Kampf gegen Diabetes: Künstliche Bauchspeicheldrüse für Typ-1-Diabetiker

Eine Bauchspeicheldrüse aus Technik und Software: Mit Hybrid-Closed-Loop-Systemen können Diabetiker die insulinproduzierende Funktion ihres Organs nachrüsten.

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Künstliche Bauchspeicheldrüse für Typ-1-Diabetiker

(Bild: Rudolf A. Blaha)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Stefanie Blockus
Inhaltsverzeichnis

Menschen mit Diabetes Typ 1 träumen seit Jahrzehnten davon, dass sich ihr Blutzucker wie bei gesunden Menschen von selbst reguliert. Automatische Systeme, die wie eine Bauchspeicheldrüse funktionieren, sind in Deutschland noch nicht offiziell zugänglich. Eine Handvoll technisch versierter Diabetiker wollte darauf nicht mehr warten. In Eigenverantwortung haben sie künstliche Bauchspeicheldrüsen, sogenannte Closed-Loop-Systeme (auch Artifical-Pancreas-Systems, APS) entwickelt. Sie bestehen jeweils aus Glukose-Messsystem, Smartphone-App und kompatibler Insulinpumpe.

Die Arbeit an einem solchen System begann 2014 für die US-Amerikanerin Dana M. Lewis – seit ihrer Jugend Diabetikerin – und ihren Lebensgefährten, den Molekularbiologen Scott Leibrand. Beide waren mit offiziell erhältlichen Diabetes-Hilfsmitteln nicht zufrieden. Sie wollten bestehende Systeme ausbauen. Zusammen mit anderen Open-Source-Entwicklern stellten sie die erste Closed-Loop-Plattform OpenAPS vor. Anfangs war die Anzahl der Nutzer überschaubar, was vor allem an hohen technischen Hürden lag. Mittlerweile gibt es dank ausgereifter Dokumentation und vereinfachter Handhabung mehrere tausend "Looper" weltweit. Unter dem Hashtag #WeAreNotWaiting tauschen sie sich auf Internetplattformen und Social Media aus.

Selbst bei aktueller Medizintechnik ist immer noch der Patient Hauptakteur des Blutzucker-Managements: Er liest aktuelle Glukosewerte auf seinem Messsystem ab und ändert bei Bedarf die Insulinmenge, die seine Insulinpumpe abgibt. Closed-Loop-Systeme nehmen Patienten in vielen Situationen die Entscheidung über die richtige Insulindosis ab.