Neue Debatte um Green Card ausgebrochen

Die Green Card für ausländische EDV-Experten -- Erfolg oder Flop? Die Antwort fällt von verschiedenen Seiten unterschiedlich aus.

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Von
  • Christian Kruggel

Am Freitag hat das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung offizielle Bilanz des ersten Jahres seiner Green-Card-Initiative gezogen: 8556 ausländische EDV-Fachleute machten von der Green-Card-Verordnung der Bundesregierung Gebrauch. Anfang des Jahres 2000 hatten Unternehmen der Informationstechnologie noch einen Bedarf von 90.000 EDV-Fachleuten gemeldet. Insgesamt sollten nach der verabschiedeten Verordnung bis zu 20000 Green Cards ausgestellt werden können.

Nun beginnt die Debatte darüber, ob das erste Jahr mit seinen 8556 Zuwanderern als Erfolg für die Green Card zu werten ist. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (BITKOM) spricht von einem vollen Erfolg, der vor allem dem Mittelstand helfe. 20.000 Arbeitsplätze sind nach Einschätzung von BITKOM durch die Zuwanderung der 8556 Experten neu geschaffen worden. Auch Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) hält die Green Card für einen großen Erfolg.

Anders äußerte sich dagegen der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Dieter Schulte. Im ARD-Morgenmagazin erklärte er, die Ziele der Green-Card-Initiative sein erheblich verfehlt worden. Ihm widerspricht die Gesellschaft für Informatik (GI). Ihr Geschäftsführer Jörg Maas bezeichnet die Kritik des Gewerkschafters als ungerechtfertigt und weist darauf hin, dass die Anzahl der bisher Angeworbenen die Anzahl eines ganzen Absolventenjahrganges an deutschen Hochschulen übertrifft.

Bei einem Blick auf die Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit lässt sich allerdings nicht ausmachen, ob nun tatsächlich die Anzahl der Green-Card-Inhaber zu niedrig ausfiel, oder ob die Anzahl der benötigten Experten mit 90.000 zu hoch angesetzt wurde. Im Zeitraum von Januar bis Juni dieses Jahres waren jedenfalls zwischen 32734 und 36488 EDV-Fachleute arbeitslos gemeldet – nach Angaben des Arbeitsamtes vor allem ältere Spezialisten. (chk)