Risiko für die ISS: NASA-Chef kritisiert Indiens Abschuss eines Satelliten

Indiens Abschuss eines Satelliten mit einer Rakete sei eine "schreckliche, schreckliche Sache" sagt Jim Bridenstine. Entstanden seien Dutzende größere Trümmer.

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Risiko für die ISS: NASA-Chef kritisiert Indiens Abschuss eines Satelliten

Die Rakete kurz nach ihrem Start

(Bild: Ministry of Defence of India)

Lesezeit: 2 Min.

Der Abschuss eines Satelliten durch Indien sei wegen großer Mengen neu entstandenem Weltraumschrotts "nicht akzeptabel", hat NASA-Chef Jim Bridenstine erklärt. Auf einer Fragerunde von Mitarbeitern der US-Weltraumbehörde kritisierte er die indische "Mission Shakti" als eine "schreckliche, schreckliche Sache". Bei der Zerstörung des Satelliten seien nach Wissen der NASA mindestens 400 Bruchstücke entstanden, von denen 60 größer seien als 10 Zentimeter. 24 Bruchstücke davon erreichen auf ihrem Orbit inzwischen auch Distanzen über dem höchsten Punkt der ISS, könnten der Raumstation also gefährlich werden.

Indien hatte vergangenen Mittwoch als vierte Nation mit einer Rakete einen Satelliten im Erdorbit zerstört. Der Test erfolgte wenige Wochen vor der anstehenden Parlamentswahl und Premierminister Narendra Modi hatte allen Beteiligten später über Twitter gratuliert. Er hatte versichert, dass sich der Test nicht gegen eine andere Nation gerichtet habe. Zerstört worden war ein extra dafür ausgewählter indischer Satellit in 300 Kilometern Höhe. Vor Indien hatten lediglich die USA, Russland und China derartige Anti-Satelliten-Waffen erfolgreich getestet.

Zwar hatte Indiens Regierung danach versichert, dass bei dem Test möglichst wenig Weltraumschrott entstanden sein dürfte und die restlichen Teile innerhalb weniger Wochen in der Atmosphäre verglühen dürften. Dem hat Bridenstine nun zwar nicht widersprochen, aber mit deutlichen Worten auf die vermeidbaren Gefahren verwiesen. Allein durch diesen Test sei das Risiko für die ISS um 44 Prozent gestiegen, erklärte er. Gleichzeitig versicherte er aber auch, dass die Raumstation nicht in Gefahr sei und man jederzeit Ausweichmanöver durchführen könne und gegebenenfalls auch werde.

Auf Kosten der US-Steuerzahler habe man mit aufwändigen Maßnahmen zu jeder Zeit Zehntausende Teile von Weltraumschrott im Auge, begründete Bridenstine seine Kritik an dem Vorgehen Indiens. In Bezug auf die ISS gehe es hier um Menschenleben, denn auch die vergleichsweise kleinen Trümmer können verheerende Schäden anrichten. Schon 2007 hatte China mit einem ähnlichen Test viel Kritik auf sich gezogen. Da der damals zerstörte Satellit viel höher kreiste, sind viele Trümmer dieses Manövers noch immer im Orbit und die ISS muss den bekannten unter ihnen regelmäßig ausweichen.

Auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer hatte Indiens Test kritisiert: "Einen Satelliten abzuschießen, um zu beweisen, dass man eine Weltraummacht ist, zeigt nur, dass man es nicht ist", schrieb er aufTwitter. "Keine verantwortungsvolle Weltraummacht trägt freiwillig zur Entstehung von Weltraumschrott bei!"

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(mho)