Was tun die da?

Forscher schlagen vor, autonome Maschinen wie exotische Tiere zu untersuchen. Das ist vernünftiger als es auf den ersten Blick scheint.

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Die Autorenliste ist beeindruckend: Joshua B. Tenenbaum steht da beispielsweise, einer der führenden amerikanischen KI-Forscher, der Physiker und Soziologe Alex Pentland und die Robotik-Forscherin Cynthia Breazeal. Sie haben mit diversen Kolleginnen und Kollegen kürzlich einen Aufsatz in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" veröffentlicht mit dem schlichten Titel: Machine Behaviour. Darin schlagen sie vor, ein neues Forschungsgebiet zu gründen, das Studium des Maschinenverhaltens.

Verhaltensforscher für Maschinen, das klingt ein bisschen nach Stanislav Lem und seinen Robotermärchen. Konrad Lorenz mit Zusatz-Ausbildung in Mechatronik. Das interdisziplinäre Forschungsfelder soll das Verhalten "autonomer Agenten" – also all das, was wir landläufig als "intelligente Maschinen" bezeichnen würden – mit den Methoden der Verhaltensforschung untersuchen, aber auch statistische Verfahren aus der Meinungsforschung oder der Medizin verwenden. Das bedeutet beispielsweise, Blindtests unter kontrollierten Bedingungen durchzuführen, oder repräsentative Gruppen zu identifizieren. Nicht zuletzt heißt es auch, maschinelles Verhalten unter den verschiedensten Umständen zu untersuchen, statt nur zu prüfen, ob die Maschinen in einer bestimmten Situation wirklich das tun, was sie tun sollen, und den ganzen Rest potenziellen Verhaltens zu ignorieren.

Zu den Forschungsfeldern, die die Autoren anreißen, gehört zudem eine systematische Untersuchung kollektiver Effekte – also dem, was wir mitunter an der Börse beobachten, wo große Gruppen ganz ähnlich agierender Handels-Algorithmen lawinenartige Preisstürze auslösen können. Aber auch die Frage, wie Menschen und Maschinen sich in ihrem Verhalten gegenseitig beeinflussen, ist äußerst spannend.

Aber würde das nicht bedeuten, autonome Maschinen wirklich als handelnde Subjekte einzustufen? Ihnen gar einen freien Willen zuzuschreiben, und so die ohnehin schon vorhandene Furcht vor einem "Aufstand der Roboter" noch verstärken? Nein, argumentieren die Forscher. Um Verhalten unter bestimmten Bedingungen zu untersuchen, sei es weder notwendig, den Maschinen einen eigenen freien Willen zuzuschreiben, noch ihnen moralische Verantwortung für ihr tun zuzuschreiben. "Wenn ein Hund jemanden beißt, ist ja auch der Halter des Tieres dafür verantwortlich, und nicht der Hund", schreiben sie.

Aber vielleicht ist das Beispiel doch nicht so klug gewählt. Beißende Roboter – ein Rest von Unbehagen bleibt.

(jle)