Mut zum Schnarch-Bekenntnis

"Schnarchen Sie?" - Diese Frage kann entscheidend für die Weiterbehandlung sein. Eine Studie dazu befördert ein überraschendes Ungleichgewicht zutage.

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Ich gestehe: Auch ich gebe nachts komische Geräusche von mir. Schnarchen ist sicherlich auch dabei. Mit meinem kleinen "Bekenntnis" gehöre ich aber offenbar einer Minderheit an – zumindest als Frau. Denn folgt man Studienergebnissen aus Israel sind es zumeist Frauen, die in Bezug aufs Schnarchen falsche Angaben machen.

Die Forscher fragten rund 1900 Patienten, bei denen Schlafstörungen vermutet wurden, ob sie schnarchen. Das Schnarchen ist dabei häufig ein Anzeichen für eine Schlafapnoe, wobei es zu spontanen Atemstillständen kommen kann. Die Folge: Durch das ausbleibende Ausatmen steigt der CO2-Anteil im Blut. Man ist daher tagsüber müde und unausgeruht, kann sich schlecht konzentrieren und hat Kopfschmerzen. Im schlimmsten Fall können kleine Hirnschläge oder Infarkte im Schlaf auftreten, Betroffene bekommen dies nicht mit. Umso wichtiger ist es, bei dem Thema Schnarchen korrekt zu antworten.

Wobei ich den befragten Frauen in der Studie keine Absicht unterstellen. Die Forscher der Studie erfragten dies nicht. Vielleicht bekommt es der Partner/die Partnerin einfach nicht mit oder er/sie stört sich nicht daran. Jedoch ergab sich nicht nur, dass von den 28 Prozent der Frauen, die angaben nicht zu schnarchen, 36 Prozent doch schnarchten (bei den Männern lag die Diskrepanz bei lediglich 11 Prozent). Frauen unterschätzten auch häufiger die Intensität ihres Schnarchens. Die Forscher gingen dabei von der Lautstärke aus: Bei einer Schnarchlautstärke zwischen 55 und 60 Dezibel (und darüber) stuften sie den Probanden/die Probandin als schwere/n Schnarcher/in ein.

Die Angabe vom Schnarchen kann in diesem Fall entscheidend für die Weiterbehandlung sein, beziehungsweise über die Überweisung ins Schlaflabor entscheiden, wo weitere wichtige Untersuchungen gemacht werden. Nennen Frauen ihr Schnarchen also nicht – aus welchen Gründen auch immer –, bleibt der mögliche Grund ihrer Schlafstörung, wie etwa die Schlafapnoe, unentdeckt. Denkt man das weiter, so müsste man in Frage stellen, ob die Schlafapnoe wirklich als Krankheit gilt, die vor allem Männer betrifft.

Die Studie verdeutlicht weiterhin, wie es passieren kann, dass sich in medizinischen Studien ein Ungleichgewicht beim Geschlecht der Probanden und Probandinnen einschleicht. Nicht genannte Syptome sind dabei nur ein Beispiel, die den Ausschlag geben, ob jemand für eine Studie in Frage kommt oder nicht. Das Risiko, insbesondere für eine potenziell schwangere oder nach der Studie bald schwanger werdende Frau, ist ein weiterer Grund, den Petra Thürmann (Ärztliche Direktor des Uniklinikums Wuppertal und Fachärztin für Pharmakologie) im Interview mit dem Ärzteblatt nennt. "Bei manchen Erkrankungen wie zum Beispiel dem akuten Herzinfarkt sind Frauen oftmals älter als Männer und haben mehr Begleiterkrankungen. Letztere sind dann manchmal ein Ausschlusskriterium, so dass dadurch indirekt Frauen ausgeschlossen werden", sagt sie weiter. Nicht immer sind es also Faktoren, die die Frauen selbst beeinflussen können. Umso wichtiger ist es, bei den Angaben, die man selbst machen kann, so genau wie möglich zu sein.

(jle)