Google Pixel 3a XL: das Spar-Pixel im Test

Was dem Apple-Nutzer sein iPhone ist dem Android-Nutzer das Pixel. Mit dem Pixel 3a gibt es nun ein preiswertere Version. Was taugt das Sparphone?

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Google Pixel 3a XL: das Spar-Pixel im Test
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Hannes A. Czerulla
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Android-Versionen sind wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt. Denn Smartphone-Hersteller interpretieren das Betriebssystem unterschiedlich, installieren überflüssige Apps, überfluten die Bedienoberfläche mit Klicki-Bunti oder liefern Updates erst Monate nach der Veröffentlichung durch Google.

Wer ein pures Android-System und schnelle Updates will, greift am Besten zu Googles Pixel-Smartphones. Bisher war das eine Investition, Google ruft für die hochwertigen Pixel-Phones auch Oberklassepreise auf. Das Pixel 3a bricht mit dieser Tradition und geht schon ab 400 Euro über die Ladentheke. Dafür muss man einige Abstriche in Kauf nehmen.

Wir konnten uns bereits einen ersten Eindruck vom Google Pixel 3a XL machen. Sobald alle Testergebnisse vorliegen, reichen wir in der kommen Ausgabe der c't einen vollständigen Test nach.

Von hinten sieht das Pixel 3a XL exakt wie das Pixel 3 XL aus.

Wie der Preisunterschied erahnen lässt, hat das Pixel 3a im Vergleich mit dem Pixel 3 eine etwas reduzierte Ausstattung. Das fängt beim SoC an: Google verbaut im Pixel 3a den Mittelklasse-Snapdragon 670. Er hat zwei Cortex-A75-Kerne, die mit 2 GHz laufen und vier sparsame Cortex-A55-Kerne, die mit 1,7 GHz laufen. In den CPU-Benchmarks liegt das Pixel 3a XL dadurch etwa 35 Prozent hinter dem Pixel 3 XL.

Der Unterschied zwischen den Grafikchips Adreno 615 (Pixel 3a) und Adreno 630 (Pixel 3) fällt in den Benchmarks deutlicher aus: Die GPU des Pixel 3a bietet nur etwa ein Drittel der Rechenkraft der Pixel-3-GPU. Allerdings muss der Chip im Pixel 3a auch eine geringere Auflösung bedienen und so fallen die tatsächlich angezeigten Bildraten nur etwa 40 Prozent geringer aus als beim Pixel 3.

In der Praxis relativieren sich die Benchmark-Ergebnisse, denn Ruckler oder Wartezeiten treten auch auf dem Pixel 3a XL so gut wie nie auf. Sowohl Androids Oberfläche als auch Spiele und Apps laufen auf dem preiswerteren Modell stets flüssig. Auch scheint das Gerät mit 4 GByte RAM ausreichend bestückt zu sein.

Wie auch das Pixel 3 hat das Pixel 3a XL keinen Speicherkarten-Slot und kann nur mit einer einzelnen physischen SIM-Karte bestückt werden. Wer einen passenden Vertrag hat, kann eine eSIM parallel zur physischen Karte oder als deren Ersatz nutzen. Die Tarifauswahl ist dadurch aber sehr eingeschränkt.

Das OLED-Display des Pixel 3a ist zwar genauso farbkräftig und kontraststark wie das des Pixel 3, doch liefert es nach unseren Messungen nur durchschnittlich 464 cd/m² Helligkeit (Schachbrett). In den meisten Situationen reicht diese Lichtstärke aus. Doch scheint Sonnenlicht direkt auf den Bildschirm, dominieren die Spiegelungen und wir hatten Probleme die Anzeige ablesen zu können. Selbiges gilt auch für das teurere Pixel 3 XL. OLED-Smartphones von Samsung und Apple beispielsweise zeigen bis zu 700 cd/m² und sind in hellen Umgebungen deutlich leichter abzulesen.

Obwohl die Pixel 3a XL und Pixel 3 XL fast exakt gleich groß sind, haben sie unterschiedlich große Displays – 6 Zoll beziehungsweise 6,3. Denn während der Bildschirm des Pixel im oberen Teil fast randlos ist, hat das 3a XL einen etwa 1 Zentimeter breiten Rand oben. Dafür braucht das 3a XL keinen Einschnitt im Display (alias Notch), um Lautsprecher, Kamera und Sensoren unterzubringen.

Auf der Rückseite sehen sich beide Geräte zum Verwechseln ähnlich. Auch das Pixel 3a XL besteht hinten größtenteils aus mattem Kunststoff und nur der obere Teil des Rückendeckels um die Kamera herum besteht aus glänzendem Plastik. Optisch fällt das Pixel 3a XL klar hinter Konkurrenzgeräte der gleichen Preisklasse. Denn diese haben größtenteils Glasgehäuse mit teils spannenden optischen Farbspielereien. Design-Liebhaber sind beim Pixel 3a falsch. Der zuverlässige Fingerabdrucksensor befindet sich auf der Gehäuserückseite und ist nicht erreichbar, solange das Gerät liegt.

