Alle Pinguine sind gleich

Die Version 1.0.0 der Linux Standard Base ist da. Sie soll dem Wildwuchs von Varianten des Open-Source-Betriebssystems entgegenwirken.

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Von
  • Dr. Hans-Peter Schüler

Die Version 1.0.0 der Linux Standard Base (LSB) ist da. Sie soll dem Wildwuchs von Varianten des Open-Source-Betriebssystems entgegenwirken. LSB-konforme Anwendungspakete sollen sich auf jedem LSB-konformen Linux-System installieren und ausführen lassen, ohne dass sich der Anwender auf eine bestimmte Linux-Distribution festlegen muss. Der Grund, diese Richtschnur zu formulieren, liegt in Befürchtungen, Linux könnte sich in unverträgliche Zweige zergliedern wie einstmals Unix etwa in die Berkeley Software Distibution (BSD) und das konkurrierende System V. Nicht zuletzt Microsoft hat in aggressiven Werbekampagnen mit mutierten Pinguinen versucht, derlei Befürchtungen zu schüren und damit Linux in Misskredit zu bringen.

Die Protagonisten des Open-Source-Betriebssystems beurteilen die Situation ganz anders: Im Gegensatz zu Unix stünden hinter Linux keine ökonomischen Interessen, proprietäre Lösungen an den Mann zu bringen, sondern der Selbstzweck, ein frei zugängliches System zu etablieren. Daher seien Zerwürfnisse wie bei den Unix-Entwicklergruppen nicht zu erwarten. Zu den Mitgliedern des LSB-Konsortiums zählen neben Linux-Distributoren wie Caldera, SuSE, Red Hat, Debian, VA Linux, Turbolinux und Mandrake namhafte Hard- und Software-Entwickler wie IBM, Hewlett-Packard, Compaq, SGI, Oracle oder Corel.

Der Konsens dieses großen Herausgeberkreises umfasst Systeminterna wie das Objektformat für kompilierte Binaries, einen Kanon der gebräuchlichsten System- und Grafikbibliotheken und Hinweise zur Initialisierung von Rechnern beim Booten. Probleme, wie sie Windows-Benutzer mitunter durch gleichnamige, aber für verschiedene Anwenderprogramme unterschiedlich gepatchte DLL-Dateien zu spüren bekommen, sollten Linuxern somit auf Dauer erspart bleiben. Die LSB-Vorgabe bezieht sich ausdrücklich auch auf ältere Standards wie die Beschreibung des X11-Protokolls und den Posix.1-Standard. Weiterhin beschreibt sie mit der File System Hierarchy, wo bestimmte Dateien auf der Platte zu finden sind, und sie bezieht sich auf die Vorgaben von Red Hat für Softwarepakete in RPM-Archiven. Diese Definition lässt zurzeit offen, ob etwa die Anhänger der alternativen DEB-Archive des Debian-Projekts diese zukünftig ohne Informationsverlust in ihre Systeme integrieren können. Immerhin klassifiziert die LSB-Webseite das Subprojekt zu diesem Thema als "in progress", so dass auch dafür eine Lösung in Aussicht steht. (hps)/ (cp)