Bit-Rauschen: Aufschlagwechsel im Server-Konkurrenzkampf Xeon vs. Epyc

Der immerwährende Wettstreit zwischen AMD und Intel geht mit dem Xeon-SP „Cascade Lake“ in eine weitere Runde. Dabei gewinnen schnelle Schnittstellen wie PCI Express, CCIX und Gen-Z an Bedeutung.

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Bit-Rauschen: Der Server-Konkurrenzkampf Xeon vs. Epyc
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Endlich ist sie da, Intels zweite Generation des Xeon-SP. Vor allem der nichtflüchtige, riesige Optane-Speicher bringt neue Möglichkeiten. Und die Spezialversion Xeon Platinum 9200 für Supercomputer soll die Stellung gegen AMDs kommenden „Rome“-Epyc mit 64 Zen-2-Kernen halten. Intel wird nämlich noch eine ganze Weile brauchen, bis endlich Ice-Lake-Xeons mit 10-nm-Technik, acht Speicherkanälen und PCIe 4.0 kommen.

Von dieser Intel-Schwäche könnte AMD vor allem im zweiten Halbjahr 2019 wirtschaftlich profitieren: Dann sind in allen drei wichtigen Marktsegmenten – Ryzen, Radeon, Epyc – neue 7-nm-Produkte im Rennen. Angeblich macht AMD derzeit bei Gaming-Notebooks Boden gut, weil Intel schlichtweg nicht genug 14-nm-Chips produzieren kann.

Intel will den Servermarkt verteidigen und garniert den Start der Cascade-Lake-Xeons (siehe Xeon-Wechsel in der aktuellen c't 9/2019) mit einer Fülle neuer Produkte: Außer Optane DC Persistent Memory (siehe Xeon-Speicher) etwa auch die Optane-SSD DC P4800X mit zwei NVMe-Ports für redundante Anbindung in Speichersystemen. Später kommen leistungsfähigere 100-GBit/s-Ethernet-Controller (Serie 800) sowie die einheitliche Programmierschnittstelle „One API“, um FPGA-Beschleuniger sowie KI-Chips von Nervana und Movidius einzubinden. Auch One API zielt gegen AMD: Dort tut man sich weiterhin schwer mit Software-Unterstützung für die Radeon-Instinct-Rechenbeschleuniger. Wenn der Code das Leistungspotenzial jedoch nicht ausreizen kann, nutzen die schnellsten PCIe-4.0-Wege nach Rome nichts.

Intel selbst nimmt den Mund allerdings recht voll: Der neue Xeon-SP hängt noch bei PCIe 3.0 fest, da wird für die angeblich noch 2019 kommenden „Agilex“-FPGAs schon PCIe 5.0 versprochen. Denn darauf baut der kohärente Compute Express Link auf – kurz CXL, nicht zu verwechseln mit Intels Abkürzung CLX für Cascade Lake.

Intels Agilex-FPGAs kommen angeblich noch 2019 mit PCIe 5.0; ein 10-nm-Die bindet darauf weitere Chiplets per Embedded Multi-Die Interconnect Bridge (EMIB) an.

(Bild: Intel)

AMD zaubert beim Rome-Epyc aber vielleicht noch ein überraschendes Schnittstellen-Kaninchen aus dem Hut. Denn der hauseigene HyperTransport-Nachfolger Infinity Fabric (IF) kommt nicht mehr nur als Chip-interner Interconnect zum Einsatz, sondern auch extern: zur Verschaltung mehrerer der neuen Radeon-Instinct-Rechenbeschleuniger aus der 7-nm-Fertigung. Da wäre es denkbar, dass Rome ein paar seiner vielen PCIe-4.0-Lanes in einen noch schnelleren IF-2.0-Modus schalten kann, beispielsweise mit 25,6 GBit/s. 32 Lanes würden dann beeindruckende 100 GByte/s übertragen – und vielleicht startet mit Rome auch das Beschleuniger-Interface CCIX oder Gen-Z für verteilten Speicher. Letzteres wäre eine interessante Alternative zu Optane-DCPMM.

Während bei Servern also Kämpfe um Kern-Anzahl, KI-Rechenpower und schnelle Schnittstellen toben, scheint der Wettstreit der Betriebssysteme Schnee von gestern zu sein: Die Cloud läuft auf Linux, außer bei Microsofts Azure. Doch Windows Server ist längst nicht abgemeldet und bei der Virtualisierung haben auch Newcomer eine Chance. Im Auftrag von Red Hat blickten die Marktforscher von IDC auf das Jahr 2017 und meinen, dass Linux auf zwei Dritteln aller Server lief. Auf den restlichen war es fast immer Windows Server, denn Unixe, IBM i und z/OS sind selten geworden. Betrachtet man nur die rund 8,7 Millionen Server, die 2017 mit kostenpflichtigen Betriebssystemen verkauft wurden, lief Windows Server auf 50 Prozent davon. Ein Drittel nutzte Red Hat Enterprise Linux (RHEL), die restlichen knapp 18 Prozent teilten sonstige Firmen wie Suse und IBM unter sich auf.

Auf vielen Servern läuft aber ohnehin nicht bloß eine einzige Instanz eines Betriebssystems, sondern viele virtuelle Maschinen (VMs) gleichzeitig. Firmen kaufen dafür immer häufiger hyperkonvergente Systeme: Einheitliche Server, die sich leicht modular erweitern und gemeinsam unter einer einheitlichen Software-Oberfläche verwalten lassen. Hier ist VMware Marktführer, aber das erst 2009 gegründete Unternehmen Nutanix liegt mit seinem Acropolis Hypervisor (AHV) auf Platz zwei. Auch für Mittelständler werden hyperkonvergente Maschinen erschwinglich, vor allem wenn es um Windows Server geht: Denn es steht im Vergleich zu den Lizenz- und Servicekosten von VMware und Nutanix nicht schlecht da und bringt Hyper-V und Storage Spaces Direct mit.

So sehr die IT-Firmen auch gegeneinander kämpfen, die personellen Verflechtungen sind eng. Intel hat weitere Manager von der Konkurrenz geholt: Tom Petersen wird Fellow im GPU-Team, er war bisher Director of Technical Marketing bei Nvidia. Intel-Finanzchef (CFO) wird George S. Davis, bisher bei Qualcomm. Er folgt auf Bob Swan, der bei Intel vom CFO zum CEO wurde. (ciw)