Studie zur Bitcoin-Nutzung: Viel Börsenhandel, kaum Zahlungen an Händler

Laut einer Studie wird mit dem Bitcoin vor allem an Börsen spekuliert, aber nur wenig bei Händlern damit gekauft.

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Bitcoin Coin

(Bild: dpa, Ina Fassbender)

Lesezeit: 3 Min.

Der überwältigende Anteil aller Bitcoin-Aktivität geht auf Handelsgeschehen an Börsen zurück – Zahlungen an Händler bleiben auf konstant niedrigem Anteil. Das geht aus einer Studie der Kryptogeld-Analysefirma Chainalysis hervor, über die der Wirtschaftsnachrichtendienst Bloomberg berichtet.

Bis zum April reichende Zahlen für dieses Jahr zeigen nur 1,3 Prozent für Zahlungen bei Händlern, 3,9 Prozent für Nutzer-zu-Nutzer-Zahlungen und 3,2 Prozent Mining-Ausschüttungen – und dagegen fast 90 Prozent auf Börsen. Im Vergleich zu den Vorjahren hat der Anteil der Börsen leicht abgenommen, 2017 und 2018 waren es knapp über 91 Prozent – dafür legten P2P-Zahlungen zu. Der Anteil an Zahlungen für Händler lag laut der Analyse 2017 bei 1,5 Prozent, 2018 bei 0,9 Prozent. "Das legt nahe, dass die Spekulation wichtigstes Nutzungsszenario des Bitcoins ist“, zitiert Bloomberg die für Chainalysis tätige Ökonomin Kimberly Grauer. Die breite Verwendung für den Alltagskauf sei noch nicht Wirklichkeit geworden.

Die Daten von Chainalysis speisen sich unter anderem aus Zahlen des Dienstleisters Bitpay, der für Unternehmen wie zum Beispiel den Telekommunikationsanbieter AT&T die Akzeptanz von Kryptogeld abwickelt. 2017 und 2018 habe man jeweils Zahlungen im Wert von einer Milliarde US-Dollar verarbeitet, teilte Bitpay mit. Handelsnutzung ist also schon da, kommt aber wohl nicht aus ihrem Nischendasein heraus.

Seinem ursprünglichen Konzept nach ist Bitcoin eigentlich als eine Alltagswährung gedacht, ein digitales Bargeld, das keine Banken und Landesgrenzen kennt. Aber das hat letztlich nie bei breiteren Nutzerschichten Anklang gefunden. Stattdessen ist in der Bitcoin-Szene die „Hodler“-Mentalität beliebt. Das geht zurück auf die Falschschreibung der Investment-Philosophie „buy and hold“ (kaufen und halten), die zum Mem geworden ist. In der Praxis heißt das: Kaufen, warten, dass die Coins irgendwann durch die Decke gehen, Kasse machen.

Das zunehmende Interesse institutioneller Investoren an Kryptowährungen beflügelt da natürlich die Kursfantasien. Futures, mit denen sich auf Bitcoinkurse spekulieren lässt, werden aufgelegt. Erste Pensionsfonds nehmen Kryptogeld als kleine Beimischung in ihr Portfolio auf. Manche Analysten bezeichneten Bitcoin & Co. sogar schon als sicheren Hafen gegen Handelskrieg zwischen den USA und China, weil es keine Korrelation mit den Aktienkursen gibt, die durch neue Sanktionen ins Rutschen kommen.

In diesem Jahr gewinnt der Bitcoinkurs nach längerem "Kryptowinter“ auch wieder an Schwung, erst vergangenen Donnerstag wurden an einigen Börsen Preise über 9000 US-Dollar erreicht. Danach ging es jedoch wieder runter, derzeit liegt der Bitcoinkurs bei rund 8500 US-Dollar. Den bisherigen Höchststand erreichte das Kryptogeld mit 20.000 US-Dollar im Dezember 2017.

Langfristig scheinen die Zeichen für den Bitcoin klar auf Investment-Linie zu zeigen, nicht auf Alltagsgeld. Ob die seit längerem in Entwicklung befindlichen Lightning Networks – eine zusätzliche Netzwerk-Schicht von Bezahlkanälen außerhalb der Bitcoin-Blockchain – daran noch etwas ändern, steht in den Sternen. (axk)