Geschichtsprojekt im Web als Antwort auf Neonazi-Seiten

Die Internetdokumentation "Mahnung gegen Rechts" soll einen Gegenpol zu vielen Neonaziseiten im weltweiten Datennetz liefern.

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  • dpa

Einen Gegenpol zu vielen Neonaziseiten im weltweiten Datennetz wollen die Initiatoren der Internetdokumentation "Mahnung gegen Rechts" liefern. Die Initiatoren des Langzeitprojekts, Uli Suckert und Wolfgang Schif, möchten möglichst viele Bürger am Beispiel der eigenen Heimatgeschichte über die Diktatur zwischen 1933 und 1945 aufgeklären.

In Albstadt etwa steht das Schicksal des hingerichteten Widerstandskämpfers Claus von Stauffenberg im Mittelpunkt. Graf von Stauffenbergs Attentat auf Adolf Hitler scheiterte am 20. Juli 1944. Die Initiatoren des Internetprojekts erläuterten vor Journalisten wenig bekannte Hintergründe der Tat: So nahm Stauffenberg bereits 1939 erste Kontakte zum militärischen Widerstand auf. Im Sommer 1943 überlegte Stauffenberg zusammen mit seinem Bruder Berthold auf dem Familienstammsitz Schloss Lautlingen bei Albstadt, wie es nach dem Tode Hitlers weitergehen sollte. In den Lautlinger Grundsätzen beschrieben sie Ziele einer neuen Regierung. Dabei gehe es um "wahre, auf Achtung, Hilfsbereitschaft und soziale Gerechtigkeit begründete Gemeinschaft des Volkes".

Bei der schrittweisen Dokumentation für das Internet arbeiten ein ehrenamtliches Team, Heimatvereine und Schüler die Geschichte von Städten und Gemeinden auf. Vier Städte aus Baden-Württemberg sind bereits vernetzt: Stuttgart und Heilbronn sowie Lauffen am Neckar und Talheim. Und Albstadt ist nunmehr die fünfte Gemeinde. Suckert, früherer Pressesprecher der Deutschen Rettungsflugwacht, und Schif vom Cicero-Werkstudio gründeten die Initiative. Auslöser waren die zahlreichen Neonaziseiten im Internet, zunehmende Ausländerfeindlichkeit und Aufmärsche von Neonazis.

Historisch aufbereitet wurde inzwischen die Geschichte von mehr als 100 Orten in Deutschland. Bei ihren Recherchen stießen die Initiatoren nach ihrer Darstellung auch auf Vergessenes: So war Lauffen am Neckar die erste Stadt in Baden-Württemberg, die von den Alliierten bombardiert wurde – weil eine Attrappe Piloten vom Hauptbahnhof in Stuttgart ablenkte.

Schif und Suckert wollen bei der Fortschreibung ihrer Dokumentation keine trockenen GeschichtsbĂĽcher zusammenstellen, sondern eine Art Internetlesebuch mit Bildern und Grafiken. "Allein das Betrachten einzelner Kapitel vermittelt schon einen intensiven Eindruck dieser deutschen Unzeit und der handelnden Personen." (dpa) / ()