Kryptowährungen: IOTA-Netzwerk verzichtet auf zentrale Instanz

Bereits die Ankündigung, den zentralen Coordinator abzuschalten, brachte der IOTA Foundation einen deutlichen Kursgewinn.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 50 Kommentare lesen
IOTA-Netzwerk verzichtet auf zentrale Instanz
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Moritz Kammerer

Die Kryptowährungsplattform IOTA, die vieles anders umsetzt als die Konkurrenz, steht vor einer neuen technischen Errungenschaft: Die IOTA Foundation hat angekündigt, den zentralen Coordinator abzuschalten. Bis zur Umsetzung soll es jedoch noch dauern: Derzeit befindet sich das System in der Testphase.

Der IOTA-Tangle, sozusagen das Netzwerk hinter der Kryptowährung, ist von der Idee generell dezentral ausgelegt. Es gibt keine zentrale Instanz, die die Koordination übernimmt, sondern die Teilnehmer (Nodes) im Peer-to-Peer-Netzwerk finden zu einem Konsens. Dazu werden die Transaktionen – vorstellbar als Bezahlvorgänge von Konto A auf Konto B – von den Nodes in den Tangle eingebracht. Hierzu ist ein Proof of Work nötig, und eine neue Transaktion muss zwei existierende Transaktionen bestätigen. Je häufiger eine Transaktion bestätigt wird, desto valider wird sie.

In der praktischen Ausprägung ist das Netzwerk jedoch nicht völlig dezentral: Der sogenannte Coordinator ist eine zentrale Koordinationseinheit. Er entscheidet, welche Transaktionen gültig sind und welche nicht. Dazu veröffentlicht er in bestimmten Zeitabständen sogenannte Milestones, die Transaktionen validieren.

Kritiker stoßen sich am Coordinator, da er quasi der Diktator im Netzwerk ist: Die Transaktionen, auf die sich dessen Milestones beziehen, sind gültig. Sollten seine kryptografischen Schlüssel in falsche Hände fallen, wären die Probleme für den Tangle unvorhersehbar. Außerdem ist der Coordinator ein sogenannter Single Point of Failure im IOTA-System, dessen Ausfall oder Fehlverhalten das System zum Erliegen bringen kann.

Der Coordinator ist als Stützrad des Systems konzipiert, das bestimmte Angriffe unterbindet. Der Plan war allerdings immer, den Coordinator abzuschalten, sobald das IOTA-Netzwerk eine Größe erreicht hat, um sich selbstständig gegen diese Angriffe zu wehren. Offensichtlich rückt dieser Zeitpunkt näher, denn die IOTA Foundation hat angekündigt, den "Coordicide" einzuläuten – die Abschaltung des Coordinators.

Das Coordinator-freie IOTA-Tangle wird laut Whitepaper seit dem 5. März getestet, allerdings erst in einem separaten und nicht im echten IOTA-Tangle. Diese Ankündigung stärkt offenbar aber schon das Vertrauen in IOTA und der Kurs stieg um 14 Prozent.

Weitere Details lassen sich dem Blog-Artikel und dem Whitepaper entnehmen.

[Update 29.5. 21:45 Uhr]: In dem Artikel stand ursprünglich fälschlicherweise, der Test-Tangle ohne Coordinator gehe erst am 5. März 2020 online. Das wurde korrigiert.

Siehe dazu auf heise Developer:

(rme)