5G-Rollout: Vodafone prescht vor

Schon ab Mittwoch sollen Vodafone-Kunden an bestimmten Standorten in 20 Städten im 5G-Netz surfen können. In Standard-Verträgen kostet das 5 Euro Aufpreis.

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5G-Rollout: Vodafone prescht vor

Vodafone-CTO Gerhard Mack (l.) und CEO Hannes Ametsreiter (r.) demonstrieren eine Massive-MIMO-Antenne für 5G-Basisstationen.

(Bild: heise online/Kleinz)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Vodafone hat den Startschuss für sein 5G-Netz in Deutschland gegeben. Privat- und Geschäftskunden können bereits ab Mittwoch tatsächlich im neuen Netz unterwegs sein, kündigte der Netzbetreiber am Dienstag in Düsseldorf an. Passende Tarife und Smartphones gibt es ab Mittwoch online und in den Shops.

Vodafone bietet 5G als Option zu allen gängigen Tarifen an. In den höherpreisigen Laufzeittarifen Red XL oder Black ist die 5G-Option kostenlos enthalten, für andere Tarife kann 5G für 5 Euro monatlich in der App hinzugebucht werden. Auch in den Business-Tarifen kann die 5G-Option gebucht werden. Die Option ist monatlich kündbar. Mit dem Huawei Mate 20 X 5G und dem Samsung Galaxy S10 5G stellt der Konzern zwei 5G-taugliche Endgeräte zur Verfügung.

An den roten Standorten geht 5G am Mittwoch live, die schwarzen sollen bis Ende August folgen.

(Bild: heise online)

Allzu weit reicht die Abdeckung in den Städten aber noch nicht: Gerade einmal 60 Antennen an 25 Standorten werden zum Start mit der neuen Technik funken. So wird das Kölner Messegelände etwa für den Ansturm der Gamescom-Besucher mit 5G ausgerüstet. Der Rest der Stadtgebiets muss etwas länger auf die Abdeckung warten.

Da die Reichweite der neuen 5G-Stationen nur wenige Hundert Meter ist, werden zum Start theoretisch eine halbe Million Menschen auf das neue Netz zugreifen können, schätzt der Anbieter. Im August will der Konzern die Zahl der Antennen verdoppeln. Bis Ende des Jahres 2020 will Vodafone rund 10 Millionen Menschen erreichen, ein Jahr später sollen es 20 Millionen potenzielle Kunden in Deutschland sein.

Im Experimentierstadium versorgt Vodafone auch kleinere Städte wie Lohmar in Nordrhein-Westfalen oder Hattstedt in Nordfriesland. Hier will der Provider Erfahrungen sammeln, wie 5G ausgerollt werden kann und wie die Zusammenschaltung mit den 4G-Netzen klappt. Dabei setzt Vodafone auch auf Haushalte die bisher noch von schnellem Netz abeschnitten sind.

So verkauft der Provider zum Start bereits den GigaCube 5G mit Huawei-Tehnik, mit dem Haushalte theoretisch eine Internetanbindung mit mehr als einem Gigabit pro Sekunde erreichen können. Der Einsteigertarif kostet 24,99 Euro pro Monat für 30 Gigabyte Datenvolumen. Der Tarif mit maximal 250 Gigabyte kostet 44,99 Euro. Dazu kommen nochmals einmalig 349,99 Euro für den GigaCube.

"Es wurde viel über die Auktion geredet, aber im Hintergrund haben die Technik-Teams kontinuierlich an der Umsetzung gearbeitet", sagte Vodafones Technikchef Gerhard Mack in Düsseldorf. Dennoch macht sich der Schnellstart macht sich auch in der Funktionsfähigkeit bemerkbar. So benötigt das Samsung Galaxy S10 5G (ab 439,99 €) noch ein Software-Update, um die neuen Frequenzen im 3,5 Gigahertz-Band tatsächlich zu nutzen. Das Huawei Mate 20 X 5G kann bereits ab morgen mit 5G surfen.

Allerdings steht bis zur endgültigen Zuteilung der Frequenzen nur die halbe Bandbreite zur Verfügung, da Vodafone hier eine Legacy-Frequenz verwendet. Nach und nach sollen auch die Frequenzen im 700er-Band nachgeschaltet werden. Auch von den dramatisch reduzierten Latenzen von zirka 10 Millisekunden sollen die Kunden erst nach Softwareupdates im Netz profitieren können.

Vodafone-CEO Hannes Ametsreiter thematisierte den Preis der 5G-Auktion nur kurz. Zwar habe der Provider deutlich mehr bezahlen müssen als erwartet, aber nun sei es Zeit an der Umsetzung zu arbeiten. "Irgendwer muss starten. Wir wollen breit starten und wir wollen fair starten", betonte der Manager in Düsseldorf. Ob die relativ günstigen Einstiegstarife aber dauerhaft Bestand haben werden, wenn die Technik tatsächlich für die breite Masse nutzbar ist, wollte er nicht garantieren. Angesichts der vier Anbieter sei eine gute Marktdynamik zu erwarten.

Technik-Chef Mack betonte, dass der Ausbau relativ kostengünstig zu schaffen sei. So seien die oft genannten Zahlen von Hunderttausenden notwendiger Antennen übertrieben, stattdessen könne man mit der Nutzung bestehender Standorte schon große Fortschritte machen. Auch müsse nicht jeder Standort mit Glasfasern erschlossen werden, da die Richtfunktechnik heute ausreichend Kapazitäten biete. "Wo wir Glas brauchen, haben wir bereits heute Glas", betonte Mack. Vodafone zeigte sich dabei bereit mit anderen Anbietern wie Stadtnetzbetreibern zu kooperieren, um die Anbindung der 5G-Standorte zu verbessern. "Hauptsache der Preis stimmt", erklärte Ametsreiter.

Vodafone ist damit der zweite der vier Auktionsteilnehmer, der ins 5G-Zeitalter startet – und die Telekom überholt: Die Bonner hatten ihren 5G-Start bereits Anfang Juli zelebriert, schalten die Netze aber erst "in den nächsten Wochen" scharf. Telefónica hält sich mit seinen 5G-Plänen noch bedeckt und Newcomer 1&1 Drillisch muss erstmal Infrastruktur aufbauen. (vbr)