Außer der Software ist das große Alleinstellungsmerkmal des Pixel 3 die Kamera. Und die hat Google fürs Pixel 3a und 3a XL eins zu eins übernommen. Aufnahmen werden entsprechend genauso brillant und scharf wie auf den teureren Geräten. Obwohl das Pixel 3a nur eine Kamera zur Verfügung hat, kann es Bokeh-Effekte mindestens genauso gut ins Bild rechnen wie Geräte mit verschiedenen Brennweiten. Im Vergleich zum iPhone Xs beispielsweise wirken die Bilder deutlich lebendiger und kontraststärker und sind wärmer abgestimmt.

Highlight bei der Fotografie ist der Nachtsichtmodus. Er funktioniert ähnlich wie die HDR-Funktion: Drückt man auf den Auslöser, schießt das Pixel innerhalb von Sekundenbruchteilen eine Reihe von Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen und vereint die Bildinformationen in einem einzigen Foto. Die Bilder zeigen selbst in absoluter Dunkelheit noch Motive, die mit den Augen nicht mehr erkennbar sind. Das Rauschen beschränkt sich dennoch auf ein Minimum. Mit dieser Technik sind die Pixel weiterhin ungeschlagen, wenn es um Nachtfotografie geht. Die zweite, weitwinklige Frontkamera des Pixel 3 hat Google übrigens nicht für die a-Versionen übernommen.

Google Pixel 3a XL: Testfotos (9 Bilder)

Test-Chart bei 1100 Lux

Um den Preis des Pixel 3a soweit drücken zu können, hat Google noch ein paar Kleinigkeiten weggelassen im Vergleich zum Pixel 3: Das 3a lässt sich nicht kabellos per Qi laden, sondern nur via USB Typ-C. Das allerdings mit bis zu 18 Watt dank Power Delivery 2.0. Das führt dazu, dass der 3700 mAh große Akku des Pixel 3a XL innerhalb von 37 Minuten halb geladen ist und nach guten 1 1/2 Stunden voll ist.

Das Smartphone gibt dann beispielsweise über 14 Stunden lang Streaming-Videos wieder oder man kann über 15 Stunden lang im Netz surfen. Zwar stellt es keine neuen Laufzeitrekorde auf, doch gehört es zu den länger laufenden Smartphones. Im Gegensatz zum Pixel 3 ist das 3a nicht gegen Staub oder Wasser geschützt.

Das Google Pixel 3a XL ist nicht perfekt: Sein OLED-Display ist gut, aber nicht das beste, der Prozessor reicht aus, ist aber nicht der schnellste und sein Gehäuse ist nicht gegen Wasser geschützt. Dafür bekommt man für 400 Euro die selbe Kamera wie im deutlich teureren Pixel 3 und somit eine der besten Smartphone-Knipsen – vor allem bei Dunkelheit.

Zudem kauft man ein Pixel eigentlich wegen der direkten Software-Unterstützung durch Google und den flinkesten Updates unter den Android-Smartphones – und das bieten das preiswerte Pixel 3a und 3a XL genauso wie die teureren Geschwister. Google garantiert 3 Jahre lang Software-Updates. Das schafft Verhältnisse wie man sie sonst nur vom iPhone kennt.

Google Pixel 3a Google Pixel 3a XL zum Vergleich: Google Pixel 3 XL
Betriebssystem Android 9
Display 5,6“ OLED 6“ OLED 6,3" OLED
Display-Auflösung 2220 x 1080 (441 dpi) 2160 x 1080 (402 dpi) 2960 x 1440 (522 dpi)
Prozessor Snapdragon 670 Snapdragon 845
Prozessorkerne 2 x Kryo 360 Gold (2 GHz) + 4 x Kryo (1,7 GHz) Kryo 280 Gold (2,5 GHz) + Kryo 280 Silver (1,6 GHz)
Grafik-Chip Adreno 615 Adreno 630
RAM 4 GByte
Flash-Speicher 64 GByte 64 GByte / 128 GByte
Hauptkamera 12 MP; f/1.8
LTE Cat.11/5 Cat.16/5
Bluetooth 5.0
Schutzart - IP68
Akku 3000 mAh 3700 mAh 3430 mAh
Maße 151 mm x 70 mm x 8 mm 160 mm x 76 mm x 8 mm 158 mm x 77 mm x 8 mm
Gewicht 147 g 167 g 184 g
Benchmarks
Coremark Single- / Multi-Thread k.A. 9324 / 48803 13709 / 75844
GFXBench 3.1 Manhattan on- / offscreen k.A. 19 / 20 34 / 60
3DMark Ice Storm Unlimited k.A. 27029 60996
Laufzeit Streaming / Surfen k.A. 14,4 h / 15,2 h 11,5 h / 9,8 h
Preis 400€ k.A. 640 € (64 GByte)

(hcz)