"Discokugel" fürs All: Satelliten-Skulptur scheiterte an US-Shutdown

Eigentlich sollte Anfang des Jahres erneut ein künstlicher Stern am Himmel auftauchen. Dem "Orbital Reflector" stand aber Trumps Government Shutdown im Weg.

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"Discokugel" fürs All: Satelliten-Skulptur scheiterte an US-Shutdown

So hätte der "Orbital Reflector" aussehen sollen.

(Bild: Nevada Museum of Art)

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Die Satelliten-Skulptur "Orbital Reflector" des US-Künstlers Trevor Paglen ist an der Stilllegung der US-Regierung gescheitert; dies ersparte Astronomen damit eine weitere "Discokugel" am Himmel. Das hat das Nevada Museum of Art nun bekanntgegeben und die Hintergründe der misslungenen Kunstinstallation erklärt.

Demnach haben zwei äußere Umstände das Projekt zum Scheitern verurteilt: Der Start mit insgesamt 63 anderen Satelliten an Bord einer Rakete von SpaceX und der wenige Wochen nach diesem Start eingeleitete, längste Shutdown der US-Regierung.

Der Satellit "Orbital Reflector" sollte in 580 Kilometern Höhe einen 30 Meter langen, diamantenförmigen Ballon öffnen. Dessen spiegelnde Oberfläche sollte dann das Sonnenlicht reflektieren und wäre auf der Erde ohne Teleskop am Nachthimmel sichtbar gewesen. Auf Kickstarter hatten die Macher 76.000 US-Dollar dafür eingesammelt, die Gesamtkosten beliefen sich dann auf 1,3 Millionen US-Dollar. Der Satellit war als rein künstlerische Aktion gedacht und diente keinen militärischen, kommerziellen oder wissenschaftlichen Zwecken, wie dazu betont wurde.

Der "Orbital Reflector" war am 3. Dezember von einer SpaceX-Rakete ins All befördert worden, die damals mehr Satelliten an Bord hatte als jede private Rakete zuvor. Der noch zusammengepackte Satellit war dann erfolgreich abgetrennt worden, die anderen Satelliten kreisten aber noch mit ihm um die Erde. Erst wenn zu ihnen ein ausreichender Abstand hergestellt worden war, hätte der Ballon sich öffnen sollen. Dazu musste der Satellit aber von der Erde aus gefunden worden sein und eine eigene Kennung erhalten haben. Das ist die Aufgabe der US-Luftstreitkräfte. Die Künstler selbst hatten da erfolgreich Kontakt zu ihrem Satelliten hergestellt.

Wie das Museum nun erklärt, passierten dann zwei unvorhergesehene Dinge. Zum ersten war die US Air Force lange nicht in der Lage, die einzelnen Satelliten auseinander zu halten. So erhielt der "Orbital Reflector" keine eigene Kennung, weswegen die dafür zuständige US-Behörde FCC (Federal Communications Commission) die Öffnung der Skulptur nicht habe erlauben können. Ab dem 22. Dezember war die FCC dann von der Stilllegung der US-Regierung betroffen und lahmgelegt. Als die US-Regierung Ende Januar ihre Arbeit wieder aufnehmen konnte, hatte der nicht für solch eine Wartezeit ausgelegte "Orbital Reflector" seine Arbeit eingestellt.

Zumindest viele Astronomen dürften mit diesem Ergebnis kein Problem haben. Viele hatten schon den Anfang 2018 verglühten "Humanity Star" kritisiert. Von dieser "Discokugel" fürchtete sie sie Störungen ihrer Beobachtungen und sprachen von "ökologischem Vandalismus". "Viele Menschen würden ein bisschen mehr Ehrfurcht vor der natürlichen Welt schätzen statt noch eine weitere künstliche Konstruktion hinzuzufügen", hatte Caleb Scharf gesagt, er ist Direktor des Columbia Astrobiology Center in New York. Der Nachthimmel sei wie ein "bedrohtes Tier, das sich am besten im Naturzustand betrachten lässt".

Paglen selbst hatte nicht einsehen wollen, warum ausgerechnet sein Satellit unter Hunderten das Problem sein soll. Auch wenn alles nach Plan gelaufen wäre, sollte die Skulptur nach einigen Wochen in die Atmosphäre eintreten und verglühen. Sie hätte also "keine Spuren hinterlassen", versprachen die Macher. Sie versprachen eine "vorübergehende Weltraum-Geste". Paglen wollte dazu ermuntern, mit "neuer Verwunderung in den Nachthimmel zu blicken, unseren Platz im Universum zu prüfen und neu darüber nachzudenken, wie wir auf diesem Planeten zusammenleben." Ob er einen neuen Anlauf wagen will, ist nicht bekannt. (mho)