Display Week: Mehr Kontrast dank LCD-Doppeldecker

Für gutes HDR muss ein lokal dimmbares Backlight mit möglichst vielen Zonen her – oder man steckt einfach ein weiteres LCD ins TV.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 51 Kommentare lesen
Display Week: Mehr Kontrast dank LCD-Doppeldecker

(Bild: heise online / Ulrike Kuhlmann)

Lesezeit: 3 Min.

Gute TV-Displays erzielen heute ein tiefes Schwarz und damit hohe Bildkontraste, sie bieten satte Farben und sie beherrschen HDR. Eine ansehnliche Skalierung geringerer Auflösungen, eine ordentliche Bewegtbildwiedergabe ohne Schlieren oder Ruckler, möglichst geringe Latenzen fürs Gaming am großen Schirm, 4K-Auflösung und nicht zuletzt eine möglichst geringe Leistungsaufnahme sind weitere Qualitätskriterien.

Auf der Display Week in San Jose kann man am Stand von Nanosys einen 65-Zöller bewundern, der zumindest die ersten drei genannten Punkte ganz wunderbar erfüllt. Der Fernsehschirm nutzt Quantenpunkte von Nanosys, um satte Farben zu erzielen. Für den beeindruckenden Schwarzwert des 4K-TVs sorgt ein zweites Flüssigkristall-Panel hinter dem bildgebenden Display. Mit ihm wurde auch HDR realisiert.

Nanosys hat das Funktionsprinzip erläutert; nur die Angaben zur Auflösung des hinteren Displays sind falsch; es handelt sich um ein FHD-Panel.

(Bild: heise online / Ulrike Kuhlmann)

Genauer handelt es sich um ein Schwarzweiß-Display, das als Lichtventil dient und das Licht der flächigen Hintergrundbeleuchtung in Abhängigkeit vom Bildinhalt passieren lässt: An dunklen Bildstellen schirmt es das Licht ab, an hellen Stellen öffnet es seine Pixel und lässt das Licht zum bildgebenden Display durch. Das Resultat entspricht einem Direct-LED-Backlight mit sehr vielen Zonen – am gezeigten TV über zwei Millionen Stück.

Eigentlich sollte ein zweites 4K-Display für die Backlight-Steuerung zum Einsatz kommen, erklärte Nanosys gegenüber c't. Aber es wurde dann doch "nur" ein Full-HD-LCD. Das war für den guten Bildeindruck aber völlig ausreichend. Da das Backlight-Display keine Farbfilter besitzt, ist es deutlich lichtdurchlässiger als herkömmliche farbige LCDs. Dennoch geht am zweiten LCD viel Licht verloren, was durch ein entsprechend helleres Backlight ausgeglichen werden muss. In der Folge wird das neue HDR-Display deutlich mehr Energie benötigen als bisherige Lösungen mit ihren segmentierten Direct-LED-Backlights. Ein Vorteil des gezeigten TV-Modells: An seiner mattierten Oberfläche spiegelten sich die vielen Strahler in der Halle kaum.

Lagerfeuer gefällig? Das Tandem-LCD sorgt für ein beeindruckendes Schwarz bei gleichzeitig hellen Lichtern im Bild. Bislang was das den OLEDs vorbehalten.

(Bild: heise online / Ulrike Kuhlmann)

Die Backlight-Steuerung per zusätzlichem LC-Panel ist erst möglich, seit die Preise für LCDs im Keller sind. Zuvor wäre eine solche Doppelpanel-Kombination nahezu unbezahlbar gewesen. Geschätzt dürfte ein 55-zölliges Schwarzweiß-Panel für derartige Zwecke heute etwa 30 Dollar kosten. Hinzu kommt ein Controller für die Berechnung der Steuerdaten und die Integration ins TV-Gehäuse sowie in den Produktionsprozess – die beiden LCDs werden aufeinander laminiert. Wie sich auf der Display Week zeigt, trägt das zusätzliche Backlight-LCD dadurch kaum auf.

Der Panel-Doppeldecker ist eine interessante Alternative zu kostspieligen Lösungen mit tausenden von Mini-LEDs, die als Direct-LED-Backlight in Zonen gruppiert werden. Auch das Handling des zweiten LCDs scheint einfacher, denn die Ansteuerung von LCDs beherrschen die TV-Hersteller und die Ansteuerdaten können sie aus den Bilddaten für das Hauptdisplay generieren.

Der auf der Display Week gezeigte Fernseher mit Doppel-LCD stammte von Hisense, das Panel möglicherweise von BOE – auch der chinesische Klassenprimus BOE zeigt am Stand ein solches HDR-TV mit Doppeldisplay. Das Hisense-TV soll im kommenden Jahr in den USA auf den Markt kommen; zu welchem Preis, ist noch unklar. (uk)