AMD-Prozessor Ryzen 3000: Ab 7. Juli auf Intel-Jagd, ab September auch mit 16 Kernen
Zwölf Kerne ab 7. Juli, 16 ab September. Dazu PCIe 4.0 und Single-Thread-Leistung nah am Core i9. AMDs Ryzen 3000 haben das Zeug, Intel den Rang abzulaufen.
Nach der Vorstellung auf der Computex hat AMD nun auch das Verkaufsdatum für Ryzen 3000 bestätigt: Ab dem 7. Juli soll es mit den Prozessoren soweit sein. Eine zuvor nicht bestätigte 16-Kern-Version soll mit dem Ryzen 9 3950X im September folgen. Mit Preisen zwischen 199 US-Dollar für den Ryzen 5 3600 und 499 US-Dollar für den Ryzen 9 3900X tritt AMD selbstbewusst gegen Intels Core-i-Prozessoren der neunten Generation an. Den Verzicht auf absolute Kampfpreise macht man mit der überlegenen Multithreading-Leistung wett und auch die unter anderem für Spieler wichtige Single-Thread-Leistung soll nun auf dem Niveau von Intels aktueller Generation sein.
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Grund dafür ist die weitreichende Überarbeitung der Zen-2-Architektur sowie die Produktion in 7-nm-Technik und das Chiplet-Design, bei dem der oder die Compute-Chips mit den Recheneinheiten getrennt vom I/O-Chip auf dem CPU-Träger angebracht werden. Ryzen-3-Technik kommt auch in den SoCs von Sonys Playstation 5 und der kürzlich von Microsoft präsentierten XBox Scarlett zum Einsatz.
Ryzen 3000 in 7nm – bis auf zwei
Insgesamt acht Ryzen-3000-Prozessoren stellt AMD für den Sockel AM4 vor. Neben den bereits von der Computex bekannten Ryzen-9-, -7- und -5-Modellen ist der zuvor von den Gerüchteköchen angebotene Sechzehnkerner Ryzen 9 3950X sowie zwei Ryzen-APUs mit integrierter Grafik dabei. Diese basieren allerdings noch auf der Zen-Architektur und sind eigentlich Ryzens zweiter Generation, was AMD auch nicht zu verstecken versucht.
Der Ryzen 9 3950X ist noch ohne genaues Lieferdatum. Irgendwann im September soll es soweit sein. Aktuelle Sechzehnkerner kosten von AMD 850 Euro (TR 2950X), von Intel gar 1650 Euro (Core i9-9960X – der Ryzen 9 3950X soll nur 749 US-Dollar kosten.
Ein bisschen muss AMD sich wohl auch strecken, um die hohen Taktraten des 16-Kerners im Rahmen von 105 Watt TDP zu erreichen. Wie oft und wie lange er in den Turbostufen verweilt, wird man sehen – Intel hat damit schon beim Achtkerner Probleme.
Die 7-nm-Technik erlaubt AMD nicht nur, die Mikroarchitektur zu überarbeiten, sondern auch, den L3-Cache zu verdoppeln. Pro CPU-Kern sind nun satte 4 MByte vorhanden, das macht 16 MByte pro Compute Complex (CCX) und 32 MByte für einen Compute Cache Die (CCD-Chiplet). Nicht nur mehrere CCDs wie bei den 12- und 16-Kernern kommunizieren über den I/O-Die. Auch wenn die beiden CCX auf einem CCD miteinander sprechen wollen, müssen die Daten den Umweg über den I/O-Chip nehmen. Das war einer der Gründe, durch große L3-Caches die Daten möglichst lokal zu halten. Die Summe aus L3- und L2-Cache nennt AMD neuerdings "Gamecache".
Eine Übersicht finden Sie in der Tabelle am Ende des Artikels.
Schneller Speicher
Die dritte Ryzen-Generation ist für DDR4-3200-Speicher spezifiziert. AMD gab allerdings noch nicht konkret an, für welche Art der Bestückung. Bei den vorigen Ryzen-Generationen war die höchste Geschwindigkeitsstufe zwei Single-Rank-Modulen vorbehalten. Je mehr Module und Ranks, desto geringer die Speichergeschwindigkeit.
Für Übertakter hat AMD noch ein kleines Goodie eingebaut: Speicher-Overclocker sollten mit Ryzen-CPUs der dritten Generation höhere Taktraten erreichen. Der Trick ist ein Teiler, der ab DDR4-3733 die Taktrate des normalerweise an den Speichertakt gekoppelten Infinity Fabrics halbiert. Daher lohnt sich das Speicher-Overclocking aus Performance-Aspekten nur, wenn man deutlich über DDR4-3733 kommt. Laut AMD liegt die Speicherlatenz bei DDR4-3733 bei 67 ns und steigt bei 3866 auf 80 ns an.
Auch das Ryzen-Master-Tool hat AMD erweitert. Man hat nun Zugriff auf weitere DRAM-Timings, kann die CPU-Power-States besser überwachen und Profile speichern und importieren. Für Übertakter, die das BIOS-Setup bevorzugen, soll dort eine einheitliche Bezeichnung für verschiedene Tuning-Optionen eingeführt werden.
