Der durchsichtige Patient

Das Zentrum für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt entwickelt ein halbtransparentes Display, mit dem der Arzt "in das Innere des Patienten blicken kann".

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Von
  • Klaus Peeck

Das Zentrum für Graphische Datenverarbeitung in Darmstadt entwickelt ein halbtransparentes Display, mit dem der Arzt "in das Innere des Patienten blicken kann". Hierzu soll das Display – vor das Behandlungsfeld geklappt – dreidimensional rekonstruierte Daten aus der Sonografie, Computer- oder Magnetresonanztomografie anzeigen und trotzdem den Blick auf die reale Situation nicht versperren. Ein Operateur beispielsweise sieht dann eine "optische Symbiose" aus realem und virtuellem Operationsgebiet und erhält damit auch einen Eindruck von benachbarten, aber im direkten Blick (noch) nicht sichtbaren Strukturen.

Die Haupteinsatzgebiete sehen die Forscher in Fachgebieten mit besonders präzisem räumlichen Visualisierungsbedarf, nämlich in der Herzchirurgie, der Lungen- und der Strahlenheilkunde. Die Forschungsarbeit konzentriert sich neben den Displays auf die Entwicklung zuverlässiger Tracking-Systeme, die in Echtzeit die Lage des Patienten und die Blickrichtung des Operateurs ermitteln und das virtuelle Bild anpassen müssen.

Das Forschungsvorhaben zur "erweiterten Realität" ("augmented Reality") wird mit 5,9 Millionen Mark vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Neben den Darmstädtern sind an dem Forschungsvorhaben u. a. noch das Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung sowie die Uniklinik Frankfurt und die Kliniken Offenbach und Nürnberg Nord beteiligt.

Die Technologie der "erweiterten Realität", bei der sich computererzeugte Bilder mit realen Bildern überlagern, ist nicht neu. Allerdings gibt es für Chirurgen bisher nur die Möglichkeit, sich die Zusatzinformationen über eine Datenbrille einblenden zu lassen. Solche Head Mounted Displays, die mit Datenhelm, Kameras und Kabeln die Blick- und Bewegungsfreiheit einschränken, würden aber nach Aussage der Darmstädter Forscher von der "Mehrzahl der Chirurgen aus ergonomischen Gründen" abgelehnt.

Auch in anderen Feldern könnten sich Augmented-Reality-Systeme Gewinn bringend einsetzen lassen, beispielsweise im Wartungsbereich, wo Wartungstechniker im Außendienst durch mobile AR-Systeme effizienter und aktueller unterstützt werden könnten. Dies könnte auch den Qualifizierungsbedarf auf seiten der Mechaniker und damit die Personalkosten drücken helfen. (klp)