Software-Agenten sind Menschen bei Geschäften überlegen

Nicht nur bei Schach oder Dame lassen die Roboter die Menschen zurück, sondern auch beim Handeln mit Waren.

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Von
  • Florian Rötzer

Auktionen, bei denen über eine bestimmte Zeit hinweg der Preis von Waren, Diensten oder Informationen beim Bieten und Anbieten ausgehandelt wird, sind relativ einfache Abläufe. In diesem Bereich wurden daher auch die ersten Agenten oder Bots entwickelt, wie sie jetzt etwa bei Amazon oder eBay verwendet werden.

IBM-Wissenschaftler unter der Leitung von Jeffrey Kephart haben nun erstmals Agenten gegen Menschen antreten lassen. Ihren Experimenten lag ein Modell zugrunde, das auch beim Handel mit Wertpapieren, Waren oder Rohstoffen an wirklichen Märkten vorherrscht. Bei den Experimenten durften bei einem Handelsschritt nur jeweils Einheiten einer einzigen Ware gehandelt werden, insgesamt waren es 8 bis 14 unterschiedliche Waren. Die Teilnehmer hatten bei jedem Durchgang festgelegte Rollen als Käufer und Verkäufer. Der Handel spielte sich in Echtzeit ab, alle Teilnehmer hatten dieselben Informationen zur Verfügung. Zu Beginn der Runden wurden jeweils Listen mit Minimal- beziehungsweise Maximalpreisen ausgegeben. Bei jeder Runde hatte jeweils ein Mensch und ein Agent dieselben Ausgangsbedingungen. Das Ziel war natürlich, den Gewinn beim Kauf beziehungsweise Verkauf zu maximieren. Ein Durchlauf bestand jeweils aus 15 bis 16 Handelszeiten von jeweils drei Minuten.

12 Spieler (6 Menschen, 6 Agenten) traten in sechs Durchläufen gegeneinander an. Insgesamt waren die Agenten stets besser und erzielten durchschnittlich um 20 Prozent bessere Ergebnisse. Hinsichtlich der durchschnittlichen Leistung waren die Agenten sogar um mehr als 100 Prozent besser, was sie durch die Ausbeutung von Fehlern der Menschen erzielen konnten. Spielten 12 Menschen an der virtuellen Börse, so erreichten sie hingegen insgesamt bessere Leistungen: "Die Tatsache, dass Menschen besser gegen Menschen als gegen Agenten spielen, bestärkt den Beweis, dass die Agenten als Gruppe die besseren Spieler sind."

Die Wissenschaftler betonen, dass dem Agentenverhalten relativ einfache Algorithmen zugrunde liegen, die ihnen aber dennoch einen Vorteil gegenüber Menschen verschaffen, zumindest wenn sie keine Experten sind. Gegen einen "Gary Kasparow des Handelns" anzutreten, könnte daher natürlich die Schwächen der Agenten offenbaren und ihre Strategien verbessern.

Ganz allgemein gehen die IBM-Forscher davon aus, dass in Zukunft die Strategien so ausgefeilt werden können, dass Menschen keine Chance mehr haben. Der Vorteil der Agenten liege vornehmlich darin, dass sie viel schneller Aktionen starten und auf Marktsituationen reagieren können.

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