Jahrestag des Tiananmen-Massakers naht: Neue Zensurvorwürfe gegen Apple

Berichten zufolge sind regimekritische Inhalte aus Apples Musik-Streaming-Dienst in China verschwunden.

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China
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple Music China streicht offenbar unliebsame Inhalte: Mehrere Lieder und Alben von Musikern aus Hong Kong lassen sich dort nicht mehr auffinden und streamen, wie chinesische Nutzer berichten. Dazu gehöre auch ein Lied des Künstlers Jacky Cheung – Titelsong des Spielfilms "A Chinese Ghost Story II" –, dessen Text auf das Tiananmen-Massaker anspielt.

Auch die Musik von zwei dem Pro-Demokratie-Lager in Hong Kong zugeordneten Künstlern ist in der chinesischen Version von Apple Music nicht länger verfügbar, wie Hong Kong Free Press berichtet. Da der 30. Jahrestag des Pekinger Tiananmen-Massakers Anfang Juni bevorsteht, verstärke die chinesische Führung wohl schon im Vorfeld ihre Zensurmaßnahmen, heißt es weiter.

Auch der chinesische Konzern Tencent habe die Inhalte offenbar aus dem eigenen Musik-Streaming-Dienst entfernt. Die Musik der Künstler sei weiterhin über Apple Music in anderen Ländern verfügbar.

Apple hat sich zu der Angelegenheit bislang nicht geäußert. Für das wichtige, milliardenschwere China-Geschäft ist der Konzern bereits mehrfach lokalen Vorgaben gefolgt – und hat unter anderem mehrere Hundert VPN-Apps verbannt. US-Senatoren warfen dem Konzern daraufhin Zensur-Beihilfe vor.

Apples Vorgehen in China brachte dem Konzern bereits mehrfach scharfe Kritik ein.

(Bild: Amnesty International)

Die zudem erfolgte Verlagerung der iCloud-Inhalte chinesischer Nutzer von US-Servern auf Server chinesischer Firmen könne örtlichen Behörden uneingeschränkten Zugriff auf die sensiblen Daten einräumen, kritisierte Amnesty International vor einem Jahr und bezeichnete das verstärkt auf Privatsphäre und Datenschutz pochende Unternehmen als "Datenschutzverräter".

Man müsse die lokalen Gesetze überall auf der Welt befolgen, erklärte Apple-Chef Tim Cook in der Vergangenheit mehrfach, wenn das Thema zur Sprache kam. Es sei im Interesse chinesischer Nutzer, dass Apple in dem Markt präsent bleibe, betonte Cook im Jahr 2017. Apple trete in Interaktion mit Regierungen, "auch wenn wir anderer Meinung sind". (lbe)