"SMS-Ersatz": Google verteilt RCS auf eigene Faust

Google will Mobilfunkprovider umgehen, um RCS schneller ausliefern zu können. Den Auftakt machen Frankreich und Großbritannien.

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Android-Figur

(Bild: dpa, Christoph Dernbach)

Lesezeit: 2 Min.

Google will das Kommunikationsprotokoll Rich Communication Services (RCS) nun auf eigene Faust unter die Android-Nutzer bringen. Das berichtet das Technik-Magazin The Verge. Der "SMS-Ersatz" soll demnach noch im Juni direkt an Android-Nutzer in Frankreich und Großbritannien verteilt werden, Starttermine für andere Länder werden noch nicht genannt.

Bisher war Google bei der Verteilung von RCS vor allem auf Mobilfunkprovider angewiesen. Das ging Google aber offenbar nicht schnell genug: Künftig will Google es Nutzern der App Google Messages auch ohne das Zutun der Provider ermöglichen, RCS-Nachrichten zu verschicken. In Deutschland unterstützen Vodafone und die Deutsche Telekom RCS bereits, Nutzer können die Zusatzfunktionen also schon einsetzen.

Auch in anderen Ländern, darunter die USA, ist die Verbreitung von RCS nicht umfassend abgeschlossen. Das Problem: RCS funktioniert nur, wenn sowohl der Absender als auch der Empfänger den Standard unterstützen. Lücken in der RCS-Verbreitung sind also gleich doppelt ärgerlich, da sie auch andere Nutzer betreffen. Google will diese Lecks nun stopfen, schreibt The Verge.

RCS ist ein Kommunikationsstandard, der oft als Ersatz von SMS und MMS gehandelt wird. Über RCS kann man Nachrichten mit Bildern, Videos oder Audiodateien verschicken, außerdem kann man sehen, ob eine Nachricht gelesen wurde. Das funktioniert im Grund nicht anders als gängige Messenger-Programme wie WhatsApp und Telegram. RCS-Nachrichten werden über WLAN oder das Mobilnetz verschickt, bei Bedarf – etwa, wenn der Empfänger kein RCS unterstützt – schaltet Google Messages auf die traditionelle SMS um. Darin ähnelt RCS Apples iMessage.

Ein häufiger Kritikpunkt an RCS ist die fehlende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Gegenüber The Verge verspricht die Google-Produktmanagerin Sanaz Ahari, dass Google alle Möglichkeiten ausschöpfen werde, um Nachrichten per RCS künftig sicherer zu verschicken. Ob und wann Google in Zukunft RCS-Nachrichten mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung absichern kann, bleibt vorerst offen. (dahe)