KILT-Blockchain will Internetnutzern Datensouveränität zurückgeben

Das deutsche Unternehmen BOTLabs stellt ab sofort Unternehmen und Behörden eine neue quelloffenene Blockchain-Technik zur Verfügung.

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Blockchain
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Für das Berliner Unternehmen BOTLabs hat das von ihm entwickelte Blockchain-Protokoll KILT nun offenbar einen Reifegrad erreicht, dass man einen Demo-Client sowie eine Softwareumgebung für die Entwicklung eigener Anwendungen mit KILT zum Download zur Verfügung stellt.

Das KILT-Protokoll ermöglicht die dezentrale Speicherung von Nutzerdaten, und seine Entwickler wollen damit die Grundlage für einen neuen, sicheren und selbstbestimmten Umgang mit Daten im Internet schaffen. Dafür stellt BOTLabs ein TypeScript-SDK.bereit, das die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen auf Basis von KILT ermöglichen soll. Es umfasst Klassen und Methoden zur Verfügung, die die Interaktion mit dem KILT-Netzwerk ermöglichen. Die Blockchain und das SDK sind Open Source und kostenlos verfügbar. KILT selbst basiert auf Parity Substrate, einem Technologie-Stack zum Aufbau von Blockchains.

Die Architektur von KILT

(Bild: BOTLabs)

KILT ermöglicht es Personen, Unternehmen und Geräten, beliebige Eigenschaften zu behaupten (Claim), zu bestätigen (Attest) und zu verifizieren (Verify). Ein Aussteller ("Attester") stellt demnach Benutzern ("Claimer") auf Verlangen ein Dokument über eine bestimmte Eigenschaft aus, das dieser Aussteller elektronisch signiert. Das Dokument wird nicht zentral beim Aussteller, sondern direkt beim Benutzer gespeichert.

Das KILT-Protokoll speichert in der Folge eine Prüfsumme des signierten Dokuments auf der KILT-Blockchain. Diese ermöglicht es dem Benutzer, die Echtheit seines Dokuments zu beweisen, und sorgt dafür, dass keine personenbezogenen Daten öffentlich verfügbar werden. Möchte der Benutzer sich nun bezüglich einer bestimmten Eigenschaft ausweisen, sendet er anstelle eines Log-ins oder Passworts sein signiertes Dokument. Falls der Dienst ("Verifier") auch der Aussteller des Dokuments war, kann er seine eigene Unterschrift überprüfen und den Benutzer hereinlassen. Ist der Empfänger ein anderer Dienst, der aber dem Aussteller vertraut, kann er auf der Blockchain die Gültigkeit des Dokuments überprüfen.

Durch das KILT-Protokoll wird der Vorgang der Dokumentenprüfung vom Aussteller entkoppelt: Derjenige, dem das Dokument gezeigt wird, entscheidet nur mit der Blockchain darüber, ob er das Dokument akzeptiert. Der Aussteller selbst ist nicht mehr involviert. Diese Entkoppelung als wichtige Eigenschaft des Protokolls schützt die Privatsphäre der Benutzer und schafft gleichzeitig eine enorme Skalierbarkeit des Systems, da eine beliebig hohe Anzahl gleichzeitiger Überprüfungen stattfinden kann, ohne dass jedes Mal der Aussteller aktiv werden muss.

BOTLabs wurde im Januar 2018 von Ingo Rübe gemeinsam mit Hubert Burda Media, wo Rübe vorher CTO war, gegründet. Seit Herbst 2018 ist zusätzlich das Schweizer Verlagshaus Ringier beteiligt. BOTLabs will indirekt an der Wertsteigerung der eigens entwickelten Kryptowährung KILT-Coin verdienen. Gegenwärtig kann man noch keine Coins erwerben. Außerdem ist es beabsichtigt, die Steuerung des Protokolls an eine Stiftung zu übergeben.

Weitere Informationen zu KILT finden sich auf der Website zum Protokoll sowie auf der GitHub-Seite. (ane)