US-Verleger: Google schuldet uns Milliarden

Google soll nach einer Studie der News Media Alliance mit unbezahlten Nachrichten 4,7 Milliarden US-Dollar verdienen. Die Methodik der Studie ist zweifelhaft.

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Google News auf einem Bildschirm

(Bild: heise online/vbr)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Mit einer Studie versucht der US-Verlegerverband News Media Alliance Google zur Zahlung von Nachrichteninhalten zu verpflichten. Laut der nun vorgestellten Studie soll Google alleine im Jahr 2018 insgesamt 4,7 Milliarden US-Dollar mit Nachrichteninhalten verdient haben.

Die Veröffentlichung ist Teil einer Kampagne der US-Verleger, mit denen sie neue Gesetze durch den US-Kongress bekommen wollen. Die bereits eingebrachten Gesetzentwürfe sehen vor, Verleger von Kartellvorschriften freizustellen, wenn sie Verhandlungen mit Sozialen Netzwerken führen, die über eine Milliarde Nutzer weltweit haben.

Um die Milliarden-Ansprüche zu begründen, hat die News Media Alliance einen Think-Tank mit einer Analyse des Google-Angebots beauftragt.

Da Google News selbst frei von Anzeigen und damit frei von Einnahmen ist, argumentiert die Auftragsstudie damit, dass Google den News-Anteil in vielen Angeboten seit Jahren erhöht habe – von Apps über YouTube bis hin zur Suchmaschine. So haben die Autoren untersucht, wie oft Nachrichteninhalte auf der ersten Suchergebnisseite von Google auftauchen. Bei besonders aktuellen Suchbegriffen sollen es 38,7 Prozent, bei einer allgemeineren Suchanfrage 15,7 Prozent sein.

Um jedoch zu ermitteln, wie viel diese Verwendung von Newsdiensten für Google wert ist, griffen die Autoren zu einer willkürlichen Methode. So hatte die damalige Google-Managerin Marissa Mayer im Jahr 2008 auf einer Konferenz eine Zahl in den Raum geworfen: Die Integration von Nachrichten sei ein Hundert-Millionen-Dollar-Geschäft. Diese Zahl wurde von den Autoren der Studie kurzerhand für bare Münze genommen und auf heutige Umsätze und Nutzerzahlen von Google hochgerechnet. Heraus kamen 4,7 Milliarden Dollar für 2018.

Mehrere prominente Zeitungen wie zum Beispiel die New York Times veröffentlichten die Zahlen unhinterfragt. In anderen Kreisen wird die Studie jedoch breit kritisiert. So bezeichnet Autor Jeff Jarvis die Veröffentlichung als "beschämend" und zitiert ein offizielles Statement von Google, wonach die von der News Media Alliance verwendeten Zahlen falsch und irreführend seien. So tauche bei den meisten Suchanfragen nach Nachrichten gar keine Werbung auf. Zudem werde ignoriert, dass Google den Verlagen Leser zuführe und somit deren Werbeumsätze und Abonnements hochtreibe.

Die Methode des US-Verlegerverbandes erinnert an das Vorgehen deutscher Verleger, die über ihre Verwertungsgesellschaft VG Media bereits eine Milliardenforderung an Google geschickt haben, damit aber trotz Leistungsschutzrecht bisher erfolglos geblieben sind. Allerdings sehen die US-Verleger noch kein Sonderrecht für Veröffentlichungen vor. Dies wäre angesichts der Fair-Use-Regeln in den USA auch schwer begründbar.

Für Google und Facebook kommt die Kampagne der Verleger zu einer ungünstigen Zeit. So wollen nicht nur die demokratischen Herausforderer von Präsident Donald Trump den Einfluss von Silicon-Valley-Konzernen einschränken und ihre Gewinne höher besteuern. Auch US-Präsident Donald Trump hat nun in einem Interview mit CNBC angekündigt, Silicon-Valley-Konzerne verklagen zu wollen, um ähnliche Geldbeträge wie die Europäische Union von den Konzernen zu erhalten. (olb)