Huawei-Chef: Trumps Vorschläge ein "großer Witz"

Auf zunehmende Sanktionen gegen Huawei reagiert Firmengründer Ren Zhengfei mit scharfer Kritik an US-Präsident Trump.

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(Bild: heise online; Daniel Herbig)

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Nach den US-Sanktionen gegen den chinesischen Huawei-Konzern hat dessen Gründer Ren Zhengfei US-Präsident Donald Trump scharf kritisiert. "Ich sehe seine Tweets und finde es lächerlich, weil sie sich widersprechen", sagte Ren Zhengfei in einem am Montag veröffentlichten Interview des Finanzdienstes Bloomberg.

Der Chef des Smartphone-Anbieters und Netzwerk-Ausrüsters bezog sich dabei auf eine Äußerung von Trump, wonach die gegen Huawei verhängten Strafen auch Teil der Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen China und den USA werden könnten. Ren Zhengfei fragte Bloomberg in dem Gespräch, wie sein Konzern mit dem Handelsstreit zusammenhänge und nannte Trumps Vorschlag einen "großen Witz".

Die USA hatten Huawei zuvor auf eine schwarze Liste von Unternehmen gesetzt, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen. Trump begründete seine Schritte mit Sicherheitsbedenken gegen Technik aus China. In Folge hatten sich immer mehr Firmen den US-Sanktionen gebeugt – auch japanische Unternehmen wie Panasonic und der britische Chipdesigner ARM. Zuletzt wurde bekannt, dass der Branchenverband SD Association Huawei ausgeschlossen hat.

Auch da die Vorwürfe bislang nicht konkret belegt wurden, sehen viele Experten die Sanktionen im Kontext des Handelskonfliktes zwischen den USA und China. Vorwürfe des Technologiediebstahls wies Ren Zhengfei in dem Interview zurück. "Wir sind den USA voraus", sagte er: "Wenn wir zurückliegen würden, müsste Trump uns nicht so heftig angreifen."

Zugleich gestand er aber ein, dass die Sanktionen sein Unternehmen hart träfen. Ein von ihm auf zwei Jahre bezifferter Vorsprung vor Konkurrenten wie Nokia und Ericsson sei damit gefährdet. Allerdings werde Huawei eigene Lösungen oder alternative Zulieferer finden, so Ren Zhengfei. Auf die Frage, wie schnell Huawei hier vorlegen könne, wurde er nicht konkreter.

Kritisch äußerte sich Ren Zhengfei zu der Möglichkeit, dass China als Vergeltung den US-Konkurrenten Apple ins Visier nehmen könnte. "Das wird erstens nicht passieren. Und wenn es doch passieren sollte, werde ich der erste sein, der dagegen protestiert", sagte er. Apple sei für ihn ein Lehrer, der in Führung sei. "Warum würde ich als Schüler gegen meinen Lehrer vorgehen? Niemals", sagte Ren Zhengfei. Huawei hatte jüngst Apple vom zweiten Platz in der Rangliste der größten Smartphone-Anbieter nach verkauften Stückzahlen verdrängt.

Der 75-jährige Ren Zhengfei gründete Huawei 1987, zuvor war er als Ingenieur beim chinesischen Militär tätig. Sein Vermögen wird laut Forbes auf umgerechnet 1,7 Milliarden US-Dollar geschätzt. (axk)