einigen Jahren bei Cloud-Diensten für Unternehmen. Bei der Auktion von Mobilfunkfrequenzen für das künftige 5G-Netz agiert United Internet nun auf Augenhöhe mit der Deutschen Telekom, dem britischen Anbieter Vodafone und der spanischen Telefónica (O2).

Die Basis für den Griff zum eigenen 5G-Netz beschaffte sich United Internet mit der im Mai 2017 abgeschlossenen Übernahme von Drillisch. Bislang vermarktet 1&1 Drillisch Kapazitäten im Netz von Telefónica/O2 und liegt mit 8,9 Millionen Kundenverträgen damit auf Platz 5 im deutschen Markt. Zu den Mobilfunkmarken des Konzerns gehören yourfone und smartmobil.de.

Damit habe das Unternehmen eine gute Position und nun die Gelegenheit, sein Geschäftsmodell auszuweiten, heißt es in einer Firmenpräsentation zum 5G-Projekt. Diese Investition müsse aber auch zur Gesamtstrategie passen. "5G muss sich auch rechnen am Ende, es muss profitabel sein", erklärt ein Sprecher.

"So sind Westerwälder Unternehmer gestrickt – sie sind bereit, ein Risiko einzugehen", sagt die Bürgermeisterin von Montabaur, Gabriele Wieland (CDU). "Das ist ein Image-Schub für die Region und die Stadt."

Seit der Gründung der 1&1 EDV Marketing GmbH durch den Westerwälder Bankkaufmann Ralph Dommermuth im Jahr 1988 hat sich viel geändert. Der Region aber ist Dommermuth stets treu geblieben. Auch die 12.500 Einwohner zählende Stadt und die Region profitieren davon.

"Wir, die Bürger und Bürgerinnen der Stadt, haben die ganze Entwicklung mitverfolgt", sagt Bürgermeisterin Wieland. Montabaur profitiere in vielen Bereichen von seinem größten Arbeitgeber und Gewerbesteuerzahler. Vorteilhaft sei die große Bandbreite an beruflichen Tätigkeiten von der Logistik über das Call Center bis zu Marketing und Informationstechnik. Die Arbeitsplätze sichern Montabaur den ICE-Bahnhof. Das Unternehmen sei auch Garant für die Entwicklung des Gebiets am Bahnhof bis zur Anbindung an die Kernstadt, erklärt Wieland.

Der Firmensitz liegt gleich am 2004 eröffneten ICE-Bahnhof. Mit vielfältigen Dienstleistungen für Internet und Telekommunikation dürfte der Konzern im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 5 Milliarden Euro erwirtschaftet haben. Bekannt ist das Unternehmen etwa für die Mail-Dienste von GMX sowie für die Web-Hoster 1&1 oder Strato. Insgesamt gehören 15 Marken zur United-Internet-Gruppe mit zusammen mehr als 20 Millionen Kundenverträgen. Am Standort Montabaur, nach Karlsruhe der zweitgrößte in Deutschland, sind rund 1500 Menschen beschäftigt, insgesamt gibt es weltweit nahezu 9000 Mitarbeiter.

Die Region will sich am Aufstieg von United Internet ein Beispiel nehmen. "Ich würde mir wünschen, dass sich die ganze Großregion zwischen Montabaur und Koblenz zu einer IT-Region weiterentwickelt", sagt Bürgermeisterin Wieland. Ansätze dazu sind auch über United Internet hinaus vorhanden. Die 2006 gegründete Initiative "IT Stadt Koblenz" hat im Juni vergangenen Jahres beschlossen, ihre Ausweitung in die Region voranzutreiben. "Wir wollen als regionaler Cluster im nördlichen Rheinland-Pfalz die Entwicklung der IT-Industrie fördern", erklärt der Vorsitzende Ralph Brubach. "Da gehört aus unserer Sicht auch Montabaur dazu." Der Verein mit zurzeit 90 Mitgliedern sei daher auch an einer intensiven Zusammenarbeit mit United Internet interessiert. (olb)