Update blockt erneut Fremdpatronen bei HP-Tintenstrahldruckern

Nutzer und Refiller berichten, dass bestimmte HP-Drucker seit einem Update Fremdpatronen ablehnen.

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Hewlett-Packard

(Bild: dpa, Emily Wabitsch)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Günter Born
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Ein im April 2019 bereitgestelltes Firmware-Update der Firma HP deaktiviert erneut die Verwendung von Fremdkartuschen in bestimmten HP Officejet Tintenstrahldruckern. Es ist nicht das erste Mal: Bereits im Frühjahr 2016 hatte HP auf allen Tintenstrahldruckern mit einer neuen Firmware Fremdpatronen blockiert, musste später aber wieder zurückrudern.

Seit dieser Zeit gab es von HP immer wieder Versuche, Fremdpatronen auf seinen Tintenstrahldruckern mittels Firmware-Updates zu blockieren. Im September 2017 wiederholte sich dieses Spiel, wobei aber weniger Anwender betroffen schienen. Auch in den Jahren 2018 und im Januar 2019 gab es wohl Vorfälle, aber immer nur mit einer geringen Anzahl an Betroffenen.

Zahlreiche Rückmeldungen auf verschiedene Artikel zu dieser "Tradition" liefern inzwischen zuverlässig Hinweise, wenn sich wieder etwas tut. Seit Ende April, Anfang Mai 2019 melden sich weltweit wieder Betroffene und berichten von blockierten Fremdpatronen. Probleme machen diesmal laut Nutzerstimmen sowie Rückmeldungen von Anbietern von Alternativpatronen zufolge offenbar die HP-Modelle OfficeJet Pro 8720 und 8710 sowie der OfficeJet Pro 7740.

Manche Nutzer berichteten, dass der Drucker das Firmware-Update ohne ihr Zutun installiert habe. Auch variieren die Fehlerbilder nach dem Firmware-Update. Wurden früher Fremdpatronen sofort nach einem Firmware-Update abgelehnt, bekommen Gerätebesitzer jetzt erst beim Austausch der angeblich leeren Tintenpatronen Schwierigkeiten.

Die Fehlermeldungen unterscheiden sich je nach Modell: Patrone defekt, nicht gefüllt oder nicht richtig eingesetzt. Der Drucker stellt dann den Betrieb ein, auch wenn nur eine Farbpatrone betroffen ist, bis Original-Kartuschen des Herstellers HP eingesetzt werden. Dieses Verhalten habe es bei HP nach Firmware-Updates noch nie gegeben, erklärt ein Refiller gegenüber heise online.

Beim HP OfficeJet Pro 7740 scheint laut diesem HP-Forenbeitrag die im April 2019 verteilte Firmware EDWINXPP1N002.1912A.00 zur Blockade von Fremdpatronen zu führen. Ein weiterer Benutzer berichtet, dass sogar das Baujahr des Geräts eine Rolle spielen kann. Während ältere Geräte auch nach einem Firmware-Update weiter mit Fremdpatronen arbeiten, streiken neuere Geräte des gleichen Modells plötzlich bei Fremdpatronen.

In Kommentaren weisen Nutzer darauf hin, dass international tätige Refiller inzwischen Tintenpatronen bestimmter HP-Druckermodelle nicht mehr anbieten. Ein Nutzer schreibt in einem Kommentar, dass er vom international tätigen Refiller Inkong den Hinweis erhielt, dass dieser keine Patronen mehr für HP-Tintenstrahldrucker anbiete. Auch die US-Großhandelskette Costco teilte diesem Benutzer mit, dass seine HP 952 Tintenpatronen nicht mehr befüllbar seien.

Eine telefonische Nachfrage beim Anbieter superpatronen.de bestätigte, dass es Mitte/Ende April 2019 ein Firmware-Update für diverse Drucker der Firma HP gab. In der Folge kam es zu Reklamationen von Kunden, die Fremdtinte in diesen Geräten verwendeten. Betroffen seien laut Auskunft der Techniker Geräte, die die Firmware-Version 1910AR erhalten hätten, während die Firmware-Versionen 1908 und 1909 keinen Einfluss habe. Eine Downgrade-Möglichkeit auf frühere Firmware-Versionen gäbe es nicht. Beim Anbieter Superpatronen ist man aber optimistisch, bis Ende Mai 2019 wieder eine zur aktualisierten HP-Firmware passende Lösung für eigene Druckerpatronen zu haben.

Dieses Verhalten der Firmware-Version 1910AR wird auch vom Anbieter Druckerchannel explizit für die OfficeJet Pro-Modelle 8710 und 8720 bestätigt. Auch dort folgt der Hinweis, dass Nutzer dieses Problem erst beim Wechsel der Tintenpatronen, also eventuell lange nach dem Firmware-Update, bemerken. Allerdings nur, wenn Fremdpatronen verwendet werden. Der Drucker meldet dann "Cartridge Problem" (Probleme mit der Kartusche) und stellt seinen Betrieb ein, bis eine Original HP-Patrone eingesetzt wird. Der Anbieter gibt an, dass Patronen betroffen seien, die Chips bzw. elektronische Bauteile des chinesischen Anbieters Apex enthalten.

Die Firma HP begründet die Auslieferung der undokumentierten Firmware mit "Dynamischer Sicherheit", einem Prozess zur Authentifizierung von Zubehör. Der soll verhindern, dass Zubehör ohne HP-Original-Chips oder mit modifizierten Chips eingesetzt wird. OfficeJet Pro-Modelle mit einem Produktionsdatum vor Dezember 2016 sollten dagegen Fremdtinte auch nach dem Firmware-Update akzeptieren, da dort die dynamische Sicherheit noch nicht eingesetzt wurde.

Dies bestätigt die Firma HP auf dieser Webseite. HP begründet das Firmware-Update dort mit einem Sicherheitsproblem, gibt aber den Hinweis, dass diese Firmware die Verwendung von Drittanbieter-Tintenpatronen verhindern könne. Bei Druckerchannel findet sich dagegen der Hinweis, dass das Fehlerbild der Fremdpatronenproblematik erst bei OfficeJet-Modellen ab dem Produktionsdatum Februar 2018 auftrete.

Alles in Allem eine für Anwender missliche und recht verwirrende Situation. Um auf der sicheren Seite zu sein und weiter Tintenpatronen von Drittanbietern verwenden zu können, bleibt nur, das automatische Update der Druckerfirmware zu unterbinden. Dies kann bei der Installation des Windows-Treibers über die Option Über > Autom. Aktualisierung lassen sich Aktualisierungen automatisch herunterladen und installieren. in der Rubrik Druckeraktualisierung gemäß dieser Beschreibung unterbunden werden.

Bei Geräten, die am WLAN hängen und sich selbsttätig per Internet aktualisieren, sollten Anwender das Gerätehandbuch konsultieren und nachlesen, wie sich automatische Firmware-Updates am Gerät abstellen lassen.

Da die Druckerhersteller ihre Tintenpatronen teurer als Fremdprodukte anbieten und auch bei der Restfüllmenge mitunter tricksen, ist das weder wirtschaftlich noch umweltpolitisch wünschenswert. Eine Anfrage an die Firma HP beantwortete diese, dass entsprechende Hinweise auf den Verkaufsverpackungen zu finden seien. Zudem könnten die Kunden weitere Hinweise zu "Dynamic Security" online abrufen und für die jeweiligen Druckermodelle recherchieren, ob diese Funktion verwendet wird. Wie diese Praxis zu den Nachhaltigkeitsansprüchen des Unternehmens passt, blieb allerdings unbeantwortet. (ovw)