Huawei: "Wir bleiben im Android-Ökosystem"

Bei der Versorgung mit Updates und Apps für Android ändere sich trotz US-China-Handelskriegs nichts. Das neue Mate20 X kommt mit 5G-Modem nun nach Europa.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 120 Kommentare lesen
Huawei-Manager: "Wir bleiben im Android-Ökosystem"
Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der auf- und abebbende Handelskrieg zwischen den USA und China ändert bei Huawei nichts an der grundlegenden Smartphone-Strategie. "Wir bleiben im Android-Ökosystem", betonte Walter Ji, Präsident der für das Konsumentengeschäfts Westeuropa zuständigen Konzerngruppe, am Dienstag bei der Vorstellung des neuen Flaggschiffs Mate20 X 5G in Berlin. Bei den laufenden und neuen Gerätegenerationen ändere sich prinzipiell nichts in Punkto Betriebssystem, wo die Chinesen folglich letztlich weiter von Google abhängig bleiben.

Berichte darüber, dass Huawei fieberhaft an einem eigenen Betriebssystem unter dem Namen ArkOS arbeite, wollte Ji nicht kommentieren. Auch ein verstärktes Engagement im Bereich Open Source kündigte er nicht an. Android sei bereits im Kern eine offene Plattform und es gebe eine Open-Source-Variante, unterstrich er. Man glaube insgesamt an das Prinzip "Open Innovation" und die offene Kooperation mit Partnern aus aller Welt, um Technologien voranzutreiben.

Auf die Frage von heise online, ob Google als Hüter über Android zu mächtig sei, antworte der Huawei-Manager ausweichend. Der Konzern sei in den 80ern groß geworden und habe generell gut mit US-Größen wie etwa auch IBM zusammengearbeitet. In jüngster Zeit hätten Firmen aus den Vereinigten Staaten zwar "viel Druck von der US-Regierung" in dieser Beziehung aushalten müssen. Die Betroffenen hätten aber immer wieder versucht, "uns zu unterstützen". Auch bei der Kooperationsstrategie bleibe bei Huawei so alles beim Alten.

Über die Idee, den Bootloader auf Smartphones des Unternehmens zu entsperren und Nutzern so die Option zu geben, selbst ein Betriebssystem aufzuspielen, hat Ji nach eigenen Angaben noch nicht nachgedacht. Er versicherte, dass aktuell die Umsätze in der Handy-Sparte relativ stabil seien, es aber Unterschiede gebe zwischen dem Geschäft in China und im Rest der Welt. Nach offiziellen Verlautbarungen kosteten die US-Sanktionen weltweit jüngst 30 Prozent der Einnahmen auf diesem Feld.

Huawei hat trotz des drohenden Banns durch Google das "Zukunftsversprechen" abgegeben, die Nutzer weiter mit Sicherheitsupdates und Top-Apps für Android zu versorgen. Diese sollen das Betriebssystem wie gewohnt auch mit der gängigen Herstellergarantie einsetzen können. Diese Zusagen "stehen fest", unterstrich Ji. Für einen der größten globalen Smartphone-Hersteller mache auch keine andere Ansage Sinn. In China laufen Huawei-Handys auch ohne Google-Dienste, die Firma hat dort zudem einen eigenen Store hat die Firma im Angebot.

Laut US-Regierung sollten Huaweis Mobiltelefone nach Ablauf einer 90-Tage-Übergangsfrist keine Updates mehr für Android erhalten. Sie hätten dann auch potenziell keinen Zugriff auf proprietären Google-Anwendungen und -Dienste wie Mail oder den Play-Store mehr gehabt. William Tian, Leiter des deutschen Verbrauchergeschäfts des Konzerns, tat dies alles mehr oder weniger als "Gerüchte" ab, denen man online schon entgegengetreten sei. In Sachen Kundenerfahrung werde sich nichts ändern, man habe auch viel Zuspruch von den Nutzern hierzulande erfahren. Die 17 wichtigsten Mobilgeräte der Firma würden auch Zugang zu Googles neuer Version Android Q haben.

US-Präsident Donald Trump hatte nach einem Gespräch mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Rande des G20-Gipfels im japanischen Osaka am Wochenende die Blockade gegen den chinesischen Telekomriesen zunächst wieder aufgehoben. Er verwies darauf, dass US-Unternehmen, die im großen Maße an den großen Netzwerkausrüster und zweitgrößten Smartphone-Hersteller liefern, "nicht glücklich" gewesen seien. Ursprünglich hatte Trump den Konzern als Gefahr für die Sicherheit der USA auf eine schwarze Liste gesetzt. Huawei wird von US-Behörden verdächtigt, die eigen unternehmerische Tätigkeit zur Spionage für China zu nutzen.

Das Mate 20 X 5G, das Ende des Monats für 999 Euro auf den hiesigen Markt kommen soll, hat laut Tian ein fortgeschrittenes 5G-Modem, ein 7,2-Zoll-OLED-Display und einen langlebigen Akku. Damit verspreche es ein "viel besseres Video- und Gaming-Erlebnis". Huawei bezeichnete er als "führende 5G-Firma", da sie in diesem Bereich seit Jahren Ende-zu-Ende-Lösungen von den Chipsets über die Netzwerke bis hin zu Endgeräten entwickle. Ji zeigte sich zuversichtlich, dass die Kosten für 5G-Smartphones in den nächsten Monaten generell stark sinken werden. (jk)