Kryptogeld: Europol macht Mixingdienst Bestmixer.io dicht

Kryptogeld im Wert von 179 Millionen Euro soll durch den Mixing-Dienst Bestmixer.io gelaufen sein – zum Großteil wohl Geldwäsche für Krimininelle, sagt Europol.

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Kryptogeld: Europol macht Mixingdienst Bestmixer.io dicht
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Europol sowie Behörden aus den Niederlanden und Luxemburg haben in einer gemeinsamen Aktion den Mixing-Dienst Bestmixer.io vom Netz genommen. Dabei wurden sechs Server in den Niederlanden und Luxemburg beschlagnahmt. Bestmixer.io sei unter den drei größten Mixing-Services gewesen und habe binnen eines Jahres Kryptogeld im Wert von mindestens 200 Millionen US-Dollar durchgeleitet (umgerechnet 179 Millionen Euro). Die Ermittlungen liefen seit vergangenem Juni, es war laut Europol das erste Durchgreifen von Behörden gegen einen solchen Dienst.

Mixing-Dienste dienen zur Verschleierung von Zahlungsflüssen bei Kryptogeld. So etwas kann zur Geldwäsche genutzt werden, genauso aber auch dem legitimen Wunsch nach mehr finanzieller Privatsphäre dienen. Laut der Europol-Pressemitteilung stammte aber ein erheblicher Teil der durchgeflossenen Gelder aus krimineller Aktivität. Bestmixer.io warb auch recht unverhohlen damit, ein Schlupfloch vor Geldwäscheregularien zu bieten. Angeboten wurde der Mix in Bitcoin, Bitcoin Cash und Litecoin. Rund 27.000 Bitcoin wurden über den seit Mai aktiven Dienst gemischt, zu den anderen Währungen machte Europol keine Angaben. Auch über eventuelle Verhaftungen wurden keine Angaben gemacht.

Der niederländische Finanzinformations- und Ermittlungsdienst FIOD habe umfassende Informationen über alle Aktivitäten auf der Plattform gesammelt – IP-Adressen, Bitcoin-Adressen, Transaktion-Details und Chatprotokolle. Diese sollen nun ausgiebig analysiert und auch mit Behörden anderer Länder geteilt werden. "DU BIST NICHT ANONYM“, ist jetzt vielsagend auf der beschlagnahmten Domain von Bestmixer zu lesen.

Der Bitcoin und viele ähnliche Kryptowährungen sind anders als oft behauptet kein anonymes Zahlungssystem. Alle Geldflüsse und Guthaben sind in der Blockchain öffentlich einsehbar. Nutzer sind lediglich durch pseudonyme Bitcoinadressen geschützt, von denen man sich beliebig viele generieren kann. Ist aber die Identität hinter einer Adresse bekannt, so kann diese als Bezugspunkt für weitere Analysen oder gar strafrechtliche Ermittlungen entlang einer Kette von Zahlungen genutzt werden.

Mit Mixing-Diensten lässt sich diese Privatsphären-Lücke zumindest etwas ausgleichen. Einfach gesagt, werden die Coins verschiedener Einzahler durchgemischt wieder ausgezahlt. Man zahlt also dem Dienst eine Summe ein und gibt eine oder mehrere frisch generierte Adressen als Auszahlungsziel an. Auf diese Adressen erhält man dann – meist mit gewisser Zeitverzögerung und abzüglich der Gebühren – den Bitcoinwert zurückgezahlt.

Und dieses Geld speist sich aus dem Pool an Coins, den andere zum Mixen in den Dienst eingezahlt haben. Die von einem selbst eingezahlten Coins gehen dafür an andere Nutzer. So soll die sonst in der Blockchain nachverfolgbare Kette von Transaktionen vernebelt werden. Wer anonyme Zahlungen ohne die Krücke eines Mixing-Dienstes sucht, ist bei anderen Kryptowährungen wie Monero und Zcash aber besser aufgehoben als beim Bitcoin. (axk)