Chemie: So riecht Spannung

Atmosphärenchemiker Jonathan Williams flog für seine Forschung schon mit Hurrikan-Jäger-Flugzeugen und klettert im brasilianischen Dschungel regelmäßig auf einen 325 Meter hohen Turm. Die Suche nach Gefühlen führte ihn schließlich ins Kino.

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Jonathan Williams sucht in vollen Kinosälen nach dem Duft der Aufregung und Angst.

(Bild: Thomas Hartmann)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Jonathan Williams erforscht am Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie, wie von Pflanzen ausgeatmete flüchtige Verbindungen die Oxidationsprozesse in der Atmosphäre beeinflussen – sie sind wichtig für die Selbstreinigung der Atmosphäre. Als er eine dieser Verbindungen auch im menschlichen Atem fand, entdeckte er ein neues Forschungsgebiet: Kann man Gefühle in der Atemluft messen und möglicherweise auch riechen?

Technology Review: Haben unsere Emotionen einen Geruch?

Jonathan Williams: Es gibt gute Indizien dafür, dass es so ist. Zum Beispiel haben Forscher in den Niederlanden Probanden in angsteinflößende Situationen gebracht und anschließend andere Probanden an den T-Shirts der ersten Gruppe riechen lassen. Sie konnten tatsächlich unterscheiden, wer Angst gehabt hatte und wer nicht. Wir können also Angst quasi riechen. Es handelt sich jedoch noch um eine kleine Studie mit 20 bis 30 Probanden unter eng definierten Bedingungen. Auch die Gruppe von Bettina Pause an der Universität Düsseldorf hat überzeugende Ergebnisse. Wir brauchen allerdings belastbarere Ergebnisse mit mehr Probanden. Wir selbst haben Emotionen im Fußballstadion und im Kino vermessen und gesehen, dass wir in besonders spannenden Momenten zum Beispiel Signale für Angst und Spannung ausatmen.

Wie haben Sie die Gefühlsmoleküle im Kino entdeckt?

Wir haben unser Messgerät hinter den Kulissen versteckt, wo die Ventilation aus dem Kinosaal herausführt. Bei spannenden Momenten gingen bestimmte Chemikalien in der Luft hoch und runter. Tatsächlich haben wir einige Peaks immer wieder an der gleichen Stelle im selben Film gemessen. Irgendwann konnten wir schon an den Peaks erkennen, welchen Film die Probanden gesehen hatten. Dann wollten wir herausfinden, welche Chemikalien hinter den Peaks stecken, und auf diese Weise bestimmte Szenen mit bestimmten Emotionen verbinden.

Wie haben Sie das gemacht?

Kollegen in der Data-Mining-Abteilung der Uni Mainz haben für uns mithilfe von Freiwilligen die Filmszenen mit Stichworten versehen – einige sind etwa beängstigend, andere lustig oder traurig. Dann haben wir mit unserem Massenspektrometer herausgekitzelt, welche Moleküle zu welchen Labels gehören.

Das vollständige Interview lesen Sie in der gedruckten Ausgabe.

(jsc)