Grindr: Chinesische Entwickler hatten Zugriff auf sensible Nutzerdaten

In einem ungewöhnlichen Vorgang hat die zuständige US-Behörde die Rückabwicklung des Verkaufs der Dating-App nach China angeordnet. Nun wird klarer, warum.

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Grindr: Chinesische Entwickler hatten Zugriff auf sensible Nutzerdaten
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Einige chinesische Entwickler bei Grindr hatten vergangenes Jahr über Monate hinweg Zugriff auf persönliche Daten der Millionen Nutzer der beliebten Dating-App. Das ist der Hintergrund für die jüngst bekannt gewordene Vorgabe des US-Ausschusses zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen an den chinesischen Konzern Beijing Kunlun Tech, die App zu verkaufen, berichtet Reuters. Es ist einer der seltenen Fälle, in denen eine ausländische Unternehmensübernahme in den USA durch einen nachträglichen Einspruch rückgängig gemacht wird.

Dem Bericht von Reuters zufolge, hat Beijing Kunlun Tech im Januar 2018 nach der vollständigen Übernahme von Grindr mit der Konsolidierung begonnen und Entwicklungsarbeit nach China transferiert. Dabei hätten "einige Entwickler in Peking" Zugang zu den Datenbanken von Grindr erhalten, der für mehrere Monate bestehen geblieben sei. Nach einer mehrmonatigen Prüfung habe das Committee on Foreign Investment in the United States (CFIUS) im September gefordert, diesen Zugang einzuschränken und darauf erst keine Antwort erhalten.

Erst einen Monat später habe Kunlun Schritte unternommen, um den Datenschutz zu stärken. Reuters hat nach eigenen Angaben keinen Nachweis dafür, dass Daten missbräuchlich genutzt wurden.

Die seit 2009 verfügbare App Grindr ist nach eigenen Angaben das größte soziale Netzwerk für Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender und Queer-Menschen. Sie hat laut Reuters rund 4,5 Millionen aktive Nutzer pro Tag und war bereits wegen der Weitergabe von HIV-Daten der Nutzer an Fremdunternehmen in die Kritik geraten, massive Kritik am Datenschutz hatte es schon vorher gegeben.

Beijing Kunlun Tech hatte Grindr bis 2018 vollständig übernommen, muss die App nun aber wieder verkaufen. es war bereits gemutmaßt worden, dass Datenschutzbedenken dafür ausschlaggebend waren, mit dem Bericht von Reuters wird das nun konkreter. Naheliegend ist, dass der Kontrollausschuss befürchtet, dass die sensiblen Daten – zu denen auch Angaben über HIV-Erkrankungen gehören – auch welche von US-Militärangehörigen oder Geheimdienstmitarbeitern umfassen und über Kunlun in den Händen von chinesischen Geheimdiensten landen könnten. (mho)