PSD2: Apple Pay wittert Chance

Die neue EU-Richtlinie für Zahlungsverkehr könnte nach Apples Einschätzung zu Einbußen im Handel führen, weil Kunden an der 2-Faktor-Genehmigung scheitern.

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Bezahldienst Apple Pay

Hinweisschilder auf Apple Pay an einem Kiosk in der Münchener Allianz Arena.

(Bild: dpa, Lino Mirgeler)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Leo Becker

Apple hofft, dass die neue EU-Zahlungsverkehrsrichtlinie die Verbreitung von Apple Pay im Online-Handel voranbringt. Nach Schätzung des Konzerns könnten Kaufvorgänge in europäischen Online-Shops ab Herbst um 10 bis 20 Prozent sinken, weil Kunden viele Bezahlvorgänge dann mit einem zweiten Faktor bestätigen müssen – daran mitunter jedoch scheitern dürften. Hinzu komme der Aufwand für Händler, die neuen Vorgaben umzusetzen.

Die schnelle Weiterentwicklung der Bezahlsysteme sei positiv, erklärte Apple-Pay-Chefin Jennifer Bailey gegenüber dem französischen Wirtschaftsmagazin Libre Service Actualités. Doch die Änderungen bei Sicherheitsvorgaben würden "für erhebliche Verwirrung im Markt" sorgen.

Apple Pay erfülle die strengeren Richtlinien für die Autorisierung von Zahlungen bereits, betonte die Managerin, dies vereinfache es für Händler- und Banken-Partner, die "Payment Services Directive 2" (PSD2) umzusetzen. Apple Pay sei zwar nicht in Hinblick auf PSD2 entwickelt worden, merkte Bailey an, aber es habe sich ausgezahlt, das System mit Fokus auf Sicherheit zu konzipieren.

Ab Mitte September wird im Rahmen der PSD2 für viele Arten des elektronischen Bezahlens eine Zwei-Faktor-Authentifizierung vorgeschrieben, um die Vorgänge besser abzusichern. Die erforderliche Freigabe einzelner Zahlungen sei "aus Sicht der Kunden-Experience viel verwirrender", meint Bailey. Apple Pay generiert einmalige Sicherheitscodes für jeden Zahlvorgang, die zusammen mit der Geräteaccountnummer – ein aus der Kartennummer abgeleitetes Token – an den Händler übermittelt werden. Der Nutzer gibt den Zahlungsvorgang biometrisch per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung (oder Eingabe des Gerätecodes) frei.

Laut Bailey sollen bis Ende des Jahres fast 90 Prozent der Bankkarten in Frankreich und Großbritannien mit Apple Pay funktionieren, in Deutschland liege der Anteil bei 80 Prozent. In Deutschland sind bald auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken bei Apple Pay mit an Bord. Unterstützung für EC-Karten folgt voraussichtlich aber erst 2020. (lbe)