Bitcoin: Iran schließt Mining-Farmen

Auf der Suche nach billigem Strom haben Kryptogeld-Miner den Iran als Standort entdeckt. Die Behörden nehmen jetzt die Schürfer aufs Korn.

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Bitcoin
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Auch die Behörden im Iran gehen gegen offenbar hohen Stromverbrauch durch Bitcoinmining-Anlagen vor. So soll im Juni der Energieverbrauch um sieben Prozent gestiegen sein, was ein Sprecher des Energieministeriums gegenüber iranischen Medien vor allem auf Kryptogeldschürfer zurückführte. Zwei in ehemaligen Fabriken untergebrachte Miningfarmen seien vergangene Woche sogar geschlossen worden, rund 1000 Schürfrechner wurden dabei beschlagnahmt.

Einem Bericht der BBC zufolge lag die Leistungsaufnahme beider Schürfstätten bei einem Megawatt. Bereits Anfang vergangener Woche hatte der staatliche Netzbetreiber und Energieversorger Tavanir gewarnt, dass die Nutzung des staatlichen Stromnetzes fürs Mining illegal sei, wie die iranische Seite Ifpnews berichtete. Man werde den Minern auf Schliche kommen und ihnen die Stromversorgung kappen, wurde ein Sprecher des Versorgers zitiert.

Der Iran hat übereinstimmenden Berichten nach zuletzt einen Boom an Kryptogeldminern erlebt. Das liegt am günstigen Strom, einem wesentlichen Faktor, um als Miner beim hohen Konkurrenzdruck überhaupt Gewinn machen zu können. Der Staat subventioniert die Strompreise im Land erheblich – laut Ifpnews jährlich mit einer Summe von umgerechnet einer Milliarde US-Dollar. Einige der Mining-Rechner sollen sogar in Schulen und Moscheen betrieben worden sein, die Strom gratis erhalten, heißt es in einem Bericht von Radio Free Europe.

Nun ist im Gespräch, die Kryptogeldschürfer einfach die realen, unsubventionierten Strompreise zahlen zu lassen. Ein solcher Schürftarif sei aber noch nicht beschlossen worden. Viele der Miner, die in den Iran drängen, haben wohl chinesische Wurzeln und suchen nach alternativen Standorten, seit in China die Regulation deutlich verschärft wurde. Neben Ländern wie Kanada, den USA oder Island sei seit Ende vergangenen Jahres auch der Iran zum Hotspot für das Schürfgeschäft geworden, schreibt etwa die chinesische Seite 8BTC.

Die Zentralbank des Iran hatte noch im April vergangenen Jahres den Banken und Finanzdienstleistern Bitcoin-Geschäfte untersagt. Diese harte Politik soll sich jedoch absehbarer Zeit lockern – wohl auch, da das von internationalen Sanktionen gebeutelte Land eine eigene Kryptowährung ins Leben rufen will. Das goldgedeckte Währungstoken namens Peyman soll in absehbarer Zeit an den Start gehen, schreibt die Wirtschaftsnewsagentur IBENA. Ob das überzeugender wird, als der angeblich durch Ölreserven besicherte Petro aus Venezuela, bleibt abzuwarten.

Generell macht es die seit Mai laufende Erholung des Bitcoinkurses für Miner wieder deutlich attraktiver, Rechner für die Schaffung neuer Blöcke aufzustellen. Die tägliche Ausschüttung aus Block-Belohnung und Transaktionsgebühren durch das Bitcoin-Netzwerk erreichte laut Blockchain.info vergangene Woche wieder Werte bis zu umgerechnet rund 25 Millionen US-Dollar – solche Summen hatte man zuletzt Anfang 2018 zum jähen Ende des großen Kurs-Hypes gesehen. Derzeit erreichen die Schürfleistung und auch die darauf regelmäßig angepasste Schwierigkeit der Berechnung wieder neue Höchststände.

Der Bitcoinpreis ist kürzlich allerdings wieder ins Trudeln geraten: Vergangenen Mittwoch wurde fast die Marke von 14.000 US-Dollar genommen, darauf folgte jedoch ein Absturz unter 12.000 US-Dollar. Am heutigen Montag fiel der Bitcoin zeitweilig unter die Marke von 11.000 US-Dollar. Aber das ist bei dem schwankungsfreudigen Kryptogeld nichts Ungewöhnliches, vor allem dürften wohl Gewinnmitnahmen hinter den Kursverlusten stehen. Ein Ende des langfristigeren Trends nach oben muss das keineswegs bedeuten. (axk)