Bessere Voraussetzungen
Im Mai-Update von Windows 10 wird es Verbesserungen geben, die AMD in Zusammenarbeit mit Microsoft eingebracht hat. Eine davon ist, dem Windows-Scheduler beizubringen, Daten möglichst lokal auf einem Compute Complex zu halten und dieses erst aufzufüllen, bevor Threads auf anderen CCX gestartet werden. Diese Processor-Affinity wird allen Ryzen-Prozessoren zugute kommen und nicht nur Ryzen 3000.
Exklusiv für die dritte Ryzen-Generation, also Zen-2-Chips, wird der Wechsel zwischen zwei Taktstufen deutlich schneller stattfinden. Was bisher 15 bis 30 ms in Anspruch nahm, wird nun in 1-2 ms erledigt, sodass früher ein hoher Takt anliegt und auch schneller wieder mit einem niedrigen Takt Strom gespart werden kann. Dafür ist auch ein aktuelles UEFI nötig, welches die X570-Boards mitbringen.
Ryzen-Leistung laut AMD
Auf der Computex blieb AMD noch sparsam, was die reale Leistung der Ryzen 3000 anging. Neugierige mussten sich mit Cinebench-Werten begnügen, was Intel gleich zu einer kleinen Attacke verleitete. AMD ging nun in die Vollen und zeigte außer Anwendungs- auch Spielebenchmarks der hauseigenen Performance-Labs. Eigene, unabhängige Messungen waren vor Ort nicht möglich, einige Demo-Systeme wie das Game-Streaming oder die PCI-Express-Geschwindigkeit bestätigten einzelne Datenpunkte jedoch.
Die in den AMD-Folien gezeigten Benchmarks sollten daher mit einer gewissen Skepsis angesehen werden, auch wenn AMD mehrfach versicherte, man wolle keine unrealistischen Erwartungen wecken und habe sogar auf die Spectre-/Meltdown-Patches verzichtet, die auf Intel-Prozessoren Leistung kosten können. Auch sei Ryzen 3000 noch nicht mit der neuen Windows-10-Version gebenchmarkt worden, die weitere Performance-Verbesserungen verspricht.
AMD Performance Labs: Ryzen-3000-Leistung (8 Bilder)
Ryzen 9 3900X: Spieleleistung laut AMD Performance Labs
In Spielen wie Call of Duty Black Ops II, GTA V, Civilization VI oder Player Unknown's Battlegrounds (PUBG) erreicht der Ryzen 9 3900X laut AMD nahezu soviele Bilder pro Sekunde (fps) wie Intels Core i9-9900K. Einen kleinen Rückstand macht AMD noch bei Devil May Cry 5 und Overwatch aus.
Wie schon in vorigen Ryzen-Generationen will AMD den Vorteil vieler Kerne für Spieler verdeutlichen, indem gleichzeitig ein Videostream mittels Open Broadcaster Software (OBS) über die CPU encodiert wird. Mit der "Slow"-Voreinstellung bleiben in einem 1080p-Stream mit 10000 kbps beim Core i9-9900K laut AMD nur noch 1,6 gestreamte fps übrig. Beim Ryzen 9 3900X sind es von 90 noch 59 Bilder pro Sekunde, die der Zuschauer sieht.
Ryzen 3000 I/O-Die ist der X570-Chipsatz
AMD löste zudem das Rätsel um die großzügige Ausstattung des X570-Chipsatzes mit PCI-Express-4.0-Lanes. In der Tat handelt es sich beim X570 um einen in 14-nm-Technik hergestellten I/O-Die des Ryzen 3000. Der auf den Prozessoren verlötete I/O-Die wird in 12 nm hergestellt, was laut AMD ein bis zwei Taktstufen schnelleren Speicher erlaubt.
Mit dem X570 sind neben SATA 6G und USB 3.1 Gen2 und zwei x4-Ports für schnelle NVMe-SSDs noch acht PCIe-4.0-Lanes frei verfügbar.
AMD hat den Autor zum Next Horizon Gaming Techday nach Los Angeles eingeladen und Reise- sowie Unterbringungskosten übernommen.
AMD Ryzen 3000 Modelle | |||||||
Name | Basis-/Boost-Takt | Kerne/Threads | L3-Cache | PCI- Express (PEG) | TDP | Preis* | Verfügbarkeit |
Ryzen 9 3950X | 3,5/4,7 GHz | 16/32 | 64 MByte | 4.0 (x16) | 105 | 749 US-$ | September |
Ryzen 9 3900X | 3,8/4,6 GHz | 12/24 | 64 MByte | 4.0 (x16) | 105 | 499 US-$ | 7.Juli |
Ryzen 7 3800X | 3,9/4,5 GHz | 8/16 | 32 MByte | 4.0 (x16) | 95 | 399 US-$ | 7.Juli |
Ryzen 7 3700X | 3,6/4,4 GHz | 8/16 | 32 MByte | 4.0 (x16) | 65 | 329 US-$ | 7.Juli |
Ryzen 5 3600X | 3,8/4,4 GHz | 6/12 | 32 MByte | 4.0 (x16) | 95 | 249 US-$ | 7.Juli |
Ryzen 5 3600 | 3,6/4,2 GHz | 6/12 | 32 MByte | 4.0 (x16) | 65 | 199 US-$ | 7.Juli |
Ryzen 5 3400G | 3,7/4,2 GHz | 4/8 | 4 MByte | 3.0 (x8) | 65 | 149 US-$ | nicht bekannt |
Ryzen 3 3200G | 3,6/4,0 GHz | 4/4 | 4 MByte | 3.0 (x8) | 65 | 99 US-$ | nicht bekannt |
(csp)