Mit Musik die Welt erklärt

Wollte man mich zu einem Musical-Besuch überreden, müsste man sich einiges einfallen lassen.

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Egal ob La La Land, Les Misérables, West Side Story oder Cats – mit Musicals beziehungsweise Musical-Filmen können Sie mich jagen. Menschen (oder in anderen Fällen: Tiere), die eine Geschichte erzählen wollen und mittendrin anfangen zu singen und zu tanzen, sind mir suspekt und es fällt mir schwer, mich darauf einzulassen. Wollte man mich also zu einem Musical-Besuch überreden, müsste man sich also einiges einfallen lassen.

Ich kann natürlich im Vorhinein schlecht sagen, ob mich ihre Aufführung überzeugen würde, aber ungewöhnlich klingt die Inszenierung allemal, die das Ensemble der Physikshow von der Universität Bonn auf die Bühne bringen will. In einer Pressemitteilung macht die Hochschule auf ihre "Weltpremiere" aufmerksam: das allererste Physikshow-Musical.

Die Physikshow existiert bereits seit 2002 und bringt in regelmäßigen Aufführungen Experimente und Entertainment zusammen. Die Shows lehnen sich jeweils an Literaturvorlagen an, wie etwa "Die Physiker von Oz", und richten sich an Zuschauer ab 12 Jahren. Mit einer Musical-Variante begeht das Ensemble, das aus Physikstudierenden besteht, nun aber Neuland. Im Plot nehmen sich die Darsteller nicht weniger vor, als die Entstehung der Erde zu erzählen. Schauplatz ist der Planetenladen "Planetamos", in dem die Figuren "das Leben" und "der Tod" einkaufen gehen. Ihren jeweiligen Kaufwünschen versucht das Verkaufsteam nachzukommen. Dabei wird gesungen und getanzt, wie Planeten entstehen, warum der Mond lebenswichtig ist, wie die Jahreszeiten zustande kommen, wozu die Erdatmosphäre oder das globale Magnetfeld gut sind, wie der Treibhauseffekt funktioniert und was die Welt im Innersten zusammenhält. Nicht unbedingt der alltägliche Stoff eines Musicals also.

Die Entertainment-Welt und die Welt der (Natur-)Wissenschaften haben sich an dieser Stelle natürlich nicht zum ersten Mal getroffen. Es gibt zahlreiche Beispiele, Forschung unterhaltsam – nicht nur Kindern – näher zu bringen: Angefangen (im englischsprachigen Raum) bei Bill Nye, the Science Guy, über "Die Knoff-Hoff-Show" bis hin zu Geschichten aus der "Sendung mit der Maus" und "Wissenschaftsshow" (bzw. "Quarks", bzw. "Quarks und Co."). Die musikalische Komponente kommt bei derlei Formaten allerdings zu kurz. Das will die Physikshow mit ihrem Musical nun am 27. Juli ändern. Nach dem Bonner Vorbild könnte ich mir Musicals sicherlich gefallen lassen. Letztlich bleibt die Frage nach dem Gesangstalent der Studierenden. Ohne Frage bin ich aber gespannt auf mehr derlei Kreativität und Musikalität auf diesem Gebiet.

(jle)