DGB will ehrliche Diskussion über digitale Transformation

In Deutschland könnten sich in den kommenden 15 Jahren fast 1,5 Millionen Jobs durch den digitalen Wandel verändern. Der DGB warnt davor abzuwarten.

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CeBIT

(Bild: dpa, Peter Steffen)

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  • dpa

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Baden-Württemberg, Martin Kunzmann, hat einen ehrlichen Austausch über die Veränderungen in der deutschen Wirtschaft gefordert. "Wir dürfen nichts schön reden", sagte Martin Kunzmann der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Veränderungen durch Megatrends wie die Digitalisierung. "Was sicher ist, ist der Wandel – in allen Branchen. Wir müssen da aktiver in die Diskussion reingehen."

Dabei sieht Kunzmann die Verantwortung durchaus auch bei den Arbeitnehmern. "Betriebsräte und Arbeitgeber müssen eng zusammenarbeiten, um den Wandel zu gestalten und Chancen auszuloten", sagt er. "Es muss darum gehen, Technologieführerschaft zu erhalten und auszubauen."

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Für das kommende Wochenende (29. Juni) ruft die IG Metall zu einer großen Kundgebung am Brandenburger Tor für eine gerechte Transformation auf. Die Gewerkschaft hatte jüngst nach einer Befragung kritisiert, viele Industriebetriebe der Branche seien nicht auf den digitalen und ökologischen Wandel vorbereitet. Knapp die Hälfte der Unternehmen habe keine oder keine ausreichende Strategie, anstehende Veränderungen durch Digitalisierung und Energiewende zu bewältigen.

Dabei zieht sich der Wandel durch alle Branchen. "Nahezu alle Arbeitsfelder werden sich verändern", sagte Kunzmann. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung könnten durch Entwicklungen wie Industrie 4.0 bis 2035 rund 1,46 Millionen Arbeitsplätze wegfallen. Gleichzeitig werden der IAB-Prognose zufolge aber 1,4 Millionen neue Jobs geschaffen.

Der DGB hat deshalb ein sogenanntes Transformationskurzarbeitergeld gefordert, mit dessen Hilfe Beschäftigte sich neben einem bestehenden Job neu qualifizieren können. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kündigte nun für Herbst eine entsprechende Gesetzesinitiative an. Die Bundesregierung hatte erst vor Kurzem eine nationale Weiterbildungsstrategie vorgestellt.

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Für digitale Weiterbildung würden mehr als die Hälfte Freizeit oder Urlaub opfern und sich finanziell beteiligen.

Das geht nach Einschätzung von Kunzmann in die richtige Richtung: "Wir brauchen einen Rechtsanspruch auf Weiterbildung, um Berufsabschlüsse nachzuholen", sagte er. Gleichzeitig warnte er davor abzuwarten: "Die Geschwindigkeit der Veränderung nimmt zu", sagt er. Solange die Auftragsbücher voll seien, werde das Thema Weiterbildung und Qualifizierung oft vernachlässigt. "Je weiter unten sich die Menschen in der Entgelttabelle bewegen, desto weniger Wert wird von den Betrieben auf Fort- und Weiterbildung gelegt." (bme)