Trump vs. Bezos: Militär-Cloud JEDI aufgeschoben

Der Auftrag für die US-Militär-Cloud "JEDI" verzögert sich, nachdem das Weiße Haus die Vergabe überprüfen lässt. Im Rennen waren Microsoft und Amazon.

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Trump, Pence, Esper, Goldfein

US-Präsident Donald Trump, Vizepräsident Michael Pence, Verteidigungsminister Mark Esper und Luftwaffenchef General David L. Goldfein (v.l.n.r.) beim Angelobungszeremoniell Espers am 28. Juli 2019.

(Bild: Tia Dufour/Weißes Haus (gemeinfrei))

Lesezeit: 3 Min.

Das Weiße Haus hat dem neuen Verteidigungsminister Mark Esper befohlen, die laufende Vergabe des wohl größten IT-Auftrags der US-Militärgeschichte zu überprüfen. Dies berichtet die Washington Post. Geplant ist, eine einheitliche Cloud namens JEDI (Joint Enterprise Defense Infrastructure) für alle Teilstreitkräfte einzurichten. Der Auftragswert soll bei zehn Milliarden US-Dollar für zehn Jahre liegen. Amazons AWS galt als Favorit, was US-Präsident Donald Trump stört.

Der Mann hat sich wiederholt negativ über Amazon, dessen Chef Jeff Bezos, sowie dessen Zeitung Washington Post geäußert. Unter anderem hat Trump erfolglos versucht, die US-Post zu einer Erhöhung ihrer Tarife speziell für Amazon-Pakete zu drängen. Vor zwei Wochen hatte er dann die Überprüfung der JEDI-Vergabe angekündigt.

Im Rennen waren nur noch Amazon und Microsoft. Die offizielle Entscheidung war noch im Sommer erwartet worden. Amazon dürfte der einzige Anbieter von Cloud-Diensten sein, der eine Sicherheitszertifizierung für die Verarbeitung von Top-Secret-Informationen erhalten hat. Mehrere US-Bundesbehörden, darunter die CIA, benutzen bereits Amazons Web Services (AWS).

Google hatte sich ursprünglich ebenfalls für den Großauftrag interessiert, nach Protesten eigener Mitarbeiter aber von einem Gebot Abstand genommen. Oracle und IBM wünschen sich eine Vergabe des Auftrags in kleineren Teilen an mehrere Unternehmen. Andernfalls gingen sie leer aus. Beide haben erfolglos versucht, die bevorstehende Vergabe an Amazon juristisch zu stoppen.

Oracle wird intensives Lobbying in Washington gegen die Vergabe an Amazon nachgesagt. Ein hochrangiger Manager hat eine Grafik in Umlauf gebracht, die eine Verschwörung zwischen Amazon-Managern und Angehörigen der Regierung Obama zur Bildung eines Cloud-Monopols unterstellt. Diese Grafik soll auf Trumps Schreibtisch gelandet sein.

Der Bank-Hack bei Capital One mit über 100 Millionen Betroffenen bedeutet zusätzlichen Gegenwind für Amazon. Die gehackten Systeme sind bei AWS gehostet. Zwar haben sowohl Amazon als auch Capital One betont, die entscheidende Fehlkonfiguration der Firewall sei im Bereich Capital Ones gelegen und kein Fehler der AWS-Cloud. Dennoch hat ein Ausschuss des US-Unterhauses bei beiden Unternehmen Informationen zu dem Vorfall angefordert und dabei explizit den JEDI-Auftrag erwähnt.

Wie lange der neue Verteidigungsminister für die Überprüfung brauchen wird, ist offen. "Minister Esper hat sich dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass unsere Krieger die besten Fähigkeiten, inklusive Künstlicher Intelligenz, haben, um die tödlichste Kraft der Welt zu bleiben, und gleichzeitig Steuerzahler-Dollars zu schützen", heißt es in einer Stellungnahme des US-Verteidigungsministeriums. (ds)