Fokus Künstliche Intelligenz: KI in freier Wildbahn

Maschinelles Lernen allein ist nicht genug: Wie Forscher die KI-Technologie mit der Spieltheorie verknüpfen, um Wilderern das Handwerk zu legen.

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Fokus Künstliche Intelligenz: KI in freier Wildbahn

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Roman Goergen

Die Einschätzung der künstlichen Intelligenz hatte sich als richtig erwiesen. Eine Patrouille von Wildhütern des Queen-Elizabeth-Nationalparks in Uganda war an einem Januartag im Jahre 2017 einer mit den Daten des Algorithmus erstellten Wärmekarte gefolgt. Ein Gebiet mit einer höheren Temperaturfärbung steht für ein höheres Risiko, dass dort gewildert wird. Computerauswertungen früherer Vorfälle hatten diesen Zusammenhang ermittelt. Und tatsächlich. In dem von der KI als Hochrisikozone berechneten Waldstück stießen die Ranger auf einen verdächtigen Pfad. Schon bald erreichten die Gesetzeshüter ein Wilderer-Camp und entdeckten Schlingfallen aus Draht, die gegen Elefanten eingesetzt werden, sowie das Fleisch geschlachteter Flusspferde und Werkzeuge für den illegalen Abbau von Tropenholz. Dann legten sich die Wildhüter auf die Lauer. Wenige Stunden später konnten sie sieben Kriminelle festnehmen.

Der weltweite Kampf gegen Wilderei und den illegalen Handel mit Tierprodukten ist schwierig. Um ihn gewinnen zu können, brauchte es neben einer strengeren Strafverfolgung dringend auch neue technische Hilfsmittel. Nach Angaben des Great Elephant Census ist etwa die Zahl der Afrikanischen Elefanten auf dem Kontinent zwischen 2007 und 2014 um 30 Prozent zurückgegangen, was rund 144.000 Tieren entspricht. Jedes Jahr nimmt der Bestand um weitere acht Prozent ab, hauptsächlich wegen Wilderei. Die weltweite Population von Tigern hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts um 95 Prozent verringert. Auch hier ist die illegale Jagd der Hauptgrund.

Uganda war der erste Testfall einer neuen Vorgehensweise dagegen. Das Computersystem PAWS (Protection Assistant for Wildlife Security) hilft dort seit 2015, mit Risikoeinschätzungen wie jener vom Januar 2017 Wilderei zu unterbinden. Der geistige Vater von PAWS ist Milind Tambe, ein Computerexperte von der University of Southern California (USC). Vor seiner Arbeit für den Artenerhalt entwickelte Tambe vor allem Algorithmen für US-Sicherheitsbehörden wie die Küstenwache, die Air Marshals oder den Flughafen von Los Angeles, meist zum Schutz gegen Terrorismus.

(wst)