Klartext: Das Auto der Zukunft
Wenn man wirklich den CO2-Eintrag von egal was verringen möchte, dann liegt der effektivste Hebel in der Betriebsenergie. Die EU geht fĂŒr 2020 jedoch wieder den Weg des spezifischen CO2-Eintrags pro neuem Auto und lĂ€sst den gewaltigen Bestand auĂer Acht
So, wir ziehen aufâs Land. Das Amt hat meine Frau ins schöne Tauberbischofsheim versetzt, womit meine Tage als weltgewandter StĂ€dter oder zumindest als Bewohner des weltgröĂten Dorfes Stuttgart zu Ende gehen. Wenn Ihnen also ein Haus vor die Scheinwerfer springt, denken Sie an die E-Mail-Adresse am Ende des Textes. Doch es geht heute nicht allein um schamlose Eigenwerbung, sondern um einen Gedanken, den Detlef Grell, GrĂŒndervater dieses Kanals, aus seinem weiterhin interessierten Rentnerleben in die Redaktion sandte: âWir brauchen eine grundsĂ€tzliche Verkehrswendeâ hilft als Forderung bestenfalls auf lange Sicht. Auf kurze Sicht steht die Mehrzahl der Industrienationenbewohner vor der Frage, wie sie am besten zur Arbeit kommt. In der Stadt kann das durchaus heiĂen: mit Fahrrad, Zahnradbahn und Elektrobus. Auf dem Land heiĂt das immer noch deutlich mehrzĂ€hlig: mit dem eigenen Kraftfahrzeug. FĂŒr ebendas stehen Ănderungen an.
Die EU hat beschlossen, dass ab 2020 neu zugelassene PKW 95 g CO2 pro Kilometer emittieren dĂŒrfen. So ein Kilometerwert entsteht im Schnitt bei der Verbrennung von 3,6 Litern Dieselkraftstoff oder 4,1 Litern Benzin auf 100 km. Wenn wir uns anschauen, welche Reserven noch in der variabel gedrosselten WĂ€rmekraftmaschine stecken (recht wenige), wird klar, auf was fĂŒr Autos die Regel hinausliefe, wenn sie wirklich fĂŒr einzelne Autos gĂ€lte: hocheffiziente Kleinwagen. Dinge wie ein neu aufgelegter Audi A2 stĂŒnden uns im Premiumplastik-Segment bevor (fĂŒr mich als A2-Fan erfreulich). Auf der Spitze der Glockenkurve mĂŒssten Fiat Panda und VW Up noch etwas verbessert werden (fĂŒr mich als Fan solcher Hutschachteln ebenfalls erfreulich). Doch ich stehe als Liebhaber von Up und Panda allein auf der weiten Flur Tauberfrankens. Selbst im EU-Parlament mag sich niemand eine zwangsweise Verkleinerung aller neu zu kaufenden 90-Prozent-Teilzeitimmobilien vorstellen. Deshalb gelten die Grenzwerte nur mit Modifikatoren.
Klartext: Das Auto der Zukunft (6 Bilder)

(Bild: Clemens Gleich)
Modificate!
Am stĂ€rksten positiv umgewichtet wird das Elektroauto, weil die Regierung es fördern will. Hersteller, die 2025 bestimmte ProzentsĂ€tze von Elektroautos verkaufen, erhalten als Belohnung einfacher erreichbare CO2-Grenzwerte fĂŒr ihre FlottenverkĂ€ufe. Wenn also die Volkswagen AG bis dahin genĂŒgend E-Golf-Ăquivalente ausliefert, hat sie ĂŒberproportional Platz gewonnen, um Porsche Chantalles mit Achtzylindern an die Mutti zu bringen. Wenn Sie das nicht verstehen, dann mĂŒssen Sie mehr Doppeldenk trainieren. Sie könnten mit den âSupercreditsâ anfangen: Jedes Auto mit weniger als 50 g / km nach PrĂŒfstand (das sind nur E-Autos und Plugin-Hybride) zĂ€hlt 2020 doppelt mit Null in der Bilanz. Die Supercredits sollen bis 2023 ausgeschlichen werden. Dann zĂ€hlt ein E-Auto als ein Auto â mit null Emissionen.
Die zweite Modifikation geht nach der Fahrzeugmasse. Wir kennen diese AbsurditĂ€t bereits aus bisherigen CO2-Grenzwert-Mods und dem Energieeffizienzlabel, das fĂŒr AufklĂ€rung sorgen sollte, aber dergestalt modifiziert fĂŒr Verwirrung sorgte: Das Gewicht wird als Korrekturfaktor mit eingerechnet, damit Audi sagen kann: âSeht her! Der SQ7 ist das effizienteste Auto seiner Art!â Dass Masse, Reifenbreite und Windwiderstand, die drei groĂen Energie-SUVties, der Effizienz in jedem Praxisprodukt abtrĂ€glich sind, wird dem Verbraucher verschleiert statt verdeutlicht. Diese Unklarheit bleibt bestehen. Wer klein, leicht und effizient baut, dem gereicht das also unterproportional zum Vorteil.