Blood & Truth im Test: Der Spion, der VR liebte

Im VR-Shooter Blood & Truth geht es auf Schienen durch eine Action-Welt, wie man sie aus James Bond und Stirb langsam kennt. Das ist simpel, macht aber Spaß.

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Blood & Truth im Test: Der Spion, der VR liebte

(Bild: Sony)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael Wieczorek
Inhaltsverzeichnis

Es begann mit einem kleinen aber feinen Raubüberfall in London: "The London Heist" hieß die kurze Virtual-Reality-Demo, die zuerst auf zahlreichen Games-Messen auf dem Sony-Stand zu sehen war und später im Bundle VR-Worlds veröffentlicht wurde. Seit dem 29. Mai 2019 ist das darauf basierende VR-Actionspiel Blood & Truth exklusiv für die Playstation 4 erhältlich. In zahlreichen actiongeladenen Sequenzen ballern Spieler dort als Ryan Marks, einer Mischung aus James Bond, John McClane und Danny Ocean.

Der Spieler bewegt sich in dem VR-Ego-Shooter vom SIE London Studio auf Schienen, vergleichbar mit Spielhallenklassikern wie Segas House of the Dead oder Virtua Cop. Das Schießen aus der Deckung gelingt aber nicht mit simplem Knopfdruck, sondern mit der Playstation-VR-Brille durch aktives Bewegen des Oberkörpers. Die Steuerung ist durchdacht und intuitiv. Obwohl sich Blood & Truth auch mit einem Dual-Shock-4-Controller spielen lässt, empfiehlt es sich die Move-Motion-Controller zu verwenden.

Die Leuchtkugel-Erfassung via Webcam arbeitet in Blood & Truth sehr präzise mit den Gyro-Sensoren der Motion-Controller zusammen. Der Spieler schnappt sich so regelmäßig im Handumdrehen ein frisches Magazin vom Brustgurt, schiebt es von unten ins Schießeisen und ballert los. Zu den weiteren Beschäftigungen zählen ein paar Mini-Spiele: Ryan Marks muss Schlösser knacken, Sprengkörper platzieren oder an Maschinen herumwerkeln.

Blood & Truth im Test (5 Bilder)

Ryan Marks rast ballernd durch die Wüste.
(Bild: Sony)

Blood & Truth lässt sich problemlos im Sitzen spielen. Room-Scale-VR wird nicht genutzt. Sobald sich der Spieler im Raum bewegen möchte, muss er also einen vordefinierten Punkt anvisieren und die Bewegung über einen Knopfdruck bestätigen. Dadurch geht ein gutes Stück Immersion verloren. Außerdem ist es wegen der umständlichen Steuerung schwierig, die detailliert gestaltete Umgebung zu erkunden.

In den Zwischensequenzen steht Hauptcharakter Marks auffällig oft starr herum, nur ab und zu spricht er. Meist fühlt man sich in den Handlungs-Abschnitten eher wie ein stiller Beobachter. Die Dialoge machen einen anständigen Anteil der gut sechs- bis siebenstündigen Kampagne aus. Sie sind professionell auf Englisch vertont, spätestens beim zweiten Durchgang langweilt man sich aber beim erneuten Rumstehen und Zuhören. Glücklicherweise lassen sich die Abschnitte auch überspringen.

In den sowieso viel wichtigeren Kämpfen kommt dagegen keine Langeweile auf. Meistens geht es hektisch zu, wenn Gegner von drei Flanken gleichzeitig bekämpft werden müssen. Das Durcheinander aus Deckung suchen, Nachladen und präzisem Zielen über Kimme und Korn ist äußerst gut gelungen. So vergisst der Spieler die Einschränkungen der Technik überraschend schnell. Die recht generischen Waffen – Pistolen, Shotgun und Schnellfeuergewehren – machen Spaß und lassen sich gut benutzen. Nur etwas mehr Controller-Vibration wäre noch schön gewesen.

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Die Handlung von Blood & Truth ist nicht sonderlich originell, erfüllt aber ihren Zweck. Vom klassischen Drama einer Gangsterfamilienbande über den traditionellen Auftritt eines Bond-würdigen Bösewichts – so gut wie jede Szene hat man schon einmal in Stirb Langsam oder den Oceans-Filmen gesehen. Ein paar Überraschungen mehr wären sicherlich nett gewesen, im Fokus steht aber sowieso das Gameplay.

Ein besonderes Lob verdienen die Entwickler für ihre VR-Verspieltheit. Zwar ist der Spieler in seiner Bewegung eingeschränkt, trotzdem lassen sich viele Objekte anfassen und benutzen, beispielsweise ein komplettes DJ-Mischpult. Immer wieder lassen sich Football-Eier, Tablets oder Müll umherwerfen und kleine Eastereggs entdecken. Auf Knopfdruck darf der Spieler noch den Stinkefinger ausstrecken oder mit anderen Handgesten rumalbern, auf die NPCs allerdings nicht reagieren.

Blood & Truth ist ein gelungener VR-Shooter. Die Entwickler haben es verstanden, den aktuellen Stand der Virtual-Reality-Technik mitsamt ihrer Einschränkungen clever zu nutzen. Was Blood & Truth an Steuerungsaktionen bietet, funktioniert gut. Dafür braucht es gar keine Room-Scale-Hakeleien oder millimetergenauen Gesten. Spieler, die sich einen hohen Realitätsgrad wünschen, sollten diesem fantastischen Geballer aber ausweichen. Blood & Truth ist als grob gehaltene, simple Action eine ideale Weiterentwicklung von Arcade-Klassikern wie Virtua Cop.

Blood & Truth (ab 12,99 €) ist seit dem 29. Mai 2019 exklusiv auf der PS4 erhältlich. USK ab 18. Für unseren Artikel haben wir die Kampagne durchgespielt. (wie)