Flugdrohnen sind auch in freier Wildbahn nicht harmlos

Drohnen können für Naturforscher und -schützer sehr nützlich sein, stressen aber auch Tiere. Biologen hoffen auf mehr Daten und weniger aufdringliche Drohnen.

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Grasendes Pferd

Wildpferde reagieren deutlich gestresst auf Drohnenüberflüge. Das Bild zeigt ein erkranktes Sable-Island-Pony, das zur Pflege in den neuschottischen Shubenacadie Wildlife Park überführt wurde.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.

Zwei Drittel der 1937 bis 2000 dokumentierten tödlichen Arbeitsunfälle von Wildtierbiologen gehen auf Abstürze mit Luftfahrzeugen zurück. Flugdrohnen sind für diese Berufsgruppe daher ein Segen: Sie kann viel billiger und auch bei weniger gutem Wetter ohne Risiko Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten. Auch so manche Betäubung erübrigt sich. Doch leider stressen Flugdrohnen die wilden Tiere.

Das hat die Biologin Anne Harshbarger von der Duke-Universität in Nordkarolina festgestellt und am Dienstag auf der Drohnenkonferenz Xponential in Chicago präsentiert. Wilde Pferde reagierten bei Tests auf eine überfliegende Starrflügeldrohne mit deutlich schnellerem Herzschlag; sie hörten auf zu grasen und waren sichtlich alarmiert.

Interessanter Weise war das nicht abhängig von der Flughöhe. Bei Hexakopter-Flügen über Robben beeinflusste die Flughöhe hingegen schon, wie sehr die Tiere äußerlich auf das Fluggerät reagierten. Manche Raubvögel haben Flugdrohnen auch schon angegriffen, während umgekehrt ein Ornithopter Vögel vom Flughafen Edmonton vertreibt.

Harshbarger möchte Flugdrohnen keineswegs missen, hofft aber auf mehr Information, um die Geräte intelligenter einsetzen zu können. Schließlich wollen Wildtierbiologen ja Tiere bei möglichst natürlichem Verhalten beobachten: "Wir brauchen mehr Forschung über die Geräuschprofile verschiedener Drohnenmodelle", sagte die Wissenschaftlerin, "Auch in Bezug auf Frequenzen, die für Menschen unhörbar sind."

Mehr Infos

Matt Picket von der gemeinnützigen Organisation Oceans Unmanned verwies auf der Xponential darauf, dass die Auswirkungen nicht nur je nach Spezies sondern auch nach Jahreszeit variieren. So könne etwa die Paarungszeit eine besonders sensible Phase sein. Bei bestimmten Vögel hat sich wiederum der Anflugwinkel als wichtiges Kriterium entpuppt.

Und von der Beobachtung, dass bestimmte Tiere äußerlich nicht reagierten, könne nicht darauf geschlossen werden, dass sie nicht gestört würden. Untersuchungen zeigen, dass manche Tiere äußerlich zwar gelassen wirkten, aber ihr Herz deutlich schneller schlug. Bei wilden Bären in Minnesota wurde eine eine Steigerung um bis zu 123 Herzschläge je Minute gemessen, und sogar im Winterschlaf zeigte ein Bär Stressreaktionen auf eine überfliegende Drohne.

Oceans Unmanned hat schon 2016 Vorschläge für optimalen Einsatz fliegender Drohnen veröffentlicht. Doch genau wie Harshbarger hofft auch Picket auf weitere Forschungsergebnisse. Damit lassen sich vielleicht Drohnen entwerfen, die Tiere von vornherein weniger stressen. (ds)