KI-Hitparade

Mit Musik geht alles besser: Daher folgt eine kleine Musikauswahl für einen guten Start in die Woche.

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"I don‘t like mondays" wussten schon The Boomtown Rats zu singen. Damit der Wochenanfang aber besser in Fahrt kommt, habe ich nach neuer Musik gestöbert. Prämisse dabei war, dass eine Künstliche Intelligenz (KI) ihre Finger mit im Spiel hat. In der Medizin, in der Logistik, in der Landwirtschaft, in der Justiz: Es gibt mittlerweile eigentlich keine Sparte mehr, in der nicht irgendein Einsatz für die schlauen Algorithmen gefunden wird. Da stellt das künstlerische Feld keine Ausnahme da. Und so lässt sich inzwischen eine schöne Bandbreite an musikalischen Ergüssen finden, bei denen sich KI-Systeme ihre ersten Sporen im harten Musikgeschäft verdient haben. Es folgt eine kleine Auswahl – für einen guten Start in die Woche.

Taryn Southern – Break Free: Als Einstieg gibt es eingängigen Electro-Pop von der Sängerin Taryn Southern. Sie hat 2017 mit I AM AI ein ganzes Album veröffentlicht, das KI komponiert hat. Southern setzte dabei auf verschiedene Systeme wie Amper Music, IBM Watson Beat, Google Nsynth und AIVA. Ihnen gab Southern eine grobe Musikrichtung und musikalische Daten vor, aus denen die Software Melodien und Akkorde erstellte. Southern arrangierte die Ergebnisse und lieferte die Texte. Die pro Song eingesetzte Software taucht dann auch bei den Credits auf. Hervorzuheben von I AM AI ist noch der Titel New World, der nicht nur von KI komponiert wurde, sondern dessen Rechteverwaltung auf Blockchain-Technology (Ethereum) basiert. Das heißt die 240 an dem Lied beteiligten Personen erhalten über die Blockchain Tantiemen beim Verkauf oder Streaming des Titels. Southern gehört damit zu einer handvoll Künstlern, die auf alternative Vertriebswege ihrer Musik setzen.

Yona – Oblivious: Deutlich experimenteller geht es bei dem Iraner Ash Koosha zu. Der Electro-Musiker arbeitet mit der Software Yona zusammen, speist sie mit Daten, nennt sie seinen "Hilfsmenschen" (Auxiliary Human) und bringt 2018 das Album C heraus. Yona übernimmt dabei nicht nur die Melodien, sie erstellt auch die Texte und "singt" mithilfe eines text-to-speech-Programms.

Sony CSL – Daddy‘s Car: Fast schon ein Evergreen ist dagegen wohl der Titel Daddy‘s Car. Der 2016 bei Sony tätige KI-Forscher François Pachet hat ihn zusammen mit dem Musiker Benoit Carré herausgebracht. Er gilt als der erste vollständige Popsong, den eine Künstliche Intelligenz namens FlowMachines geschaffen hat. Dessen musikalisches Talent beruht auf einer enormen Datenbasis mit verschiedenen Musikstilen. Der Song Daddy‘s Car basiert auf musikalischen Mustern von Beatles-Liedern. Die Software warf Melodie und Harmoniefolge aus und integrierte Teile von bestehenden Songs. Carré übernahm das Arrangement, die Produktion und das Texten.

Dadabots: Wer es etwas härter mag, der lässt sich vielleicht für die Dadabots begeistern. Sie spielen Death Metal – und das rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Das kann man sich, wann immer man mag, im Livestream bei YouTube anhören. Wer nicht unbedingt Kenner von Death und Black Metal ist, stellt hier sicher keinen Unterschied zur Musik von menschlichen Bands fest. Die dahintersteckende Software SampleRNN stammt von CJ Carr und Zack Zukowski vom Berklee College of Music in Boston. Als Trainingsset dienten Death Metal-Schnipsel der kanadischen Band Archspire.

MuseNet - Bon Jovi and the first 6 notes of Chopin Op. 27, No.2: Für Klassik-Liebhaber bietet sich dieses Beispiel von MuseNet an. Das Online-Tool der Non-Profit-Organisation OpenAI lässt sich aber nicht in eine Schublade stecken, wie menschliche Musiker so gern von sich selbst betonen. Denn das neuronale Netzwerk kann 15 verschiedene Musikstile und einzelne Künstler imitieren. Trainiert wurde es mit MIDI-Dateien aus Online-Quellen mit großer Bandbreite. Für das Beispiel erhielt es die ersten sechs Noten einer Nocturne von Chopin und die Aufgabe, diese im Pop-Style mit Integration von Klavier, Gitarre, Bass und Schlagzeug fortzusetzen. Das Ergebnis klingt immer noch nach Chopin, aber doch um einiges "wacher". Noch bis zum 12. Mai können Musikinteressierte MuseNet mit Musikschnipseln füttern und eigene Kreationen entwerfen. Wobei die Frage, ob das dann eine kreative Schöpfung ist und wem sie gehört, auf einem anderen Blatt steht.

(jle)