DAB+: Rolle rückwärts

Dass DAB+ in Niedersachsen kein Erfolg wird, liegt auch an den Rahmenbedingungen. Es wäre am Land, diese so zu setzen, dass endlich alle wichtigen Sender wie anderenorts digital empfangbar sind.

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DAB+: Rolle rückwärts
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Von
  • Urs Mansmann

Niedersachsen ist so modern, dass man dort den digitalen Rundfunk über DAB+ schon beerdigt, bevor das Sendernetz überhaupt fertig ist. Der Landtag beschloss, die Förderung für DAB+ einzustellen. Stattdessen soll der Rundfunk künftig über "zukunftsoffeneTechnologien" wie das 5G-Mobilfunknetz übertragen werden.

Allerdings ist den Abgeordneten bei der Rundfunk-Revolution ein wichtiger Aspekt anscheinend vollkommen aus dem Blick geraten: Rundfunk ist nicht nur irgendein Übertragungsmedium, Rundfunksender spielen im Zivilschutz eine wichtige Rolle. Es ist essenziell, die wichtigsten Rundfunkprogramme jederzeit und überall mit Einfachgeräten empfangen zu können.

Schon bei einem längeren großflächigen Stromausfall wird ein landesweites Sendernetz mit unabhängiger Infrastruktur überlebenswichtig. Eine 5G-Basisstation versorgt in Städten nur ein paar Straßenblocks und hält mit ihrer USV gerade mal zwei Stunden durch, danach herrscht Funkstille. Rundfunksender können mit Notstrom-Dieseln und Treibstofftanks Tage oder Wochen durchhalten und ganze Landstriche versorgen. Zum Empfang braucht man im Haushalt ein Kofferradio und ein paar passende Batterien.

Der vermeintliche Fortschritt zögert die Abschaltung des technisch veralteten und im Betrieb teuren analogen FM-Rundfunks also noch weiter hinaus. Allerdings gibt es ohne DAB+ gar keinen Anhaltspunkt mehr, wo die Reise des Rundfunks denn letztlich hingehen soll.

Dass DAB+ in Niedersachsen kein rechter Erfolg wird, liegt auch an den Rahmenbedingungen. Es wäre am Land, diese so zu setzen, dass endlich alle wichtigen landesweiten, regionalen und lokalen Sender wie anderenorts digital empfangbar sind. Ein modernes und leistungsfähiges digitales Sendernetz ins Aus laufen zu lassen, ist die falsche Antwort.

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Dieser Artikel stammt aus c't 15/2019. (uma)