Rechenzentren-Betreiber: Abwärme besser nutzen etwa für "Vertical Farming"

13 Milliarden kWh Strom konsumieren Serverfarmen hierzulande jährlich. Die dabei entstehende Wärme verpufft meist.

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Cloud, Rechenzentrum,

(Bild: Gorodenkoff / shutterstock.com)

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Der Stromverbrauch der Rechenzentren in Deutschland liegt mittlerweile bei über 13 Terawattstunden (TWh) pro Jahr, was etwa dem Strombedarf einer Metropole wie Berlin entspricht. Die in den Hallen installierten Server erzeugen dabei trotz einer gerade bei größeren Einrichtungen vergleichsweise hohen Energieeffizienz viel Wärme, die größtenteils ungenutzt bleibt. Betreiber von Serverfarmen hierzulande fordern daher ein Umdenken und einen Systemwechsel.

Die Branche fühle sich zwar schon seit Längerem der Nachhaltigkeit verpflichtet, betont Béla Waldhauser, Sprecher der Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland. So achte sie etwa auf eine "konsequente Trennung von Kalt- und Warmgängen". Die Temperaturen hätten daher nichts mehr mit den pauschalen "Kühlschränken“ der Vergangenheit zu tun. Dennoch gebe es Verbesserungspotential, das aktuell in Deutschland "mehr oder weniger brachliegt", nämlich die Nutzung der Abwärme.

Entsprechende Szenarien skizzieren der eco-Verband der Internetwirtschaft und das Netzwerk energieeffiziente Rechenzentren (NeRZ) in einem am Montag veröffentlichten Weißbuch. In den Serverfarmen wird die IT demnach meist mit Luft gekühlt. Die Wärme wird in der Regel dann in mit Kaltwasserregistern ausgestatteten Umluftklimageräten an ein Wassersystem übergeben und abtransportiert. Hier ergeben sich typischerweise Rücklauftemperaturen von 18 °C bis 30 °C.

Schon auf diesem Niveau könne die Abwärme genutzt werden, schreiben die Verfasser. Viele Einrichtungen benötigten ganzjährig hohe Temperaturen, wie etwa Schwimmbäder, Wäschereien oder Gewächshäuser in der Nähe. Vor allem im Bereich des "Vertical Farming" böten sich gute Nutzungsmöglichkeiten. Befeuert werden könnte also eine urbane Landwirtschaft, bei der die Produktion von pflanzlichen und tierischen Produkten innerhalb der Stadt in mehrstöckigen Gebäuden erfolgt. Allein der Wärmebedarf für die Warmwassererzeugung in Deutschland habe 2015 zudem bei über 120 Milliarden kWh gelegen.

Erreiche man etwa durch Flüssigkühlung der IT-Komponenten ein höheres Temperaturniveau, wüchsen die Nutzungsmöglichkeiten des Heißwassers deutlich und reichten dann bis zum Anschluss von Rechenzentren an die örtlichen Nah- und Fernwärmenetze, ist dem Papier zu entnehmen. Um das Temperaturniveau anzuheben, könnte auch eine Wärmepumpe genutzt werden. Allerdings werde gerade hierzulande durch die Kosten für deren Betrieb durch Strom die Wirtschaftlichkeit eines solchen Ansatzes deutlich herabgesetzt. (axk)