Zum Star Wars Day: So baut man ein Lichtschwert

Anspruchsvolle Jedi-Ritter brauchen Geduld und Geld: In den handgefertigten Lichtschwertern von Martin Beyer steckt wochenlange Arbeit.

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So baut man ein Lichtschwert

(Bild: Frank Heymann)

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Anton Weste

Martin Beyer öffnet den Griff seines Lichtschwerts und legt das filigran gearbeitete Chassis mit blau leuchtendem Kristall frei. ",Star Wars'-Fans achten extrem auf Details", sagt er. In seiner Werkstatt in Hannover fertigt der studierte Farbdesigner seit 2016 exklusive Repliken der ikonischen Waffen, mit denen Jedi-Ritter in einer weit entfernten Galaxie kämpfen.

"Star Wars"-Merchandising ist ein Milliardengeschäft und umfasst heute schon Lichtschwerter aller Preisklassen, vom billigen Kinderspielzeug bis zum hochwertigen Exponat. Doch keines weckte bei Martin Beyer das Jedi-Ritter-Gefühl. "Das kann ich besser", sagte er sich. Als er ein Video von seinem ersten Lichtschwert auf YouTube einstellte, kamen eine Million Klicks zusammen – und jeden Tag um die hundert Kaufangebote. Er versteigerte es schließlich für 12500 Euro auf eBay. Beyer, der früher 3D-Modelle für Videospiele entwarf, lebt seitdem von Nachbildungen des blau leuchtenden Lichtschwerts von Luke Skywalker.

Etwa sieben Wochen arbeitet Beyer an einem handgefertigten Exemplar und verkauft es für 5000 bis 10000 Euro über den eigenen Webauftritt. Die Käufer sind vor allem Japaner – "Star Wars"-Fans mittleren Alters, die sich einen Jugendtraum erfüllen. Die Repliken sind robust, "aber für Schwertkampfsport nicht geeignet", erklärt der Designer. Kaputtgegangen ist noch keins. "Einem Kunden ist mal ein Kristall heruntergefallen und zerbrochen. Den habe ich dann ersetzt."

Bisher hat Beyer erst etwa zehn solcher Unikate geschaffen. Da er allein arbeitet, kann er nur einen Bruchteil der Nachfrage erfüllen. Wer selbst basteln will: Es ist ein 3D-Druck-Lichtschwert-Bausatz mit ausführlicher Anleitung erhältlich.

Auf Beyers Niveau arbeiten weltweit nur noch zwei andere Lichtschwertmacher. "Einer in den USA und einer in Frankreich. Aber mit denen rede ich nicht mehr", winkt der Hannoveraner ab. In dem exklusiven Kunsthandwerk gibt es nicht nur gegenseitige Inspiration, sondern auch Plagiatsvorwürfe. Ob Disney schon auf ihn zugekommen ist für Requisiten im nächsten "Star Wars"-Film? "Nein, aber ich weiß, dass sie über mich reden", sagt Beyer lachend.

Schritt 1 (ohne Foto): Das Innenleben des Griffs als 3D-Modell am Computer entwerfen. Der Klingenhalter und das mehrteilige Chassis mit Kristallhalter, Batteriefach und Einschub für das Soundboard sehen in jedem Lichtschwert anders aus.

6 Schritte bis zum Lichtschwert (6 Bilder)

Schritt 2
(Bild: Frank Heymann)

Schritt 2: Den Griff auftreiben. Als Hülle dient der Blitzlichtstab einer Graflex-Kamera aus den 40er-Jahren. Für Beyer kommen nur sehr gut erhaltene Exemplare infrage, die etwa 700 Euro kosten. "Aus denen wurde auch im ersten Film Lukes Originalschwert gebaut", erklärt er. Bevor "Star Wars" zum erfolgreichen Blockbuster wurde, war das Budget klein, umgestaltete Alltagsgegenstände dienten als Requisite. Noch in "Episode I – Die dunkle Bedrohung" von 1999 stellte ein Damenrasierer ein Funkgerät dar.

Schritt 3: Chassiselemente aus Stahl- und Messingblechen zuschneiden, biegen, löten. An Details fräst, schleift und poliert Beyer stundenlang herum. "Ein kritischer Schritt ist, wenn ich den Bohrer ansetze", sagt Beyer. Dann könne eine Ungenauigkeit auch schon mal ein, zwei Tage Arbeit vernichten. Günstiger wird es, wenn Beyer die Griffelemente per 3D-Druck produzieren lässt. 3D-gedruckte Elemente haben bereits die gewünschte Form und müssen nur poliert werden. Zwar erzeugen Maßtoleranzen von fünf Prozent beim 3D-Druck von Metall immer wieder nicht passende Stücke, insgesamt spart die Methode jedoch vier bis fünf Wochen Arbeit ein. 2500 Euro werden für 3D-gedruckte Lichtschwerter fällig.

Schritt 4: Die Elektronik mit Batterien und Schalter verkabeln. Blaue LEDs sorgen beim eingeschalteten Schwert für Lichteffekte. Die summenden Geräusche liefert ein Soundboard mit Bewegungssensor.

Schritt 5: Kristall einsetzen. Laut den Filmhintergründen stammt die Energie der Lichtklingen aus selbstleuchtenden "Kyber-Kristallen". Beyer stellt sie mit ausgesuchten goldbedampften Bergkristallen dar. Der verwendete Bergkristall muss nicht nur die passende Form und Größe besitzen, sondern auch eine bestimmte Kristallstruktur, die das pulsierende Licht aus der blauen LED gut streut. Beyer will die "Kyber-Kristalle" künftig auch einzeln als Schmuckanhänger verkaufen. Mit einem Preis von wenigen Hundert Euro ein Schnäppchen im Vergleich zum ganzen Schwert.

Schritt 6: Zusammensetzen. Die Chassiselemente werden geschraubt oder verklebt. Auf den Klingenhalter setzt Beyer die Klinge: ein Plexiglasrohr, erhellt durch LED-Streifen oder eine Power-LED im Griff.

(anwe)