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GE verkauft smarte Glühbirnen mit anspruchsvollem Reset-Mechanismus

Um die smarten Leuchtmittel zurückzusetzen, muss man sie in orchestrierten Sequenzen an- und ausschalten. Weil sich das niemand merken kann, gibt es ein Video.

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Glühbirne mit sechs Denkblasen

Man kann auch ohne gute Ideen Glühbirnen haben, wie GE demonstriert.

Lesezeit: 3 Min.

Livingston: Coin, three count. Coin, six count. Three coins, five count. Two coins, half count.

Rusty: Could you make it any more complicated?

Livingston: That's just the first sequence. Then there's two more.

Wer Ocean's 13 gesehen hat, weiß: Man muss sich komplizierte Sequenzen merken können, wenn man Casinos mittels manipulierter einarmiger Banditen hochnehmen will. Aber nicht nur dann. Auch wer sein smartes Leuchtmittel von allen Handys und anderen Geräten entkoppeln will, muss sich konzentrieren: Die "C by GE" Smart Bulbs von General Electric haben scheinbar Ausnahme-Gangster wie Daniel Ocean und Crew als Zielgruppe. Für einen Reset der Lampen ist folgende Sequenz nötig:

  1. Einschalten, 8 Sekunden lang
  2. Ausschalten, 2 Sekunden lang
  3. Einschalten, 2 Sekunden lang
  4. Ausschalten, 2 Sekunden lang
  5. Einschalten, 2 Sekunden lang
  6. Ausschalten, 2 Sekunden lang
  7. Einschalten, 2 Sekunden lang
  8. Ausschalten, 2 Sekunden lang
  9. Einschalten, 8 Sekunden lang
  10. Ausschalten, 2 Sekunden lang
  11. Einschalten, 8 Sekunden lang
  12. Ausschalten, 2 Sekunden lang
  13. Nochmal einschalten

"That's just the first sequence.", möchte man sagen. Richtig ist aber: "Und das ist die alte Sequenz." GE hat nämlich beschlossen ab Version 2.8 der Firmware eine andere Sequenz zu nutzen, vielleicht um Kunden bei der Stange zu halten, die das erste Level schon im Schlaf beherrschen.

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Das Internet ist voll von heißen IT-News und abgestandenem Pr0n. Dazwischen finden sich auch immer wieder Perlen, die zu schade sind für /dev/null.

Weil das alles in allem aber doch ein wenig kompliziert ist, gibt es ein Hilfe-Video auf YouTube, das die Sequenzen demonstriert. Guter Support ist schließlich wichtig, gerade wenn sich Dinge nicht durch besseres Produktdesign vereinfachen lassen. Kleine Löcher, in die man zum Zwecke des Resets Nadeln fummeln kann, sind wahrscheinlich nicht wirtschaftlich realisierbar.

In der Beschreibung des Videos wird empfohlen, die Sekunden per "Mississippi" zu zählen, also "1 Mississippi, 2 Mississippi, 3 Mississippi, etc.", Schritt 1 bis 13 und wehe man verzählt sich. Wobei der Fairness halber erwähnt sei: Die neue Sequenz (Firmware >=2.8) ist regelmäßiger und nur 11 Schritte lang. GE lernt also durchaus dazu, wenn auch langsam.

Das Video könnte ein Lehrstück dafür sein, dass neue Technologien immer auch neue Probleme schaffen. Und dafür, dass es mit dem "smart" in smarter Technik manchmal nicht weit her ist. GE ist sich dessen aber eher nicht bewusst, der Clip endet mit: "Für mehr smarte Tipps zu unseren smarten Produkten, gehen Sie zu CbyGE.com". Man weiß eigentlich gar nicht, wo man mit dem Verzweifeln anfangen soll. Deswegen zum Abschluss doch ein wenig konstruktive Kritik. GE, warum lasst ihr eure Kunden nicht morsen? "∙–∙ ∙ ∙∙∙ ∙ –" ("reset") ist auch nicht länger, immerhin keine willkürliche Sequenz und man lernt sogar noch ein bisschen Morsecode. (syt)