WWW auf Halbmast

Einen Tag nach dem Terrorangriff auf die USA dominiert der Schock ĂĽber die Dimensionen des Terrorangriffs die Berichte und Diskussionen im Internet.

vorlesen Druckansicht 516 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Wolfgang Stieler

Einen Tag nach dem Terrorangriff auf die USA dominiert der Schock über die Dimensionen des Terrorangriffs die Berichte und Diskussionen im Internet. Selbst auf ausgesprochen technisch orientierten Websites wie scripting.com, Slashdot oder Hardcore-Gamer-Sites wie Bluesnews dreht sich alles nur um die gestrigen Anschläge. 3dchipset.com etwa meldet: "Bei dem, was gerade in den Vereinigten Staaten vorgeht, wird es heute keine News mehr geben. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was jemals passiert ist. Wir widmen unsere Gebete denen, die Opfer dieser Katastrophe wurden."

Über die Zahl der Toten und Verletzten kann derzeit nur spekuliert werden. Nach unbestätigten Angaben sollen 200 Feuerwehrleute und 80 Polizisten bei Rettungseinsätzen den Tod gefunden haben. In den Trümmern des zerstörten Teils des Pentagon werden bis zu 800 Opfer vermutet. Tausende sollen unter der Ruine des World Trade Center begraben sein. In den entführten Passagiermaschinen kamen mindestens 266 Menschen ums Leben. Der New Yorker Bürgermeister Rudolph Giuliani spricht von weiteren 1100 Verletzten, die derzeit von Ärzten und Pflegern versorgt werden.

Nach dem ersten Ansturm sind US-Medien wie CNN, ABCNews, die New York Times oder das Wall Street Journal wieder erreichbar – obwohl sich die Nachrichtenlage langsam klärt, herrscht offenbar ein großer Bedarf in der geschockten Netzwelt, sich über das Geschehen auszutauschen. Nachdem das Internet in den ersten Stunden nach den Anschlägen von vielen dazu genutzt wurde, um mit Angehörigen Kontakt aufzunehmen oder sich unmittelbar über das Geschehen zu informieren, überwiegen mittlerweile – teilweise sehr emotionale – Diskussionsbeiträge. So berichtet etwa der US-Nachrichtensender CNN, dass zahlreiche islamische Websites in den USA derzeit vom Netz gehen, weil die Server dem Ansturm wütender E-Mails nicht gewachsen sind.

Nach Angaben des Internet-Newsdienstes Network World Fusion reagieren einige Anbieter von anonymen E-Mail-Services mit der zeitweisen Einstellung ihres Dienstes. Sie sehen sich angesichts der Katastrophe einem unmöglichen Spagat zwischen dem Recht auf freie Meinungsäußerung und der Verbreitung von Rache- und Hasstiraden ausgesetzt. Es gehe nicht darum, dass das Remailer Network in irgendeiner Weise von Terroristen genutzt werde, so einer der Operatoren. Vielmehr befürchte er, dass falsche Drohungen, Tipps und anderer "Müll" an die Newsgroups, staatliche Einrichtungen oder offiziell Verantwortliche gesendet würden.

Über die Folgen der Anschläge für die US-Wirtschaft und insbesondere die IT-Wirtschaft kann zur Stunde nur spekuliert werden. Die gestrigen Anschläge haben die US-Finanzwelt vorerst zum Erliegen gebracht – die US-Börsen bleiben bis auf weiteres geschlossen. Die asiatischen und europäischen Börsen hingegen setzen den Handel fort. Die Talfahrt des US-Dollars gegenüber dem Euro – unmittelbar nach Bekanntgabe der Terroranschläge hatten Devisenhändler panikartig Dollarbestände verkauft – ist vorerst gestoppt. Finanzexperten fürchten, die Anschläge könnten eine weltweite Rezession auslösen: In Krisenzeiten suchten Anleger immer sichere Häfen für ihre Gelder und würden dazu tendieren, ihr Geld aus den unsicheren Aktienmärkten abzuziehen. (wst)