Handel und Gewerbe: Digitalisierung treibt den Energieverbrauch

Der Energieverbrauch durch Informationstechnik ist in Handel und Dienstleistung gestiegen, Rechenzentren verbrauchen dagegen weniger Strom.

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(Bild: Nicole Köhler, Gemeinfrei (Lizenz Creative Commons CC0))

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Der Bund setzt seit über zehn Jahren auf eine Green-IT-Initiative. Doch wie grün sind das Internet und damit verknüpfte Geräte wirklich? Die Bundestagsfraktion der Grünen vermisst detaillierte Erkenntnisse dazu, weil die "wesentlicher Bestandteil einer vorausschauenden und ökologischen Gestaltung der Digitalisierung unseres Landes" seien – und hat nachgefragt. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung zu globalen Umweltveränderungen warnte unterdessen, dass die Digitalisierung den Ressourcenverbrauch sowie die Klimakrise weiter beschleunigen dürfte.

Laut der jetzt veröffentlichten Antwort des federführenden Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie sieht die Bilanz vor allem im Bereich Gewerbe, Handel, Dienstleistung nicht so rosig aus. Der Energieverbrauch durch Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ist dort zwischen 2008 und 2017 um gut 16 Prozent von 20,6 auf 24,7 Terawattstunden (TWh) pro anno gestiegen. Gemessen am gesamten Endenergieverbrauch betrug der Anteil für IKT in dem Sektor 2008 5,1, 2017 6,2 Prozent. Die dadurch verursachten Kohlendioxid-Emmissionen (CO2) stiegen gleichzeitig umgerechnet von 12,5 auf 13,3 Millionen Tonnen.

Insgesamt ist der Anteil von IKT am gesamten Endenergieverbrauch in der Zehnjahresperiode aber konstant geblieben. Im Jahr 2017 lag er mit 2,3 Prozent auf dem gleichen Niveau wie 2008. In absoluten Zahlen schluckten Computer und Netze hierzulande demnach 2008 noch 58,7 TWh, während es 2017 58,4 TWh waren. Die umgerechneten CO2-Emmission haben sich insgesamt auch verringert, und zwar von 34,2 Millionen Tonnen 2008 auf 30,7 Millionen Tonnen 2017.

Für die Reduktionen sind unter anderem ein sinkender Energieverbrauch in Telekommunikationsnetzen, in Rechenzentren und im Heimbereich zuständig. Allein in privaten Haushalten konsumierten IKT 2017 noch 21,5 TWh, während es 2008 2,6 TWh mehr waren. Der Energieverbrauch in Rechenzentren sank in dem Jahrzehnt von 7880 auf 6534 Gigawattstunden. Der Anteil für den Stromverbrauch insgesamt blieb aber gleich bei 0,3 Prozent. Die umgerechneten CO2-Emissionen sanken von 4,8 auf 3,5 Millionen Tonnen.

Bei den Statistiken stützt sich die Regierung vor allem auf Erhebungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB), die dafür unter anderem mit der TU München, dem Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung zusammenarbeitet. Zur künftigen Entwicklung des Energieverbrauchs von IKT lagen dem Wirtschaftsressort nach eigenen Angaben keine Prognosen vor.

Beim Bund habe der Schwerpunkt Green-IT mit diverse Maßnahmen zur Stromsenkung und Effizienzsteigerung dafür gesorgt, dass der Energieverbraucht durch die Informationstechnik innerhalb von zehn Jahren um 58,5 Prozent gesenkt werden konnte bei gleichzeitiger Leistungssteigerung in Höhe von jährlich 2,24 Prozent, berichtet das Wirtschaftsministerium. Die Bundesregierung habe sich übergreifend zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch bis 2050 zu halbieren. (vbr)