Microsoft macht Rückzieher bei Lizenzbedingungen für Gold- und Silber-Partner

Die Bedingungen für freien Support und interne Lizenzverwendung will Microsoft doch nicht zu Lasten der Silber- und Gold-Partner ändern – vorerst jedenfalls.

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Microsoft

(Bild: dpa, Matthias Balk)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Günter Born
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Anfang Juli entschied Microsoft, dass ab dem 1. Oktober 2019 Produktlizenzen, die mit Action Packs erworben oder die Silber- und Gold-Partnern für deren Kompetenzstufen zugestanden wurden, nur noch im Rahmen der Kompetenzen der Partnerschaft kostenlos verwendet werden dürfen. Ab dem 1. Juli 2020 plante Microsoft dann, alle Basislizenzen, die im Rahmen des Internal Use Rights von den Partnern auch produktiv eingesetzt werden durften, sogar ganz entfallen zu lassen. Microsofts Idee dahinter: Die Partner erwerben dann kommerzielle Lizenzen als Ersatz aus Redmond.

Diese Ankündigung war ein Schlag ins Kontor seiner Gold- und Silber-Partner und geschah sozusagen unter der Hand – nur einem Microsoft Most Valuable Professional (MVP) war dies aufgefallen. Sein Tweet mit dem Hinweis auf die entsprechende Information führte zu einem "Erdbeben unter den Partnern".

Die Konsequenz aus dieser geplanten Änderung: Viele Partner wären dann gezwungen gewesen, für Tausende Euro Software nachzulizenzieren. Verärgert hat die Partner auch die Ankündigung, dass das bisherige Freikontingent für kostenlose Supportanfragen künftig für "On Premises"-Installationen (also alles, was lokal installiert wird und nicht Cloud-Geschäft ist) entfällt. Jede Support-Anfrage an Microsoft, die sich auf Fehler im Produkt beziehen muss, wäre kostenpflichtig geworden – kolportiert wurden 499 US-Dollar pro Anfrage.

Sicherlich hat die Ankündigung Microsofts so manchen Partner kalt erwischt und wohl manchen bewogen, intensiver darüber nachzudenken, ob die kosten- und zeitaufwändige Zertifizierung für den Silber- oder Gold-Partner-Status sich überhaupt noch rechnet. Zudem ergeben sich fatale Abhängigkeiten, die sich zum Geschäftsrisiko auswachsen können.

Es darf daher davon ausgegangen werden, dass Microsoft von größeren Partnern ein mächtiger Sturm entgegen blies – auch wenn so etwas in der Regel hinter verschlossenen Türen bleibt. Ein Indiz, wie das Ganze von Microsofts Partnern gesehen wird, liefert eine Petition, die die Amerikanerin Susan Bradley aufgesetzt hat. Bradley moderiert die Seite patchmanagement.org und genießt als "'Patch Lady" bei Administratoren weltweit einen guten Ruf.

Die auf change.org aufgesetzte eine Petition weist nach wenigen Tagen bereits über 6.000 Unterzeichner auf. Eine vor Jahren gestartete ähnliche Petition von Bradley in Sachen ‘bessere Windows 10 Updates-Kontrolle’ kam dagegen auch nach Monaten nicht über 6.871 Unterzeichner hinaus – und das, obwohl die Nutzerbasis von Windows 10 erheblich über der Zahl der Microsoft Partner liegt.

Mitte der Woche fühlte sich das Microsoft Management noch bemüßigt, die angekündigten Änderungen im Rahmen einer "Ask me anything"- Sitzung (AMA) vehement als "im Rahmen der Budget-Kontrolle notwendig" zu verteidigen.

Diese Position ließ sich aber wohl nicht länger aufrechterhalten. Gavriella Schuster, Corporate Vice President, One Commercial Partner, hat kurzerhand umgesteuert und alle früheren Entscheidungen rückgängig gemacht. Im Partnernetzwerk veröffentlichte Schuster am 12. Juli 2019 eine entsprechende Mitteilung.

Unumwunden gesteht die Microsoft-Managerin ein, dass man in den letzten Tagen "sehr viel Feedback" von betroffenen Gold- und Silber-Partnern zu angekündigten Änderungen, auch im Hinblick auf die Verwendung der Lizenzen für die sogenannte "Internal Use Right"-Regelung bekommen habe. Die Botschaft Schusters: Microsoft sind die Partnerschaft und das Vertrauen wichtig. Aufgrund der Rückmeldungen habe das Unternehmen beschlossen, alle geplanten Änderungen in Bezug auf interne Nutzungsrechte und Kompetenzzeitpläne, die Anfang dieses Monats angekündigt wurden, zurückzunehmen.

Das führte offenbar zu weiteren Rückfragen aus dem Kreis der Betroffenen, da die Einstellung der kostenlosen Support-Anfragen für "On Premises"-Produkte nicht erwähnt wurde. In einem Nachtrag musste Schuster dann bestätigen, dass Microsoft auch weiterhin seinen Gold- und Silber-Partnern eine gewisse Anzahl an kostenlosen Support-Anfragen für diese Produktgruppen zugesteht.

Eine Hintertür lässt sich Microsoft aber vermutlich offen. Der Wegfall der Internal Use Rights (IUR) für Lizenzen war ja für den 1. Juli 2020 geplant. Das ist aber für Microsoft bereits das Geschäftsjahr 2021. In der oben zitierten Erklärung Schusters findet sich der Satz: "‘Das bedeutet, dass Sie im kommenden Geschäftsjahr keine wesentlichen Änderungen erleben werden und dass Sie nicht wie angekündigt im Juli nächsten Jahres reduzierten IUR-Lizenzen oder erhöhten Kosten im Zusammenhang mit diesen Lizenzen unterliegen werden." Mit anderen Worten: Microsoft schaut sich an, wie sich das Cloud-Geschäft zukünftig im Vergleich zu den "OnPremises"-Umsätzen entwickelt. Gut möglich, dass die gleiche Diskussion dann im Sommer 2020 erneut geführt werden muss.

Wer sich auf den Webseiten Microsofts auf die Schnelle über die Modalitäten zu Action Packs, Gold- und Silber-Partner schlau machen will, dürfte verloren sein. Ein Gold-Partner hat im Zusammenhang mit der Berichterstattung bei heise online die Feinheiten erläutert. Partner, die Microsoft noch nicht ‘per Kompetenzstufe’ in den Status der Gold- oder Silber-Partner erhoben hat, dürfen sich die sogenannten Action Packs kaufen und erhalten damit gewisse Basislizenzen.

Gold- und Silberpartner sind bereits einige Jahre für Microsoft aktiv und müssen sich ihren Kompetenzstatus auf Gebieten wie Datacenter, Cloud etc. erarbeiten und werden dafür zertifiziert. Die so ernannten Gold- und Silberpartner erhalten dann für ihre Kompetenzstufen zusätzliche Lizenzen für Software, die auch für Produktivzwecke verwendet werden darf. Zumindest bis zum Ende des Fiskaljahres 2020 will Microsoft jetzt also an den Geschäftsbedingungen für diese Klientel nichts ändern. (tiw)